Phillip Island präsentierte sich am ersten von drei MotoGP-Testtagen in dieser Woche richtig ungemütlich, obwohl in Australien eigentlich gerade Hochsommer ist. Immer wieder regnete es während der achtstündigen Testsession, die Strecke trocknete stets wieder auf. Ein ständiges Wechselspiel der Verhältnisse also. Prädestiniert für den von Michelin neu entwickelten Intermediate-Reifen, den die MotoGP-Piloten sich schon lange gewünscht hatten. Das dachte man zumindest. Tatsächlich gefahren wurde auf dem Intermediate am Mittwoch exakt eine Runde. Marc Marquez wagte das Experiment und beendete es sofort wieder. Es gibt mehrere Gründe für die momentane Abneigung der Piloten gegenüber den Intermediates.

Der erste Grund ist ein relativ simpler. Motorradfahren auf nasser Fahrbahn ist gefährlich. Immer. Die Sturzgefahr ist ungleich höher als im Trockenen, egal ob man mit Intermediates auf feuchtem Untergrund oder mit Regenreifen auf völlig nasser Fahrbahn unterwegs ist. Andrea Dovizioso etwa verzichtete aus diesem Grund am Mittwoch gleich vollkommen auf eine gezeitete Runde: "Man muss sich sehr gut überlegen, ob es das Risiko wert ist. Natürlich muss man bei allen Verhältnissen irgendwann testen, aber heute hatte ich zu große Angst vor einem Sturz."

Angst vor einem Sturz! Worte, wie man sie von einem MotoGP-Piloten nur ganz selten hört. Doch auch diese ungewöhnliche Aussage des noch dazu auf nasser Fahrbahn überaus begabten Andrea Dovizioso lässt sich erklären. Phillip Island ist die mit Abstand schnellste Strecke im Grand-Prix-Kalender, fast alle Kurven werden mit hohem Tempo durchfahren. "Wenn man hier stürzt, ist es meistens ziemlich heftig", bestätigt Dovizioso. Die meisten Piloten teilten seine Bedenken so kurz vor dem Saisonstart in Katar, gingen aber dennoch mit Regenreifen auf die Strecke. Die Intermediates blieben jedoch wie erwähnt mit Ausnahme von Marc Marquez in der Box.

Marquez war mit drei Reifentypen unterwegs, Foto: Repsol
Marquez war mit drei Reifentypen unterwegs, Foto: Repsol

Nur auf Phillip Island

Schuld daran waren die besonderen Wetterbedingungen auf Phillip Island. "Die Verhältnisse hier sind einzigartig", erklärt Pol Espargaros Crewchief Nicolas Goyon. "Die Strecke ist trotz des Regens relativ warm. Außerdem ist der Wind stark. Dadurch trocknet der Asphalt extrem schnell." Das gibt dem Intermediate nur eine äußerst kurze Zeit, in der er sich in seinem Arbeitsfenster befindet. "Es ist echt schwer zu verstehen, wann man diesen Reifen hier einsetzen kann", bestätigt Versuchskaninchen Marc Marquez. Erzrivale Valentino Rossi stimmt ihm zu: "Wir haben heute nicht das richtige Fenster gefunden, auch wenn der Intermediate schon helfen kann."

Auf Phillip Island war es am Mittwoch also meist entweder zu trocken oder zu feucht für den Intermediate. "Wenn die Verhältnisse konstant sind, macht es Sinn zu fahren", erklärt Crewchief Goyon. "Sobald aber gemischte Bedingungen sind, bringt es nichts. Man kann keine sinnvolle Arbeit am Motorrad durchführen." Diese hielt sich am Mittwoch aufgrund der Witterung ohnehin in Grenzen, die Anpassungsarbeiten mit der neuen Elektronik auf feuchter Strecke erschwerten die Arbeit. Ein generelles 'Nein' zum Intermediate ist das freilich noch nicht. In Qualifyings oder Rennen mit gemischten Verhältnissen kann er ein Trumpf sein. Ein großes Sicherheitsplus ist er da auf jeden Fall.