Es war eine grandiose Show, die die derzeit besten Motorradfahrer der Welt den Fans auf einer der schönsten und schnellsten Strecken des Planeten geboten haben. Jorge Lorenzo, Valentino Rossi, Marc Marquez und Andrea Iannone verwöhnten die Zuschauer mit einem Zweikampf-Leckerbissen nach dem nächsten und kämpften knallhart und ohne Rücksicht auf Verluste um die Spitzenposition beim Rennen auf Phillip Island.

Beim Start verlor Lorenzo wenig überraschend den Holeshot gegen die Ducati-Rakete von Iannone, doch schon bald setzte sich der Yamaha-Pilot in altbekannter Manier an die Spitze. Doch die Ducati und auch die Honda von Marquez kämpften sich in den ersten Runden mehr als ein Mal auf der langen Start-Ziel-Geraden wieder an Lorenzo vorbei. So konnte er nicht wie gewohnt an der Spitze mit einer unfassbaren Konstanz und Pace seine Kreise ziehen und musste sich jedes Mal neu wieder zurück auf Platz eins kämpfen.

Entscheidendes Manöver in der letzten Runde

Dennoch: In den ersten 17 Runden überquerte stets Lorenzo als Führender den Zielstrich. Zweikämpfe hinter dem Yamaha-Piloten sorgten dafür, dass sein Polster zwischenzeitlich 1,5 Sekunden betrug. Und trotzdem konnte sich Lorenzo nicht entscheidend absetzen, da Marquez jedes Mal wieder Rossi und Iannone wieder an Lorenzo heran zog. In Runde 18 eroberte Marquez die Führung von Lorenzo. Der Mallorquiner fiel in diesem Umlauf kurz bis auf die dritte Position zurück, doch wenige Runden später leuchtete hinter seinem Namen wieder die Eins auf.

Sich entscheidend abzusetzen misslang Lorenzo jedoch ein weiteres Mal. Drei Runden vor Schluss betrug der Vorsprung Lorenzos auf Marquez wieder knapp eine Sekunde. Doch der noch amtierende Weltmeister kämpfte sich mit einem wahren Husarenritt zurück, knallte im allerletzten Umlauf noch die schnellste Runde des Rennens hin und quetschte sich in Lucky Heights vorbei an Lorenzo. Im Zielsprint konnte Lorenzo dann nichts mehr ausrichten und raste als Zweiter hinter Marquez, aber vor Iannone und Rossi über die Linie.

Jorge Lorenzo machte wieder Boden auf Valentino Rossi gut, Foto: Yamaha
Jorge Lorenzo machte wieder Boden auf Valentino Rossi gut, Foto: Yamaha

Lorenzo: Zickige Front verhindert Flucht nach vorn

So verpasste es Lorenzo, durch Rossis vierten Platz in dieser Schlacht noch stärker zu profitieren. "Diese Position habe ich vor dem Rennen erwartet", erzählt Lorenzo, wohlwissend, dass Marquez als klarer Favorit auf den Sieg gehandelt wurde. "Marquez war von Freitag an sehr stark und ich dachte, er wäre schneller als ich. Im Rennen konnte ich richtig pushen und dran bleiben. Aber mit Iannone und Rossi da vorne habe ich nicht gerechnet", räumt der Yamaha-Pilot ein.

Doch warum konnte Lorenzo nicht wie gewohnt an der Spitze davon ziehen und das Rennen kontrollieren? "Vor allem in Rechtskurven und in langsamen Ecken hat die Front zu gemacht. Deshalb konnte ich vor allem in der letzten Runde den Abstand nicht aufrecht erhalten. Als ich vor dem letzten langsamen Eck Marc Motor gehört habe, war ich mir nicht sicher, ob das wieder passiert. Also habe ich die Tür etwas offen gelassen, und er konnte später bremsen", gibt Lorenzo Antwort.

Doch wichtiger als der Rennsieg war es für den zweifachen MotoGP-Champ, auf seinen ärgsten Widersacher Rossi Punkte aufzuholen. Das ist ihm gelungen, auch wenn er dem Sieg hinterher trauert: "Sieben Punkte aufzuholen ist besser als gar nichts, auch wenn es zwölf hätten sein können. Wir haben unsere Mission bei diesem Rennen erfüllt! Es ist ein gutes Resultat und wir fliegen glücklich weiter nach Malaysia."