Jahrelang quälte man sich bei Ducati mit demselben Problem herum, doch eine Lösung fand man nicht. Egal was man an der Desmosedici veränderte, das Motorrad untersteuerte ständig. Auch ehemalige Weltmeister wie Valentino Rossi oder Nicky Hayden fanden keine Lösung für die störrische Ducati. Am Montag debütierte nun bei den Testfahrten in Sepang die neue GP15 und mit der ersten vollständig von Gigi Dall'Igna entwickelten Maschine aus Borgo Panigale scheint der Durchbruch gelungen zu sein.

Der Technikguru ließ bei der Konstruktion der GP15 keinen Stein auf dem anderen. Es scheint sich bezahlt gemacht zu haben. "Wir haben das Problem am Kurveneingang endlich gelöst. Das war in den vergangenen zwei Jahren der Knackpunkt", jubelte Andrea Dovizioso. "Bei meinem ersten Test für Ducati auf dieser Strecke vor zwei Jahren hatte ich ständig das Gefühl, am Eingang und mitten in der Kurve am Limit zu sein. Mit dem neuen Motorrad habe ich mich schon auf der Outlap viel besser gefühlt. In den ersten zwei Kurven bin ich an der Innenseite auf den Kerb gefahren, obwohl ich das gar nicht wollte."

GP14 (l.) und GP15 (r.) im Vergleich, Foto: Ducati / Motorsport-Magazin.com
GP14 (l.) und GP15 (r.) im Vergleich, Foto: Ducati / Motorsport-Magazin.com

Dovizioso, der 2013 zu Ducati gekommen war und davor schon Maschinen von Honda und Yamaha in der Königsklasse bewegt hatte, erkannte nun erstmals an einer Desmosedici ein für MotoGP-Maschinen übliches Fahrverhalten: "Es fühlt sich einfach ganz normal an, was man von der GP13 und GP14 nicht behaupten kann. Nun können wir endlich auch normal arbeiten. Bisher mussten wir beim Setup extrem auf das Limit des Motorrads achten. Nun kann ich das Bike ganz normal abstimmen und auf der Strecke auch ein bisschen spielen."

Die GP15, die im Vergleich zu ihrer Vorgängerin deutlich schmäler ausfällt und den Piloten so die Bewegung am Motorrad erleichtern soll, ermöglicht Dovizioso einen im Vergleich zu den letzten beiden Jahren völlig neuen Fahrstil. "Ich muss mit dem Motorrad jetzt am Kurveneingang nicht mehr so aggressiv sein. Das ist die Art und Weise, wie man ein MotoGP-Bike heutzutage fahren muss", ist der routinierte Italiener überzeugt.

Perfekt ist die Maschine nach den ersten Testkilometern aber natürlich noch nicht, wie Dovizioso klarstellt: "Auf der Bremse haben wir noch viel Luft nach oben. Im letzten Teil des Bremsvorgangs hatte ich heute noch Probleme und wäre ein paar Mal fast über das Vorderrad weggerutscht. Das ist aber eine reine Setup-Angelegenheit und nichts Ungewöhnliches." Schlussendlich reichte es für ihn zu Rang zehn mit knapp einer Sekunde Rückstand auf Spitzenreiter Rossi. Zieht man in Betracht, dass Dovizioso nur in etwa auf die Hälfte des Rundenpensums seiner Konkurrenten kam, ein durchaus ansehnliches Ergebnis.

Iannone lobt Agilität

Fünf Plätze weiter hinten zu finden war Andrea Iannone mit der zweiten Werks-Ducati. Er verlor rund 1,7 Sekunden, doch auch sein Resümee fiel durchwegs positiv aus: "Mein erster Eindruck war hervorragend, denn das Motorrad ist wirklich agil und verhält sich bei Richtungswechseln sehr gut. Es ist viel einfacher zu fahren." Auch Iannone kam nur auf 30 Runden und machte keinen Hehl daraus, dass auf ihn und sein Team noch viel Arbeit mit dem neuen Prototypen wartet. "Wir sind sicher noch nicht zu 100 Prozent konkurrenzfähig, denn das Bike ist neu und ich habe noch nicht voll gepusht. Ich habe erst einmal versucht, ein Verständnis für das Motorrad zu entwickeln und ein paar Abstimmungen ausprobiert", erklärte der Neuling im Werksteam.