Die Rollenverteilung nach der Kollision von Sepang war klar. Für Marc Marquez war Valentino Rossi der Schuldige, für Rossi klarerweise Marquez. Niemand gestand einen eigenen Fehler ein. Im Fall von Marc Marquez hat sich daran auch knapp zwei Wochen später nichts geändert. "Ich bereue nur, dass ich nicht ins Ziel gekommen bin", meinte er am Donnerstag in Valencia vor der versammelten Presse.

Zumindest einen Hauch von Einsicht zeigte hingegen Rossi. Er äußerte leise Selbstkritik nach seinem Manöver, mit dem er Marquez an den Rand der Strecke gedrängt hatte, wo es schließlich zur Kollision kam: "Ich bereue, dass ich in dieser Kurve weit gegangen und nicht meine normale Linie gefahren bin." Diesen Fehler einzugestehen zeugt durchaus von der sportlichen und menschlichen Größe Rossis, hilft ihm aber auch nicht weiter. Der Internationale Sportgerichtshof CAS schmetterte am Donnerstag seine Berufung gegen die Strafe der Rennleitung ab. Er muss somit am Sonntag vom 26. und letzten Startplatz in den Grand Prix von Valencia gehen.

Situation schwierig, aber nicht aussichtslos

Eine Lage, die selbst dem neunfachen Weltmeister Kopfzerbrechen bereitet: "Meine Ausgangssituation hier war ohnehin schon schwierig, so wird es natürlich noch viel härter. Ich werde aber natürlich dennoch alles geben, konzentriert arbeiten und hoffentlich am Sonntag eine gute Pace haben. Dann werden wir sehen, was passiert. Meine Chancen auf den Titelgewinn einzuschätzen, ist derzeit sehr schwierig."

Rossi muss nach der Sepang-Kollision vom Ende des Feldes starten, Foto: Milagro
Rossi muss nach der Sepang-Kollision vom Ende des Feldes starten, Foto: Milagro

Zu viel können im Verlauf des Grand Prix passieren. Wie kurios ein WM-Finale in Valencia verlaufen kann, musste Rossi 2006 selbst erkennen, als er als WM-Leader in das letzte Rennen ging, stürzte und den Titel noch an Nicky Hayden verlor. "Das Rennen hier ist echt lang, es sind 30 Runden. Wenn man vom letzten Startplatz ins Rennen geht, ist es dennoch schwierig, sich eine Strategie zurechtzulegen. Natürlich ist das Risiko, irgendwo verwickelt zu werden, so viel höher. Ich werde alles versuchen, um nach vorne zu kommen. Dazu muss ich aber auf jeden Fall die richtigen Entscheidungen beim Setup und der Reifenwahl treffen", gibt sich Rossi entschlossen, noch einmal das Maximum aus seiner Yamaha M1 herauszuholen.

Am Ablauf seines Wochenendes wird sich trotz Startplatz 26 nichts ändern, beteuert Rossi. "Ich werde alles gleich machen wie sonst auch. Ich fühle mich eigentlich auch ganz normal und gehe so an die Sache heran, wie immer. Ich werde auch das Qualifying ganz normal bestreiten. Mein Team ist voll fokussiert und wir versuchen, das als positive Motivation zu nehmen", zeigt Rossi schon wieder seinen gewohnten Optimismus.

Eine gewisse Trauer über seine Situation konnte er aber dennoch nicht verstecken: "Mein Traum war es, unter normalen Umständen um den Titel zu kämpfen. Dass die Situation jetzt anders aussieht, ändert aber nichts an meiner Leidenschaft für den Sport. Ich werde nächstes Jahr sicher auch fahren und dann sehen, wie ich weitermache."