Es ist ein langer, steiniger Weg für einen jungen Motorradfahrer. Die MotoGP zu erreichen erfordert viel harte Arbeit, Entbehrungen und eine Menge Talent. Das gilt für alle 21 Piloten, die 2016 in der Königsklasse Gas geben. Nicht alle von ihnen haben aber dieselbe Route gewählt, um am Ende in der MotoGP zu landen. Von nationalen Meisterschaften über seriennahe Klassen bis hin zu mutigen Sprüngen ist alles dabei. Motorsport-Magazin.com kennt die Karrierewege des MotoGP-Starterfelds 2016:
Der Klassiker
Die typische Karriere eines MotoGP-Piloten führt über die kleineren Klassen der Motorrad-Weltmeisterschaften. Früher waren das die bis 125- beziehungsweise 250ccm, seit 2012 respektive 2010 heißen sie Moto3 und Moto2. Mit Valentino Rossi, Jorge Lorenzo, Marc Marquez, Dani Pedrosa und Andrea Dovizioso haben sich alle aktiven Sieger eines MotoGP-Rennens für diese Karriere entschieden. Außerdem gingen auch Stefan Bradl, Alvaro Bautista, Hector Barbera, Maverick Vinales, Andrea Iannone, Bradley Smith, Pol Espargaro, Scott Redding und Tito Rabat diesen Weg.
Die Vorteile beim Durchlaufen der kleineren Weltmeisterschaftsklassen liegen auf der Hand. Die Fahrer haben schon im jungen Alter die Chance, Strukturen und Abläufe der Motorrad-WM kennenzulernen, ohne dabei bereits als MotoGP-Pilot im Rampenlicht zu stehen. Außerdem können sich die Fahrer so alle Rennstrecken im WM-Kalender einprägen und Kontakte zu Teams, Herstellern und Führungspersönlichkeiten der MotoGP knüpfen, was beim Aufstieg in die Königsklasse ein entscheidender Vorteil sein kann.
MotoGP-Ausbeute dieser Fahrer:
Siege | Punkte | Pole Positions | Podien | WM-Titel | |
Gesamt: | 179 | 14416 | 149 | 450 | 12 |
Schnitt je Fahrer: | 12,79 | 1029,71 | 10,64 | 32,14 | 0,86 |
Der Superbike-Umweg
Zwar ist der Weg über Moto3 und Moto2 der aussichtsreichste in die MotoGP, gleichzeitig aber auch der teuerste. Ohne finanzstarke Sponsoren im Rücken ist ein Einstieg in die kleinsten Klassen kaum möglich. Gegen eine Vielzahl an anderen interessierten Piloten muss man sich selbst mit ausreichendem Budget durchsetzen. Für alle Fahrer, die hierbei auf der Strecke bleiben, ist die erste Alternative meist ein Umweg über die Superbike-Weltmeisterschaft und ihre Nachwuchskategorien World Supersport und Superstock Cup.
Im aktuellen MotoGP-Starterfeld gingen mit Cal Crutchlow, Eugene Laverty und Loris Baz drei Piloten diesen Weg. Crutchlow war der erste von ihnen. Er krönte sich 2009 zum Weltmeister in der Supersport-Klasse und stieg im folgenden Jahr in die Superbike-WM auf. Nach nur einer Saison zog er weiter in die MotoGP, wo er für Tech 3 unterschrieb. Crutchlow ist derzeit auch der erfolgreichste MotoGP-Pilot mit Superbike-Vergangenheit. Acht Podiumsplatzierungen holte er bisher auf Yamaha, Ducati und Honda. Derartige Erfolge können Baz und Laverty bisher noch nicht vorweisen. Beide kamen erst im Vorjahr aus der WSBK in die MotoGP, Baz von Kawasaki zu Forward Racing und Laverty von Suzuki zu Aspar. Baz war über Superstock und Supersport zu den Superbikes kommen, Laverty war vor seiner Supersport-Zeit sogar in der Motorrad-WM bei den 125ern und 250ern unterwegs.
MotoGP-Ausbeute dieser Fahrer:
Siege | Punkte | Pole Positions | Podien | WM-Titel | |
Gesamt: | 0 | 645 | 2 | 8 | 0 |
Schnitt je Fahrer: | 0 | 215 | 0,67 | 2,67 | 0 |
Der zweite Anlauf
Manche Piloten gehen zwar den gewöhnlichen Weg über die kleinste und mittlere bis hin zur Königsklasse der Motorrad-Weltmeisterschaften, müssen dann aber wieder einen Schritt zurück machen. Dieses Schicksal ereilte im aktuellen Starterfeld Aleix Espargaro. Nach mehreren Saisons in den Klassen bis 125- und 250ccm stieg er 2010 als Stammfahrer für Pramac Racing in die MotoGP auf. Nach nur einem Jahr in der Königsklasse, das er auf dem 14. Gesamtrang beendete, ging es für ihn wieder hinunter in die mittlere Klasse, die nun bereits die Moto2 war. Für die Saison 2012 bekam Espargaro schließlich wieder einen MotoGP-Vertrag bei Aspar in der neu geschaffenen CRT-Kategorie. Sein zweiter Versuch machte sich schließlich bezahlt. Die CRT-Klasse gewann er in den beiden Jahren ihres Bestehens ebenso souverän wie in der darauffolgenden Saison die Open-Klasse, was ihm ab 2015 einen Werksplatz bei Suzuki einbrachte.
MotoGP-Ausbeute von Aleix Espargaro:
Siege | Punkte | Pole Positions | Podien | WM-Titel |
0 | 479 | 2 | 1 | 0 |
Der Springer
Während etwa Aleix Espargaro etwas länger für den endgültigen Aufstieg in die Königsklasse brauchte, konnte es anderen gar nicht schnell genug gehen. So wagte Jack Miller nach der Saison 2014 als Vizeweltmeister der Moto3 den Aufstieg in die MotoGP und übersprang dabei einfach die Moto2, von vielen Piloten als die ultimative Ausbildungsstätte geschätzt. Miller war der erste Pilot seit seinem australischen Landsmann Garry McCoy 1998, der den direkten Sprung von der kleinsten in die größte Klasse wagte. Der große Erfolg stellte sich bei Miller in der Debütsaison noch nicht ein. Er beendete das Jahr auf Gesamtrang 19.
MotoGP-Ausbeute von Jack Miller:
Siege | Punkte | Pole Positions | Podien | WM-Titel |
0 | 17 | 0 | 0 | 0 |
Die Exoten
Die bisher gezeigten Wege führen allesamt über Weltmeisterschaften. Dass es auch anders geht, bewiesen Yonny Hernandez und Danilo Petrucci. Sie kämpften sich über nationale Serien in die MotoGP. 2011 war Petrucci italienischer Superstock-Meister auf Ducati, es folgte prompt die Beförderung zu IodaRacing in die MotoGP. Nach drei Saisons im Team wechselte er schließlich 2015 zu Pramac Racing, wo er in Silverstone erstmals auf das Podium fuhr.
Petruccis letztjähriger Teamkollege Hernandez ging einen ebenfalls ungewöhnlichen Weg. 2008, im Alter von 19 Jahren, wechselte er erst vom Motocross- in den Straßenrennsport. 2009 fuhr er in der spanischen Supersport-Klasse und von dort aus gelang ihm der Sprung in die Moto2. Von dort aus ging er dann 2012 seinen Weg in die Königsklasse.
MotoGP-Ausbeute dieser Fahrer:
Siege | Punkte | Pole Positions | Podien | WM-Titel | |
Gesamt: | 0 | 341 | 0 | 1 | 0 |
Schnitt je Fahrer: | 0 | 170,5 | 0 | 0,5 | 0 |
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