Der derzeit noch amtierende MotoGP-Champion beehrte in diesen Tagen die Steiermark. Marc Marquez drehte am Red-Bull-Ring ein paar Runden und absolvierte für seinen Sponsor einige Film- und Fotoaufnahmen. Motorsport-Magazin.com war natürlich vor Ort und traf den Mann mit der Nummer 93 zum Gespräch.

Das Interview mit Marc Marquez gibt es dieses Mal übrigens nicht nur schriftlich, sondern auch als Video. Einfach runterscrollen!

Marc, du hattest bisher keine besonders gute Saison. Würdest du sagen, es war dein bisher härtestes Jahr, seit du in der Motorrad-Weltmeisterschaft fährst?
Marc Marquez: Nein, die härteste Saison ist es wohl nicht. In der 125ccm-Klasse hatte ich am Anfang noch viel größere Probleme. In der MotoGP war es aber wahrscheinlich mein bisher schlechtestes Jahr. Aber gut, ich habe dennoch bisher drei Rennen gewonnen und bin Dritter in der Weltmeisterschaft. Das Ziel ist natürlich immer, den Titel zu holen. Das Jahr war für uns schwierig, vor allem in den ersten sechs Rennen hatten wir große Probleme. Von da an war es eigentlich gut und wir hatten eine tolle Saison. Wir können aus diesem Jahr aber nur lernen. Seit ich in die MotoGP gekommen bin ist alles ideal gelaufen und ich konnte zwei Mal hintereinander die Weltmeisterschaft gewinnen, nun hatte ich eben einmal Schwierigkeiten. Aber wie gesagt, das ist auch gut so. Nach solchen Phasen kommt man nur noch stärker zurück.

Wie hast du dich nach deinen Stürzen in diesem Jahr gefühlt? Wie sah da dein Selbstbewusstsein aus? In den vergangenen drei Jahren hast du ja immer souverän den Titel geholt.
Marc Marquez: Im Moment ist mein Selbstbewusstsein wirklich groß. Nach dem Rennen in Barcelona - ich bin ja in Mugello und dann auch dort gestürzt - sah es aber deutlich schlechter aus. Nicht so sehr wegen des Sturzes, aber einfach, weil ich mich auf dem Motorrad nicht wohlgefühlt habe. Ich hatte keinen Spaß am Fahren. Dann haben wir aber diese großen Veränderungen am Chassis und in anderen Bereichen vorgenommen und von da an ging es stetig bergauf und ich konnte auch wieder Rennen gewinnen. Bis zum Saisonende wird das meiner Meinung nach wohl auch noch öfter der Fall sein.

Marc Marquez durfte ein paar Runden am Red-Bull-Ring drehen, Foto: Philip Platzer, Red Bull Content Pool
Marc Marquez durfte ein paar Runden am Red-Bull-Ring drehen, Foto: Philip Platzer, Red Bull Content Pool

Wie konnte das eigentlich passieren, dass du und Honda bei der Entwicklung des 2015er-Motorrads so eine falsche Richtung eingeschlagen habt? Das diesjährige Bike hat für dich ja gar nicht funktioniert und du musstest auf das Chassis von 2014 zurückwechseln.
Marc Marquez: Unser größter Fehler war wohl, dass wir das Motorrad und somit auch das Chassis nur in Sepang getestet haben. Dann sind wir in Katar angekommen und hatten uns bereits auf eine Version festgelegt, die anderen Optionen haben wir gar nicht mehr ausprobiert. Das war vielleicht der größte Fehler. Ich bin aber auch erst 22 Jahre alt und muss in manchen Bereichen eben immer noch dazulernen. Das gilt auch für das Team. In so einer Situation waren wir schließlich noch nie. So lernt man aber dazu. Ich hoffe und werde versuchen, dass wir nächstes Jahr besser vorbereitet sind und wieder um den Titel kämpfen können.

Inwiefern beeinflusst deine Performance in diesem Jahr die Entwicklung der 2016er-Honda und auch deine eigene Zielsetzung für die nächste Saison?
Marc Marquez: Im Moment ist unser Motorrad und somit auch die aktuelle Situation nicht so schlecht. Ich fühle mich wohl und im Trockenen können wir auch um den Sieg kämpfen. Die beiden Yamaha-Piloten sind aber natürlich sehr schnell und arbeiten sehr gut mit ihrem Motorrad. Wenn einem eine Maschine so ein gutes Gefühl gibt, wie es bei ihnen der Fall ist, dann wächst eben auch das Selbstbewusstsein. Wir arbeiten dafür schon hart für die nächste Saison und werden natürlich alles unternehmen, um konkurrenzfähiger zu sein.

Nach Silverstone hast du gesagt, dass du praktisch aus dem Titelrennen bist. Jetzt kämpfen also nur noch Valentino und Jorge um den Titel. Wie wirst du dich, wenn du gegen diese Beiden um einen Rennsieg kämpfst, verhalten, um nicht die Weltmeisterschaft in eine Richtung zu entscheiden?
Marc Marquez: Für mich spielt das eigentlich keine Rolle, weil keiner von den Beiden mein Teamkollege ist. Wenn mein Stallgefährte um den Titel kämpfen würde, dann würde ich natürlich versuchen ihm zu helfen. Sie sind aber beide Yamaha-Piloten, also werde ich einfach mein Rennen fahren und versuchen, möglichst oft zu gewinnen. Wer dann den Titel gewinnt, ist mir egal. Das ist auf jeden Fall in Ordnung für mich.

Denkst du, dass es im Hinblick auf 2016 vielleicht ein Vorteil für dich ist, dass du aktuell nicht mehr um den Titel kämpfst? Du kannst ja immerhin schon für nächstes Jahr Dinge probieren und dir über die kommende Saison Gedanken machen, während Valentino oder Jorge voll auf die derzeitige Situation fokussiert sein müssen.
Marc Marquez: Ich glaube nicht, dass es ein Vorteil sein wird. Sie haben ja schon eine sehr gute Basis und werden im nächsten Jahr wohl mit einem sehr ähnlichen Motorrad starten. Was aber stimmt ist, dass wir sehr konzentriert an die Sache herangehen und uns genau überlegen können, in welchen Bereichen wir für kommendes Jahr mehr Arbeit investieren müssen. In gewisser Weise hat Honda ja von Beginn des Jahres an auch schon für 2016 gearbeitet und wir werden versuchen, hier weiterhin einen guten Job zu machen und dann hoffentlich das beste Bike zu haben.

Marc Marquez im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com, Foto: Motorsport-Magazin.com
Marc Marquez im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com, Foto: Motorsport-Magazin.com

Wir sind ja hier heute am Red-Bull-Ring, 2016 wird die Strecke neu im MotoGP-Kalender sein. Denkst du, sie könnte dir und der Honda entgegenkommen?
Marc Marquez: Das wird bestimmt ein spannendes Wochenende, weil die Strecke eben für alle neu ist. Die Situation ist also für alle gleich, was ja auch schön ist. Ich bin zwar schon ein paar Runden hier gefahren, aber nur für Videoaufnahmen. Es ist eigentlich eine ziemlich schwierige Strecke, auch wenn sie vom Layout her sehr simpel und einfach aussieht. Wenn man dann aber hier fährt, mit den vielen Bergauf- und Bergabpassagen, ist es wirklich interessant.

Danke, Marc!
Marc Marquez: Danke!