Marc Marquez machte zumindest in Sepang und Valencia Valentino Rossi das Leben schwerer als nötig. Daran besteht mittlerweile kaum mehr ein Zweifel. Marquez war sichtlich sauer auf Rossi und zeigte ihm das auf der Strecke mit voller Härte. Die große Frage, die bleibt, ist aber die, nach dem Auslöser des Konflikts. Manche meinen, Marquez habe nach seinen Niederlagen gegen Rossi in Argentinien und Assen bereits seinen Rachefeldzug geplant und hätte diesen auf jeden Fall durchgeführt. Andere glauben, Rossi habe mit seinen harten Anschuldigungen vor dem Rennwochenende in Malaysia eine Eskalation verursacht, die ansonsten vielleicht gar nicht passiert wäre.

Zu der zweiten Gruppe gehört auch Jorge Lorenzo. Der MotoGP-Weltmeister 2015, der sich in der Schlussphase der Saison über Marquez' Schützenhilfe freuen durfte - ob nun gewollt oder nicht - sieht Rossis Brandrede in Sepang als Auslöser der Eklats in den GPs von Malaysia und Valencia. "Valentino hat diese Situation ganz alleine geschaffen und am Ende ist sie gegen ihn verlaufen", offenbart Lorenzo im Gespräch mit Motosprint seine Meinung. "Er hat in der Pressekonferenz am Donnerstag in Sepang einen Fehler gemacht. Das sage ich ganz offen. Das ist meine Meinung. Wenn er Marc nicht öffentlich attackiert und ihm so etwas Ernstes vorgeworfen hätte, sondern in aller Ruhe mit ihm alleine und ohne die Medien gesprochen hätte, wären die Dinge anders verlaufen."

Rossi zog in Sepang gegen Marquez vom Leder - der lachte zuerst noch, Foto: Milagro
Rossi zog in Sepang gegen Marquez vom Leder - der lachte zuerst noch, Foto: Milagro

Rossi hatte ja Marquez bezichtigt, bereits auf Phillip Island für Lorenzo gefahren zu sein, war zu diesem Zeitpunkt mit seiner Einschätzung aber noch relativ alleine. Das Gespräch unter vier Augen hatte Rossi jedenfalls bereits am Sonntagabend in Australien gesucht. Der genaue Inhalt der Unterhaltung zwischen ihm und Marquez ist nicht bekannt, Rossi soll aber überaus aufgebracht gewesen sein und seinen früheren Kumpel im MotoGP-Paddock gefragt haben, warum er seinen Weltmeistertitel verhindern wolle. Zu einer zufriedenstellenden Lösung scheinen die beiden Streithähne damals nicht gekommen zu sein.

Rossis Strategie geht nach hinten los

Lorenzo hält dennoch an seiner Meinung fest, dass die Differenzen zwischen Rossi und Marquez lösbar gewesen wären. "Valentino hätte mit Marc die Vorkommnisse, die für Spannung zwischen den beiden gesorgt haben, also die Rennen in Argentinien und Assen, klären können. So hätte sich das vielleicht alles regeln lassen", glaubt Lorenzo. "Valentino hat sich aber für eine andere Strategie entschieden und den umgekehrten Effekt von dem erhalten, was er wollte. Er hat das Biest geweckt."

Lorenzos Wortmeldung ist eine von zahlreichen seinerseits zu der Situation zwischen Rossi und Marquez seit dem Saisonfinale. Meist ließ Lorenzo dabei kein gutes Haar an seinem Teamkollegen Rossi. So warf er ihm unter anderem vor, die Öffentlichkeit geblendet zu haben und schuld an den Beleidigungen gegen Lorenzo zu sein.