Schwarzer Freitag für Valentino Rossi in Silverstone: Der Yamaha-Star verlor nach mehreren Setup-Irrwegen den Anschluss zur Spitze und Teamkollege Jorge Lorenzo. Mit seiner persönlich schnellsten Runde von 2:03.327 Minuten lag der Doktor letztlich neun Positionen und knapp eine Sekunde hinter dem Tagesschnellsten Lorenzo. Auch auf die beiden Repsol-Honda-Stars Marc Marquez und Dani Pedrosa büßte Rossi eine respektive 0,8 Sekunden auf die schnelle Runde ein, musste gegenüber dem spanischen Trio aber auch in Sachen Konstanz bei den längeren Runs klare Abstriche machen.

"Ich habe natürlich erwartet stärker zu sein, speziell nachdem es heute Morgen gar nicht so schlecht lief. Meine Rundenzeit in FP1 war nicht so weit weg von ganz vorn, aber wir leiden im Vergleich zur Spitze einfach stärker unter dem Abbau des Hinterreifens. Egal was wir mit dem Setup gemacht haben, wir haben einfach nichts Gutes gefunden", klagte der Doktor.

"Sonntagsfahrer" in Silverstone nicht genug?

Zwar gilt Rossi als absoluter ‚Sonntagsspezialist‘ und machte zwischen Freitag und dem Rennstart in dieser Saison bereits in schöner Regelmäßigkeit größere Rückstände zur Spitze wett, allerdings hatte der Doktor gegen Marquez und speziell Lorenzo in Silverstone schon in jüngster Vergangenheit nichts zu bestellen. Im erbitterten WM-Kampf mit Lorenzo (beide 211 Punkte) mit einem derartigen Handicap in das Wochenende zu starten, dürfte die Alarmglocken beim nach außen stets gelassenen Rossi dann doch etwas lauter schrillen lassen.

Valentino Rossi steht in Silverstone vor einer Mammut-Aufgabe, Foto: Milagro
Valentino Rossi steht in Silverstone vor einer Mammut-Aufgabe, Foto: Milagro

Lorenzo hingegen nutzte seinen eklatanten Freitags-Vorteil umgehend für eine Spitze gegen den großen Rivalen: "Wir alle hatten am kühlen Morgen Probleme, aber Marc, Dani und ich haben uns wirklich stark verbessert. Alle haben sich verbessert, aber niemand so sehr wie wir, und das macht eben den Unterschied." Auf die Frage nach den Favoriten für das Rennen vermied Lorenzo den Namen Rossi gar gänzlich: "Ich bin momentan in sehr guter Verfassung, aber auch die Hondas zeigen sich hier extrem stark. Bradley Smith auf der Satelliten-Yamaha sieht ebenfalls schnell aus. Wir wissen aus der Vergangenheit nur zu gut, was Marc hier leisten kann, aber fühlen uns stark genug für den Kampf."

Trotz Bestzeit: Auch Lorenzo hat Schwächen

Rossi stimmte den Aussagen seines Teamkollegen indirekt dann auch prompt zu: "Die Realität ist, dass ich einfach nicht schnell genug bin im Moment. Wir sind schlecht ins Wochenende gestartet und das ist nicht der Weg, den wir gehen sollten." Gänzlich schwarz sieht Rossi allerdings nicht: "Der Weg von heute Morgen war vielversprechend und wir müssen so schnell wie möglich wieder auf diesen Pfad zurückfinden. Einige Fahrer haben mich dank des extraweichen Open-Hinterreifens noch überholt, aber ich liege dennoch in den Top-10. Auch wenn es morgen früh regnen sollte bin ich also direkt für Q2 qualifiziert, und das ist einmal das Wichtigste."

Trotz seines "perfekten Ergebnisses" ist dann auch Silverstone-Dominator Lorenzo nicht gänzlich zufrieden mit seinem Arbeitstag: "Wir haben noch keinen Weg gefunden, den Reifenabbau zu kontrollieren, minimieren und gleichmäßiger zu gestalten. Nach ein paar schnellen Runden verlieren wir daher zu viel an Performance, was für das Rennen so bislang leider alles andere als perfekt ist. Der Start ins Wochenende war gut, aber die Konkurrenz an der Spitze verzeiht keine Fehler. Wir werden hart arbeiten müssen, wenn wir schon morgen unseren Platz ganz vorne halten wollen."

Rossi hingegen spezifiziert vor allem ein gänzlich anderes Problem: "Meine größte Schwierigkeit war elektronischer Natur, nämlich hinsichtlich der Einstellungen der Motorbremse. Wir hatten uns in einigen Streckenabschnitten durch eine andere Konfiguration deutliche Vorteile erhofft, jedoch ist eher das Gegenteil eingetreten. Die Reifen machen uns – wie allen anderen auch – zusätzlich noch zu große Probleme. Wir müssen also bis Sonntag noch eine Menge harte Arbeit verrichten, wenn wir wieder dahin kommen wollen, wo wir uns sehen wollen."

Auch die neutralen Zuschauer und Rossi-Fans hätten dagegen sicher nichts einzuwenden…