Solide Steigerung, solides Ergebnis, mehrere Fragezeichen: Der Auftakt zum Großbritannien-GP auf der englischen Traditionsstrecke in Silverstone ist aus Sicht von Dani Pedrosa schnell zusammengefasst. Nach einer schwierigen Session mit Platz acht und knapp 1,3 Sekunden Rückstand am kühlen Morgen steigerte sich der kleine Katalane am Nachmittag beträchtlich. Seine persönliche Tages-Bestzeit drückte Pedrosa um knapp 1,8 Sekunden auf eine Zeit von 2:02.573 Minuten, lag somit lediglich noch etwas mehr als 0,2 Sekunden hinter dem Tagesschnellsten Jorge Lorenzo und Teamkollege Marc Marquez.

Jedoch hatte Pedrosa massiv mit mehreren Schwierigkeiten zu kämpfen, die er auch am Ende der ersten 90 Trainingsminuten in Silverstone noch nicht gänzlich ad acta gelegt hatte: "Meine Zeit am Morgen war ein Desaster und wir waren einfach nicht schnell genug. Ich habe die härteren Reifen bei den kühlen Bedingungen nie richtig auf Temperatur bekommen, zudem bemerkte ich an meinem Nummer-1-Bike beim Einlenken in eine Kurve plötzlich ein gravierendes Bremsproblem, als mein gesamtes Heck blockierte. Fast wäre ich gestürzt, und das, wo mein Knöchel nach dem Unfall in Brünn noch nicht einmal gänzlich verheilt ist."

Mit der Wärme kommt der Speed

Nach dem frustrierenden FP1 folgte am wärmeren Nachmittag dann allerdings der Quantensprung. Die um mehrere Grad wärmeren Bedingungen für Luft und Asphalt brachten Pedrosa eine bessere Bike-Beherrschung und schwächten das Reifen-Problem auf ein Minimum ab. Auch das Bremsproblem wurde vom Team vollständig behoben. "Ich habe mich gleich deutlich besser gefühlt und mich langsam ans Limit herangetastet. Runde um Runde konnte ich Rhythmus und Geschwindigkeit anheben. Allerdings ist klar, dass Lorenzo und Marquez derzeit noch einen besseren Speed haben als ich. Wir müssen also noch einige Setup-Fragen lösen, um aufzuschließen."

Dani Pedrosa ist stets auf der Suche nach dem Limit, Foto: Milagro
Dani Pedrosa ist stets auf der Suche nach dem Limit, Foto: Milagro

Woran der – wenn auch knappe Rückstand von lediglich 0,2 Sekunden – Rückstand per se liegt, beschreibt Pedrosa allerdings recht präzise: "Silverstone ist eine Highspeed-Strecke, aber das Geheimnis auf diesem Kurs ist schlicht und einfach der Kurveneingang. Die schnellste Zeit auf eine Runde erzielst du, wenn du durch die Kurven auf einer flüssigen Linie fährst und so mit maximalem Schwung auf die langen Geradeaus-Stücke kommst. Es geht eigentlich nur um die Durchschnittsgeschwindigkeit in den Knicken. Diese Linie zu treffen ist aber alles andere als einfach, vor allem, wenn deine Reifen nicht optimal arbeiten."

Dies hat laut Pedrosa einen einfachen Grund: "Du darfst nicht zu aggressiv in die Knicke gehen, denn obwohl du dann am Eingang schneller bist, verlierst du im restlichen Verlauf der Kurve deutlich an Schwung und Zeit. Das kostet dich dann auch auf den Geraden. Auch darfst du nicht zu spät sein, denn dann verpasst du ebenfalls den perfekten Einlenkpunkt. Gerade auf einer Highspeed-Strecke ist das jedoch alles andere als einfach."

Den zeitlichen Verlust auf die Spitze weiß Pedrosa genau einzuordnen: "Eine Runde in Silverstone misst über sieben Kilometer, und ein paar kleinste Fehler beim Einlenken können dich am Ende bereits locker mehr als 0,3 Sekunden kosten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich dort gegenüber Jorge und Marc am meisten Zeit verloren habe – und das, obwohl wir am Ende des Tages einen wirklich guten Rhythmus hatten. Wir müssen also das Bike noch besser auf die Kurveneingänge abstimmen."

Knöchelbeschwerden stark minimiert

Seinen lädierten Knöchel, den sich Pedrosa bei einem unverschuldeten harten Sturz vor zwei Wochen in Brünn verletzte, muss der Spanier nach wie vor schonen. Auf den Gebrauch von Schmerzmitteln will der aktuell WM-Siebte allerdings verzichten: "Natürlich hilft dir das weiter, aber du verlierst zu viel an Gefühl. Ich habe hier auf der Strecke an zwei speziellen Punkten noch Schmerzen beim Schalten und Umlegen, aber ansonsten geht es dem Fuß bereits so gut, dass ich mit nur ein wenig Arbeit beim Physiotherapeuten gut über die Runden kommen sollte."

Die Beeinträchtigungen aus Brünn, als Pedrosa sich immerhin zu Platz fünf kämpfte, sollten den Katalanen am weiteren Wochenende kaum noch störend beeinflussen: "Während des letzten Rennwochenendes musste ich den Fußschalthebel umbauen, um mit der Schwellung dennoch fahren zu können. So musste ich allerdings auch meine Sitzposition auf dem Bike verändern, was quasi die gesamte Abstimmung und auch mein Fahrgefühl quasi auf den Kopf gestellt hat. Nun ist alles wieder wie gewohnt, und ich bin mir sicher, dass ich in Qualifying und Rennen wieder weiter vorne mitspielen kann."