Der Aufwärtstrend wurde fortgesetzt, das Ziel dennoch klar verpasst. Ducati zeigte 2015 eine richtig starke Saison. Acht Mal standen Andrea Iannone und Andrea Dovizioso auf dem Podium, hinzu kommt je eine Pole-Position pro Fahrer. Die Vorgabe für das zu Ende gehende Jahr waren aber nicht Platzierungen unter den Top-Drei und auch nicht erste Startplätze, sondern mindestens ein Sieg im Rennen. Der blieb Ducati wie schon in den vergangenen vier Saison einmal mehr verwehrt. Motorsport-Magazin.com mit einem Rückblick zwischen Fortschritt und Stagnation:

Die Fahrer

Als klare Nummer eins im Werksteam ging Andrea Dovizioso in die Saison, war es für ihn ja bereits das dritte Jahr im Factory-Rennstall. In den ersten Rennen untermauerte er seinen Status als Teamleader auch souverän, wurde in Katar, Texas und Argentinien jeweils Zweiter und ließ in Le Mans Rang drei folgen. Der erste Saisonsieg für Dovizioso schien in dieser Phase nur eine Frage der Zeit, doch dann passierte dem Routinier ein unerklärlicher Einbruch. In Mugello und Assen hatte er mit Defekten Pech, doch auch in den anderen Rennen war der zu Jahresbeginn noch so starke Dovizioso nicht mehr wiederzuerkennen. Nur im Regenchaos von Silverstone schaffte er noch den Sprung auf das Podium, ansonsten kam er diesem nicht einmal nahe. Er wirkte ebenso wie sein Team rat-, in den letzten Saisonrennen sogar etwas lustlos.

Das Leistungstief Doviziosos nutzte sein von Pramac geholter Neo-Teamkollege Andrea Iannone aus, um so richtig zu glänzen. Zu Saisonbeginn trotz seinem ersten MotoGP-Podium in Katar noch deutlich im Schatten Doviziosos, drehte Iannone ab Mugello so richtig auf. Vor heimischem Publikum stellte er die Ducati in Italien auf die Pole-Position, fuhr im Rennen auf Rang zwei und knackte mit 350,8 Stundenkilometern den MotoGP-Topspeedrekord. In der Folge übernahm Iannone mit konstant guten Leistungen die Rolle des Teamleaders und landete am Ende trotz dreier Nullnummern in Japan, Malaysia und Valencia auf dem fünften Gesamtrang, 26 Punkte und zwei Plätze vor Dovizioso. Eine faustdicke Überraschung!

Das Motorrad

Keine MotoGP-Maschine sorgte in den ersten Monaten des Jahres für so viel Aufsehen wie die Ducati Desmosedici GP15. Schon rein optisch präsentierte sich die erste völlig von Gigi Dall'Igna designte Ducati grundlegend anders als ihre Konkurrentinnen. Mit großen Flügeln an der Front des Motorrads sollte mehr Anpressdruck auf das Vorderrad erzeugt werden und so das Einlenkverhalten verbessert werden. Die simple Lösung zeigte zusammen mit anderen Anpassungen im Bereich des Chassis Wirkung und machte die in den letzten Jahren so träge Ducati wieder agil.

Aufgrund der immer noch aktuellen Zugeständnisse für erfolglose Hersteller war Ducati zu Saisonbeginn auch leistungstechnisch ganz vorne mit dabei und kam so mit Andrea Dovizioso gleich beim Auftakt in Katar dem Sieg so nahe wie danach nie mehr 2015. Nach den Podiumsplatzierungen zum Start verlor man nämlich wie im Reglement festgelegt an Spritvolumen und konnte Honda und Yamaha so nicht mehr wirklich fordern. Daher scheiterte auch die GP15 am Ziel, einen Rennsieg einzufahren. Sie war aber bereits deutlich näher dran als ihre Vorgängerinnen.

Ducatis Highlight

Der Saisonauftakt in Katar lief für Ducati fast perfekt. Pole durch Andrea Dovizioso, Rang zwei und drei im Rennen durch Dovizioso und Andrea Iannone. Nur der Sieg ging mit 0,174 Sekunden Vorsprung an Valentino Rossi. Dennoch war das Nachtrennen in der Wüste von Katar eine erste Demonstration dessen, wozu Ducati nun wieder im Stande ist. Natürlich genoss man gegenüber Honda und Yamaha noch gewisse Vorteile, allerdings war die GP15 zu diesem Zeitpunkt auch alles andere als ausgereift, kam sie doch erst bei den Februar-Testfahrten erstmals zum Einsatz.

Ducatis Lowlight

Es ist sinnbildlich für die Saison von Ducati, dass der absolute Tiefpunkt fast genau am anderen Ende des Jahres liegt, wie der Höhepunkt der Italiener. Im vorletzten Rennen der Saison in Sepang ging das Werksteam völlig leer aus. Andrea Iannone musste seine Ducati schon in Runde zwei abstellen, nachdem ein Stein seinen Kühler durchschossen hatte. Andrea Dovizioso kam zehn Runden vor Ende schuldlos im Duell mit Cal Crutchlow zu Sturz und musste ebenfalls aufgeben. Null Punkte also für Ducati, das auch zwei Wochen später in Valencia mit neun Zählern nur wenig Grund zur Freude hatte.