Zwei Rennen stehen in der MotoGP-Saison 2015 noch aus. In knapp drei Wochen in Valencia wissen wir also spätestens, ob der Weltmeister 2015 Valentino Rossi oder Jorge Lorenzo heißen wird. Gerade nach einem geschichtsträchtigen australischen Grand Prix auf Phillip Island ist die Spannung im Titel-Thriller geradezu zum Zerreißen. Lorenzo hat wieder sieben Punkte auf Rossi gut gemacht, und trotzdem ist der Mallorquiner noch auf weitere Schützenhilfe angewiesen. Zwei Siege in den letzten zwei Rennen würden nicht mehr reichen, wenn Rossi beide Male als Zweiter die Zielflagge sieht.

Rossi gegen Lorenzo - gerade in der Vergangenheit war dieses Duell an Brisanz kaum zu überbieten. Die teaminternen Yamaha-Schlachten von Barcelona 2009 und Motegi 2010 sind vielen Fans noch in lebhafter Erinnerung. Und auch, wenn ihre Rivalität bei weitem nicht mehr die Höhepunkte von damals erreicht - Rossi griff in diesem Jahr schon das ein oder andere Mal in die psychologische Trickkiste, um Lorenzo aus dem Konzept zu bringen. So hetzte Rossi in Misano Lorenzo in einen Sturz auf feuchter Piste mit Slicks, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht auf Betriebstemperatur waren.

Rossi oder Lorenzo? Einer von beiden wird MotoGP-Weltmeister 2015, Foto: Monster
Rossi oder Lorenzo? Einer von beiden wird MotoGP-Weltmeister 2015, Foto: Monster

Lin Jarvis appelliert an Rossis und Lorenzos Vernunft

"Sie wissen, was sie tun", sieht Yamaha-Rennleiter Lin Jarvis das Duell seiner beiden Fahrer auf Crash.net relativ entspannt. Das kann er auch sein, sicherte sich der japanische Hersteller doch bereits die Team- und die Marken-WM. Auch der Fahrertitel wird schon sicher an Yamaha gehen. Trotzdem sieht Jarvis eine drohende Eskalation des Duells mit einem flauen Gefühl im Magen: "Es gibt aber, sagen wir mal, keinen Grund dazu, irgendetwas Offensichtliches zu diesem Zeitpunkt zu versuchen, um dann nicht mehr kontrollieren zu können, was im Rennen passiert", warnt Jarvis.

"Ich erwarte, dass sie den Titel hart aber fair ausfechten werden. Und sollte einer von ihnen durch ein unfaires Manöver Weltmeister werden, dann werden sich einige Leute daran auch noch in vielen, vielen Jahren erinnern", gibt der Brite zu bedenken, wohlwissend, dass dies dann auch für den Hersteller zu einem PR-Alptraum verkommen würde. Jarvis appelliert daher weiter an seine Piloten: "Ich denke, dass dies auch nicht im Interesse der Beiden wäre. Das sagt mir mein Gefühl. Aber wir werden sehen." Als besonderes Schlusswort richtet Jarvis in Richtung seiner Star-Piloten aus: "Möge euer Gott mit euch sein!"