Im Schatten der Lorenzo-Festspiele in Brünn brannte MotoGP-Weltmeister Marc Marquez fast unbemerkt sein eigenes Feuerwerk ab. Nach starken Leistungen am gesamten Wochenende setzte der Sieger der beiden letzten Grands Prix im Qualifying mit der Wahnsinns-Zeit von 1:55.063 Minuten ein Ausrufezeichen. Seinen alten Rundenrekord auf der tschechischen Traditionsstrecke unterbot Marquez so um knapp 0,5 Sekunden. Sein Pech: Lorenzo war noch einmal 74 Tausendstelsekunden schneller!

Nachdem Lorenzo bereits in FP3 den alten Marquez-Rekord unterboten hatte, ging der Yamaha-Star als großer Favorit ins Qualifying. Bereits mit der ersten fliegenden Runde des zweiten Runs schien Lorenzo mit seiner Traum-Runde dann die Pole Position fixiert zu haben. Mit der Hochform der letzten Wochen im Rücken schwang Marquez jedoch noch einmal den Zauberstab, scheiterte letztlich jedoch nur an Nuancen. Für das Rennen ist die Ausgangslage – vor allem aus neutraler Sicht – jedoch perfekt. Denn mit Valentino Rossi gesellte sich auch der dritte WM-Favorit an die Spitze.

Marquez entschlüsselt Yamaha-Performance

"Ich wollte unbedingt in die erste Reihe und habe alles dafür gegeben. Natürlich peile ich immer die Pole-Position an, aber heute habe ich mir nichts vorzuwerfen", resümierte Marquez nach verlorenem Tausendstel-Krimi. Mehrere Gründe geben dem WM-Dritten Grund zur Annahme, dass er am Sonntag ein gewaltiges Wörtchen im Kampf um den dritten Sieg in Serie mitzureden haben wird: "Wir haben ausgezeichnetes Potential und das Bike passt eigentlich in jeder Hinsicht perfekt. Ich denke, ich muss im Warm-Up noch etwas an meinem Fahrstil arbeiten und die entsprechenden Anpassungen treffen, aber ansonsten kann ich wirklich nicht klagen."

Marc Marquez fährt seit Wochen wieder am absoluten Limit, Foto: Milagro
Marc Marquez fährt seit Wochen wieder am absoluten Limit, Foto: Milagro

Auch die genaue Konkurrenzanalyse erweckt in Marquez nicht das Gefühl, es mit übermächtigen Gegnern zu tun zu haben: "Es geht hier für mich um den Rhythmus im Rennen, und wenn ich den zustande bekomme, kann ich hier definitiv um den Sieg fahren. Ich habe im Qualifying Valentino Rossi auf seiner fliegenden Runde verfolgt, um Stärken und Schwächen der Yamaha zu orten. Sie sind unbestritten verdammt stark hier, aber ich habe jetzt nicht das Gefühl, dass sie gänzlich übermächtig wären. Wir können auf jeden Fall mit ihnen kämpfen."

Auch die kühleren Temperaturen im Vergleich zum brandheißen Freitag spielen Marquez wohl eher in die Karten. "Ich sage nicht, dass Yamaha bei Bedingungen wie heute (30 Grad Luft, 40 Grad Asphalt) einen Nachteil hat, aber aus unserer Sicht kann ich sagen, dass ich so mit den Reifen viel besser haushalten kann. Ohne großen Leistungsverlust über die Distanz zu kommen, wird mitentscheidend für den Ausgang des Rennens. Ich hoffe, dass uns morgen so viele Faktoren wie möglich in die Karten spielen."

Einen entscheidenden Vorteil auf seiner Seite sieht Marquez in der "psychologischen" Komponente. Während Rossi und Lorenzo derzeit nur von neun Punkten getrennt an der Spitze der WM-Tabelle liegen, weit Marquez 56 Punkte an Rückstand auf den Italiener auf. "Es ist doch ganz klar. Ich bin derzeit eigentlich nur theoretisch im Rennen um die Weltmeisterschaft, habe also nichts zu verlieren. Die anderen dürfen sich unter keinen Umständen einen Fehler oder gar Ausfall leisten, während ich nichts zu verlieren habe. Ich hoffe, dass mir das in die Karten spielt."