Die ersten zwei freien Trainings zum MotoGP-Rennen in Jerez 2016 gingen standesgemäß zu Ende: mit dem Weltmeister ganz oben im Klassement. Jorge Lorenzo holte sich nicht nur im ersten, sondern am Schluss auch im zweiten freien Training die Bestzeit und führt damit logischerweise das Klassement in der kombinierten Zeiten-Liste nach zwei Trainings auch an. Beeindruckend dabei Lorenzos Leistung im letzten Sektor, dort alleine war er zweieinhalb Zehntel schneller als der Rest der Welt. Im Gegensatz zur Konkurrenz wählte Lorenzo am Freitag aber eine ganz andere Taktik.

Diese antizyklische Herangehensweise von Lorenzo erstreckte sich über den gesamten Trainingstag, denn schon in der ersten Session verfolgte Lorenzo eine andere Reifen-Strategie als die Konkurrenz: "Heute Morgen war ich einer der Wenigen, die am Ende neue Reifen aufgezogen haben. Zu Beginn hatten wir Probleme mit dem Setting und der Elektronik, deshalb war ich nicht sehr schnell", erklärte der Weltmeister. Dennoch, mit frischen Gummis raste Lorenzo schließlich doch noch zur Bestzeit. "Die Position war nicht sehr realistisch", meinte Lorenzo hinter, dennoch wurde ihm deutlich, wie konkurrenzfähig er schon am Freitag wieder unterwegs war.

Trotz anderer Strategie: Lorenzo brilliert am Jerez-Freitag

Pokerface: Lorenzos Reifenstrategie unterschied sich grundsätzlich von der der Konkurrenz, Foto: Tobias Linke
Pokerface: Lorenzos Reifenstrategie unterschied sich grundsätzlich von der der Konkurrenz, Foto: Tobias Linke

"Am Nachmittag war ich auf dem alten Reifen derjenige mit der besseren Pace und auf dem neuen Reifen der Schnellste", erkannte Lorenzo. Trotzdem weiß er seine Bestzeit noch nicht genau einzuschätzen: "Das ist schwer zu analysieren wegen der unterschiedlichen Strategien bei der Reifenwahl. Die Meisten haben die Session mit einem neuen Reifen begonnen und haben den während der ganzen Session drauf gelassen", ist Lorenzo aufgefallen. "Und ich bin es genau anders herum angegangen, ich habe mit einem alten Reifen begonnen und habe dann am Schluss einen neuen verwendet."

Ein Blick auf die Longruns zeigt aber: Lorenzos Bestzeiten waren keine Eintagsfliege. Im zweiten freien Trainings konnte er die schnellste Pace des gesamten MotoGP-Feldes gehen. In seinem ersten Run drehte Lorenzo konstant niedrige 1:40er-Zeiten und steigerte sich am Ende auf hohe 1:39er-Runden. Entsprechend zufrieden fällt auch Lorenzos Gesamtfazit aus: "Generell war das Gefühl am Nachmittag gut, wir haben eine gute Pace und sind ziemlich schnell."

Jerez: Lorenzo macht den Unterschied im 4. Sektor

In den schnellen Kurven von Sektor 4 fühlt sich Lorenzo zuhause, Foto: Tobias Linke
In den schnellen Kurven von Sektor 4 fühlt sich Lorenzo zuhause, Foto: Tobias Linke

Ziemlich schnell ist ein gutes Stichwort. Denn mit Schnelligkeit glänzte Lorenzo vor allem im vierten Abschnitt des Circuito de Jerez, mit den beiden schnellen Rechtskurven hinter dem Fahrerlager. Bei Betrachtung der schnellsten Sektorzeiten fällt auf, dass Lorenzo sowohl im ersten als auch im zweiten freien Training hier zweieinhalb Zehntelsekunden vor dem nächstschnellsten Fahrer (in beiden Trainings Hector Barbera) liegt. Hier machte Lorenzo also noch einmal richtig Boden gut.

"Schon seit vielen Jahren bin ich im letzten Sektor schnell, vor allem in der MotoGP aber auch schon zu meinen 250er-Zeiten", erklärte Lorenzo. "Diese zwei schnellen Rechtskurven im vierten Gang kommen meinem natürlichen Talent, schnell in den schnellen Kurven zu sein, entgegen. In den langsamen und mittelschnellen Kurven kann ich dagegen kaum Zeit herausholen. Aber vor allem in den zwei schnellen Rechtskurven kann ich den Unterschied machen", analysiert Lorenzo.