Kurz nach dem sensationellen Saisonauftakt der MotoGP in Katar, der wohl bei jedem Fan für ein dickes Grinsen im Gesicht sorgte, folgte eine mehr als unerfreuliche Meldung. Dani Pedrosa leidet nach bereits zwei Operationen an seinem Unterarm erneut unter Armpump. "So kann ich keine Rennen gefahren", erklärte der sichtlich niedergeschlagene Repsol-Honda-Pilot nach dem GP. Eine weitere Operation ist laut den Ärzten nicht möglich, Pedrosa sucht verzweifelt nach einer alternativen Behandlungsmethode, wurde bisher aber nicht fündig. Beim Grand Prix von Texas in zwei Wochen könnte sich der kleine Katalane daher erst einmal eine Auszeit gönnen. Falls keine Besserung eintritt, liegt auch ein Karriereende mit erst 29 Jahren im Bereich des Möglichen.

Ob nur für ein Rennen, ein paar Grands Prix oder die kommenden Saisons - Repsol Honda braucht einen Ersatz für Pedrosa. Schon am Sonntag geisterten viele Namen durch das MotoGP-Paddock, die Liste wurde beinahe minütlich länger. Motorsport-Magazin.com prüft die Spekulationen auf ihre Wahrscheinlichkeit:

Casey Stoner

Casey Stoner kennt die RC213V von den Testfahrten, Foto: HRC
Casey Stoner kennt die RC213V von den Testfahrten, Foto: HRC

In Valencia 2012 beendete Casey Stoner seine MotoGP-Karriere. Der Australier testete zwar weiterhin für Honda, eine Rückkehr in die Königsklasse als Einsatzfahrer stand für ihn aber nie zur Debatte. Stoner hasst den Stress und das Nomadenleben eines MotoGP-Piloten, der 18 Rennen auf fünf Kontinenten in weniger als acht Monaten bestreiten muss. Klar ist aber auch, dass der zweifache Weltmeister das Motorradfahren nach wie vor liebt. Vielleicht würde er sich also für ein paar wenige Einsätze oder zumindest ein einmaliges Comeback überwinden können. Stoner kennt die neueste Honda RC213V bereits von Testfahrten vor Saisonbeginn und sein Einsatz bei den Acht Stunden von Suzuka zeigt, dass er nach wie vor Lust aufs Rennfahren hat. Eine Rückkehr des Superstars ist nicht unbedingt hochwahrscheinlich, ausschließen sollte man sie aber auf keinen Fall.

Cal Crutchlow & Scott Redding

Crutchlow ließ in Katar phasenweise seine Klasse aufblitzen, Foto: Bridgestone
Crutchlow ließ in Katar phasenweise seine Klasse aufblitzen, Foto: Bridgestone

Vor allem im Fall einer längeren Auszeit Pedrosas, könnte sich Honda bei seinen Kundenteams bedienen. Cal Crutchlow und Scott Redding fahren nur in Details zum Werksmotorrad unterschiedliche RC213V bei LCR beziehungsweise Marc VDS, müssten sich also nicht groß umstellen. Redding unterschrieb bei seinem Aufstieg zu Gresini in die MotoGP einen Vertrag direkt mit HRC, der wohl auch bei Marc VDS noch gilt, wäre aus dieser Sicht also idealer Nachfolgekandidat für Pedrosa. Es darf aber bezweifelt werden, dass man bei Honda einen Fahrer mit einem Rennen Erfahrung auf einem echten Prototypen ein Werksmotorrad überlässt. Cal Crutchlow hingegen ist vor seiner Zeit bei Honda schon Factory-Bikes von Yamaha und Ducati gefahren, verfügt also über eine Menge Routine. Der Pilot von der Isle of Man hat seinen Vertrag für diese Saison aber direkt mit dem Team von Lucio Cecchinello und nicht mit HRC geschlossen, was einen möglichen Transfer wohl wieder etwas erschweren würde.

Jack Miller

Für Miller kommt der Sprung ins Werksteam wohl noch zu früh, Foto: Milagro
Für Miller kommt der Sprung ins Werksteam wohl noch zu früh, Foto: Milagro

Auch Miller, der vor dieser Saison den mutigen Sprung von der Moto3 direkt in die MotoGP gewagt hat, verfügt wie Scott Redding über einen Deal direkt mit HRC - ein Vorteil. Aktuell fährt er im Team von Lucio Cecchinello aber das Open-Bike von Honda, verfügt also über keinerlei Erfahrung auf dem Werksmotorrad und ist nach ein paar Testtagen und einem Rennwochenende insgesamt noch ein absolutes Greenhorn in der Königsklasse. Seine Chancen auf den Platz bei Repsol Honda tendieren aktuell also gegen Null, für den Fall eines Karriereendes von Pedrosa muss man Miller aber definitiv als Anwärter auf einen Platz im Factory-Team sehen.

Hiroshi Aoyama

Aoyama spulte schon zahlreiche Kilometer auf dem Prototypen ab, Foto: Milagro
Aoyama spulte schon zahlreiche Kilometer auf dem Prototypen ab, Foto: Milagro

Der Japaner ist die wohl wahrscheinlichste Übergangslösung für einen Ausfall Pedrosas in den nächsten Rennen. Aoyama verfügt über umfangreiche Erfahrung in der MotoGP und arbeitet seit dieser Saison als Testpilot bei Honda, kennt die RC213V also bestens. Zudem kommen bei Aoyama aufgrund seiner Tätigkeit als Entwicklungsfahrer natürlich keine vertraglichen Hindernisse in die Quere und es ist auch mehr als Unwahrscheinlich, dass der 33-jährige Aoyama mit seinem Alter die Geheimnisse des Werksteams noch einmal zur Konkurrenz trägt. Spätestens in der kommenden Saison würde er aber wohl wieder in die Testabteilung zurückkehren.