Wenn es darum geht die Titelfavoriten für die anstehende MotoGP-Saison zu nennen, dann fallen in den meisten Fällen die drei üblichen Verdächtigen: Yamaha-Superstar Valentino Rossi, Vizeweltmeister Sete Gibernau und HRC-Werkspilot Max Biaggi.

Im Hinblick auf Rennsiege zählt TV-Kommentator und Paddock-Insider Rudi Moser zudem den Amerikaner Nicky Hayden sowie den Geheimfavoriten Makoto Tamada zum erweiterten Favoritenkreis für die neue Saison hinzu.

Eine unheimlich spannende Saison

Der amtierende Champion geht dennoch mit einem klar gesteckten Ziel an die Herausforderung 2005 heran: "Ich möchte eine weitere gute Saison zeigen", kündigt der Doctor an. "Die abgelaufene war eigentlich ein Traum für mich und mein Team. Es wird jetzt noch härter werden, aber ich werde alles geben, um wieder den Titel zu holen. Neun Siege waren schon eine starke Vorstellung. Wenn ich es mir aussuchen könnte, dürfen es 2005 wieder ebenso viele sein. Ich glaube, dass es eine unheimlich spannende Saison werden wird."

Sein letztjähriger Titelkonkurrent Sete Gibernau hat ebenfalls ein klares Ziel vor Augen und dafür "meine Ziele neu definiert": "Ich musste in den letzten Jahren sehr viel lernen und habe versucht alles aufzusaugen", so der Spanier. "2004 war für mich nicht einfach, aber ich komme jetzt immer besser zurecht. Für mein Team war es ebenfalls ein schönes, aber auch hartes Jahr, und auch sie mussten einen wichtigen Lernprozess durchschreiten. In der Gesamtheit sind wir stärker geworden, wenn wir im Zeitplan auch etwas zurückliegen. Trotzdem schauen wir nach vorne."

Der Titel als Ziel

Max Biaggi erfüllte sich mit dem Wechsel von Camel Honda zum HRC-Werksteam Repsol Honda derweil einen "Lebenstraum". "Große Unterschiede" konnte er zwischen dem letztjährigen und dem diesjährigen Bike aber "nicht" ausmachen. "Wir testen jetzt natürlich unzählige neue Teile; vorher ging das nicht, denn ich war ja kein Werksfahrer. Jetzt kann ich mir die besten Teile zusammensuchen und mir ein vernünftiges Paket schnüren. Am Ende habe ich ein maßgeschneidertes Motorrad und bin hoffentlich in der Lage, um den Titel zu kämpfen."

Nachdem Sete Gibernau bei den Tests konstant schneller war, ließ sich Biaggi trotz seines maßgeschneiderten Arbeitsgerätes die Maschine des Konkurrenten geben, was letzterem natürlich gar nicht mundete. Dennoch möchte Sete nichts von einer Nummer 1 Rolle des Italieners wissen.

"Das weiß ich nicht. Papier ist geduldig", betont er im MotoGP Sonderheft von Top In Sport. "Ich weiß nur, dass ich vor niemandem Angst haben muss. Es ist mir gleichgültig, was andere machen. Ich weiß, was ich will, und das reicht."

Die Kritik des HRC-Werksfahrers, dass Gibernaus Bike besser sei, lässt den coolen, spanischen Sunnyboy - der sich als eine Art "Mediator zwischen meinem Team, HRC und Michelin" sieht - hingegen kalt: "Natürlich mein Motorrad ist viel besser", scherzt er. "Es ist schade, dass er so schlechte Bedingungen vorfindet. Ich habe wirklich Mitleid mit ihm."

Alles andere als ein Spaziergang

Valentino Rossi kann über all diese Nebenkriegsschauplätze bei seinem Ex-Arbeitgeber nur Schmunzeln und darauf hinweisen, dass sein Motorrad besser als das vom letzten Jahr. "Die M1 des letzten Jahres war ein gutes Motorrad, aber damit haben wir die Grenzen erreicht", gesteht er ein. "Yamaha hat für 2005 ein komplett neues Teil gebaut. Es ist sehr schnell, braucht aber noch einige Detailarbeit. Das Fahrwerk und der Motor sind aber sicher besser als im letzten Jahr. Eines darf man auch nicht vergessen, auch die Konkurrenz hat ordentlich aufgerüstet."

Dabei geht Biaggi sogar so weit zu sagen, dass wir in dieser Saison "zu 99%" den besten Mad Max aller Zeiten erleben werden. "Aber schauen wir uns mal an, was die nächsten zehn Monate bringen", schiebt er vorsichtshalber noch nach. Die Chancen stehen trotzdem besser denn je für den ersehnten ersten MotoGP-Titelgewinn.

"Das ist wohl wahr. Am Ende des letzten Jahres hatte ich viele Möglichkeiten, um zu wechseln, aber ich bin nicht hier, um reich zu werden oder oft im Fernsehen zu sein, sondern um ein Ziel zu erreichen", bekennt Max Farbe. "Und das heißt ganz klar Weltmeister. Ich möchte am Ende des Jahres die Nummer Eins auf meinem Motorrad haben und damit basta. Das Paket mit Rossi und Yamaha ist gut, aber das können wir auch."

Deshalb sei Valentino der Mann, "den es zu schlagen gilt". Aber man dürfe auch Gibernau "nicht unterschätzen" und dann kommen laut Biaggi auch noch einige andere Fahrer dazu die, "Dir das Leben schwer machen können". So müsse man "Barros, Hayden, Capirossi und Tamada" auf der Rechnung haben. "Leicht wird die Sache nicht." Aber garantiert spannend.