Die Leistungen von Marc Marquez in der abgelaufenen Saison waren zweifelsohne sensationell. 13 Rennsiege, ebenso viele Pole Position und 14 Podiumsplatzierungen sprechen eine deutliche Sprache. Der sensationelle Erfolg des Überfliegers lenkte aber auch etwas von den ansonsten mauen Ergebnissen der Honda-Piloten ab.

Dani Pedrosa gewann mit dem Grand Prix von Tschechien lediglich ein Rennen, so wenige noch nie zuvor in seiner neunjährigen MotoGP-Karriere. Am Ende reichte es für ihn nur zu Rang vier in der Gesamtwertung hinter den beiden Yamaha-Werkspiloten Valentino Rossi und Jorge Lorenzo. Auch die Satellitenpiloten Stefan Bradl bei LCR und Alvaro Bautista bei Gresini bestritten die schlechtesten Saisons in ihrer Zeit auf einer Factory-Honda. Gegen die Kunden-Yamahas bei Tech3 und Aleix Espargaro auf der Open-Yamaha hatten sie in der Gesamtwertung keine Chance - kein Ruhmesblatt für die erfolgreichste Marke in der Geschichte der Motorrad-Weltmeisterschaft.

Bradl machte oft unangenehme Bekanntschaft mit dem Asphalt, Foto: Milagro
Bradl machte oft unangenehme Bekanntschaft mit dem Asphalt, Foto: Milagro

HRC-Vizepräsident Shuhei Nakamoto sieht bei Crash.net den Grund dafür im schwierigen Handling der RC213V: "Unsere diesjährige Maschine war nicht einfach zu fahren. Sie funktioniert beispielsweise ganz anders als die Yamaha. Wir haben uns bemüht, das richtige Maß an Drehmoment zu finden, aber das ist uns nicht gelungen. Die Fahrer sagen, dass es immer noch viel zu groß ist."

Es sei aber nicht die generelle Fahrbarkeit der Honda das große Problem, sondern das Verhalten im Grenzbereich. "Jeder kann unser Motorrad fahren. Auch ich könnte in Valencia eine Rundenzeit irgendwo über zwei Minuten fahren. Die letzten ein oder zwei Zehntel zu finden, ist aber sehr schwer. Da liegt der große Unterschied", glaubt Nakamoto.

Wendepunkt zur Saisonhalbzeit

Sowohl Marquez als auch Pedrosa arbeiteten bei den Testfahrten im Anschluss an das Saisonfinale in Valencia bereits mit dem Honda-Prototypen für 2015. Wirklich zufrieden war aber keiner der Beiden. Neben der Leistungsentfaltung des Motors bemängelten sie auch das Heck des Chassis. Tatsächlich muss Honda aufpassen, im direkten Vergleich mit Rivalen Yamaha nicht ins Hintertreffen zu geraten. Die zweite Saisonhälfte 2014 gehörte nämlich bereits Valentino Rossi und Jorge Lorenzo, die Marquez und Pedrosa in diesem Zeitraum punktetechnisch locker stehenließen.

"Alle Fahrer haben uns um mehr Kurvengeschwindigkeit gebeten", gesteht Nakamoto. "Der Durchbruch ist uns in diesem Bereich aber noch nicht gelungen. Yamaha hat sich in der zweiten Saisonhälfte sowohl was das Motorrad als auch was die Fahrer angeht gesteigert. Unser Motorrad war aber nach wie vor schwer zu kontrollieren. Nun wollen wir es fahrbarer machen, wie die Yamaha."