Im Transferpoker der MotoGP für die Saison 2019 wird vor allem ein Motorrad allmählich zur begehrtesten Aktie: Die Repsol Honda von Dani Pedrosa. Der 32-jährige Katalane ist nach 18 Jahren in den Diensten von Honda angezählt und muss um seinen Arbeitsplatz für die kommende Saison bangen. Motorsport-Magazin.com fasst die aktuellen Gerüchte zusammen:

Kandidat A: Dani Pedrosa

Jedes einzelne seiner bislang 278 Rennen - 200 davon in der MotoGP - hat Dani Pedrosa für Honda bestritten. Da er seit 2002 ununterbrochen Siegfahrer war, hielt man stets große Stücke auf ihn. Auch wenn es seit 2005 (damals in der 250cc-Klasse) nicht mehr zum Titel gereicht hatte. In den vergangenen Monaten liefen einige Dinge aber nicht mehr in Pedrosas Richtung.

Da wäre zunächst der Führungswechsel an der Spitze von Honda. Livio Suppo und Shuhei Nakamoto bildeten über viele Jahre die operative HRC-Chefriege und waren stets große Fürsprecher Pedrosas. Beide haben bei Honda im Laufe der letzten eineinhalb Jahr aber ihren Hut genommen und nun sind andere am Ruder.

Neuer starker Mann bei Repsol Honda ist Alberto Puig. Der brachte Pedrosa einst groß zwar raus, doch Ende 2013 kam es zum Bruch zwischen den beiden. Das Verhältnis soll mittlerweile zwar wieder besser sein, doch als neuer Boss will Puig auch Hondas Personalpolitik rasch seinen Stempel aufdrücken. Ob der 32-jährige Pedrosa da noch eine große Rolle spielt?

Zumal Pedrosa die sportlichen Argumente für einen Verbleib langsam ausgehen. Ein Blick in die Statistik beweist: Pedrosas Punkteschnitt war seit seinem MotoGP-Aufstieg nie schlechter als in den vergangenen beiden Jahren. Nur 10,3 Punkte pro Start im Jahr 2016, im Vorjahr immerhin 11,7.

Pedrosa kam vor allem die Konstanz abhanden und bei kühlem Wetter bringt er seinen Hinterreifen nicht mehr auf Temperatur und ist somit in einigen Rennen völlig chancenlos. Binnen zwei Jahren musste er fünf Zielankünfte außerhalb der Top-10 hinnehmen. In zehn Jahren MotoGP waren es zuvor insgesamt nur sechs. Dennoch: Ein Abgang von Dani Pedrosa ist keineswegs beschlossene Sache.

Kandidat B: Johann Zarco

KTM streckte im Vorjahr als Erster seine Fühler nach Johann Zarco aus, dem Yamaha für eine Beförderung ins Werksteam im Winter früh die Tür vor der Nase zuknallte. Unmittelbar vor Saisonstart ist aber auch Honda auf den Franzosen aufmerksam geworden, der seither fast in jeder Fragestunde auf die Möglichkeit dieses Wechsels angesprochen wird.

Nach dem Auftaktrennen in Katar gab Zarco der französischen "L'Equipe" ein Interview und stellte selbstbewusst klar: "Mein Ziel ist ein Platz in einem Factory-Team, damit ich künftig um den WM-Titel kämpfen kann. Die Unterstützung eines Herstellers ist dafür unverzichtbar." Neben KTM und Suzuki nannte Zarco damals auch Honda als potenziellen Arbeitgeber für 2019.

Kandidat C: Cal Crutchlow

Der Brite wurde mit einem direkt mit HRC abgeschlossenen Vertrag ausgestattet, der auch für die Saison 2019 gilt. Theoretisch kann Honda Cal Crutchlow somit in jedem beliebigen seiner Teams einsetzen. Was läge da also näher, als ein Aufstieg zu Repsol Honda, sollte man dort Dani Pedrosa fallen lassen?

Zumindest Zusatzkosten würden keine entstehen, da Crutchlows Gehalt bereits aus der Kasse von Honda bezahlt wird. Die aktuellen Gerüchte dürften aber eher der Hoffnung einiger britischer Medien entsprungen sein, wie Crutchlow am Donnerstag in Argentinien klarstellte.

"Ich habe in einem Artikel gelesen, ich wäre auf Danis Platz scharf. Aber alles, was ich mache, ist, um gute Resultate zu kämpfen. Bislang wurde noch nichts besprochen", versicherte Crutchlow.

Kandidat X: Eine Überraschung?

Zaubert Honda am Ende gar einen Überraschungskandidaten aus dem Hut? In den spanischen und italienischen Fachmagazinen geisterten bereits Namen wie Alex Rins oder Joan Mir herum. Und von einem Gespann der Marquez-Brüder Marc und Alex träumen bei Honda wohl nicht nur die PR-Strategen.

Neben Dominator Marc Marquez könnte Puig ab 2019 ein neues, jüngeres Pflänzchen aufziehen und sich somit für den Fall wappnen, dass der Serien-Weltmeister irgendwann doch das Weite sucht.

Im Ducati-Poker könnten letztlich auch Andrea Dovizioso oder sogar Jorge Lorenzo die Honda-Karte ins Spiel bringen. Und sei es nur, um den eigenen Marktwert in den Verhandlungen mit Borgo Panigale in die Höhe zu treiben.