Phillip Island ist bekannt für seine flüssige, schnelle Strecke mit traumhaftem Panorama, schließlich ist die Küste nur wenige Meter vom Kurs entfernt. Die Charakteristik kam in der Vergangenheit vor allem Casey Stoner zugute, er war der große Dominator auf seiner Hausstrecke. Unmittelbar vor seinem Rücktritt wurde Stoner sogar die Ehre einer eigenen Kurve zuteil. Seine Siegesfahrten und die WM-Entscheidungen der letzten Jahre im Rückblick:

2009: WM-Vorentscheidung und Stoner-Hattrick

2009 siegte Stoner ganz in weiß, Foto: Milagro
2009 siegte Stoner ganz in weiß, Foto: Milagro

Pünktlich zu Casey Stoners drittem Heimsieg in Folge packte Ducati eine Sonderlackierung aus, die den Australier scheinbar beflügelte. Valentino Rossi konnte zwar das ganze Rennen an Stoner dranbleiben, bei ihm aber nicht wirklich Eindruck schinden. Eine Vorentscheidung im WM-Duell mit Jorge Lorenzo fiel sowieso schon in der ersten Kurve zugunsten Rossis: Lorenzo touchierte Nicky Haydens Hinterrad, woraufhin der Mallorquiner abflog und aufgeben musste. Hinter Stoner und Rossi, die einen einsamen Paarlauf an der Spitze hinlegten, fuhr Dani Pedrosa ohne Gegner zu Platz drei. Der Blitzstarter hatte zu Beginn zwar die Führung übernommen, musste aber schon in der zweiten Runde Stoner und Rossi, die deutlich schneller unterwegs waren, passieren lassen. Hinter Pedrosa fuhren auch Alex De Angelis, Colin Edwards und Andrea Dovizioso ziemlich alleine auf den Plätzen vier bis sechs ins Ziel. Für Rossi waren die 20 Punkte für Platz zwei Gold wert. Nach 15 von 17 Rennen führte er mit 270:232 Punkten gegen Lorenzo, Stoner rückte mit nun 195 Zählern wieder auf Rang drei vor.

2010: Stoner erringt den bis heute letzten Ducati-Sieg

Stoner wurde 2010 vom Yamaha-Duo flankiert, Foto: Milagro
Stoner wurde 2010 vom Yamaha-Duo flankiert, Foto: Milagro

Der 17. Oktober 2010 stellte ein historisches Datum dar: Stoner fuhr den bis heute letzten Sieg eines Ducati-Fahrers in der MotoGP ein. In eindrucksvoller Manier legte er einen ungefährdeten Start-Ziel-Sieg hin und ließ zu keinem Zeitpunkt irgendwelche Zweifel an seinem vierten Heimsieg aufkommen. Lorenzo entledigte sich dahinter auch rasch der Verfolgergruppe und fuhr die zweite Position nach Hause. Um den letzten Podestplatz stritten sich Ben Spies, Hayden, Marco Simoncelli und Rossi. Rossi übernahm nach einigen Runden die Spitze in dieser Gruppe, konnte sich aber nicht von Hayden absetzen, während Spies und Simoncelli zurückfielen. Der dritte Platz ging erst im letzten Umlauf an Rossi. Drei Runden vor Schluss konnte Hayden den Doktor überholen, wurde aber trotz defensiver Fahrweise nochmal passiert. Im Zielsprint fehlten ihm nur wenige Tausendstel. Die WM hatte Lorenzo schon für sich entschieden und lag nach 16 Läufen bei 333 Punkten. Pedrosa (228) ging verletzt nicht an den Start und blieb Gesamtzweiter vor Stoner (205).

2011: 5. Heimsieg und 2. Titel für Stoner

Stoner: Mit Sieg zum Titel 2011, Foto: Milagro
Stoner: Mit Sieg zum Titel 2011, Foto: Milagro

Ein Tag, an dem alles für Casey Stoner vorbereitet war. Sein letzter verbliebener Titelkonkurrent Lorenzo crashte im Warm Up und musste verletzt aussetzen. Auf seiner Hausstrecke erreichte Stoner zudem an seinem 26. Geburtstag seinen fünften Australien-Sieg in Folge und sicherte sich damit seinen zweiten MotoGP-Titel. Wie so oft konnte sich Stoner auf Phillip Island trotz zwischenzeitlichen Schauers nur selbst schlagen, den restlichen nur 13 gestarteten Fahrern blieb die Statistenrolle. Nach dem Start lag Hayden auf Platz zwei, diesen war er aber schnell an die restliche Honda-Meute (Simoncelli, Dovizioso, Pedrosa) los. Simoncelli lag sicher auf der zweiten Position, bis der Regen einsetzte und es Dovizioso wieder erlaubte aufzuschließen. Die Positionen änderten sich nach harten Duellen aber nicht mehr. Der Regen in den Schlussrunden spülte Alvaro Bautista auf Platz fünf liegend ebenso ins Aus wie Hiroshi Aoyama und Cal Crutchlow. Die WM hatte Stoner nun mit 325 Punkten aus 16 Rennen sicher. Lorenzo war noch Zweiter (260) vor Dovizioso (212).

2012: Stoner holt sich den Sieg, Lorenzo die Meisterschaft

Der letzte von sechs Stoner-Siegen, Foto: Bridgestone
Der letzte von sechs Stoner-Siegen, Foto: Bridgestone

Bereits zu Beginn fielen die wichtigsten Entscheidungen des Tages. Pedrosa übernahm nach wenigen Kurven das Kommando vor Stoner und Lorenzo in dem Wissen, alles geben zu müssen um die Chance auf den Titel aufrecht zu erhalten. Ein Ausfall nach Vorderradrutscher in Runde zwei beendete aber die Sieg- und Titelambitionen Pedrosas. Von da an war Stoner wieder der überlegene Mann auf Phillip Island und fuhr souverän vor Lorenzo zu seinem sechsten Heimsieg in Folge. Lorenzo reichte die zweite Position zum Gewinn des zweiten Titels. Auch der letzte Podestplatz war bereits nach wenigen Runden vergeben, denn Cal Crutchlow setzte sich von der Verfolgergruppe ebenfalls ab. Um Platz vier kämpften dagegen Dovizioso, Bautista und Stefan Bradl. Der Deutsche schien hier dank seiner Reifenwahl auf der Siegerstraße zu sein, wurde in den Schlussrunden von seinen beiden Kontrahenten aber wieder passiert und wurde Sechster. Den zweiten Titel machte Lorenzo mit 350 Zählern nach 17 Stationen klar. Pedrosa (307) blieb nur der Vizetitel vor Stoner (238).

2013: Bridgestone sorgt für ein Chaosrennen

Marquez' fliegender Wechsel kam zu spät, Foto: Milagro
Marquez' fliegender Wechsel kam zu spät, Foto: Milagro

Bereits nach einer halben Stunde war das Spektakel zu Ende. Wieso? Wegen der Reifen. Weil die Strecke einen neuen Asphalt verpasst bekam und Bridgestone nur für maximal zehn Runden die Sicherheit der Reifen garantieren konnte, wurde die Renndistanz von 27 auf 19 Runden verkürzt, mit obligatorischem Pflichtboxenstopp zum Ende der neunten oder zehnten Runde. Eigentlich eine exakte Vorgabe – sollte man meinen. Denn Marc Marquez und seine Crew verpokerten sich und wechselten eine Runde zu spät. Die Folge: Marquez wurde disqualifiziert, während Lorenzo sich den Sieg vor Pedrosa schnappte und damit in der WM wieder deutlich aufholen konnte.

Marquez, Pedrosa und Lorenzo fuhren auch in Australien von Anfang an in ihrer eigenen Liga. Pedrosa eröffnete den Boxenstopp-Reigen in Runde neun und setzte damit seine Konkurrenten unter Druck. Eine Runde später kam Lorenzo zum Service, während Marquez draußen blieb – zur großen Verwunderung aller. In der elften Runde dann der Stopp von ihm, und bei der Ausfahrt berührten sich seine Honda und Lorenzos Yamaha bei fast 200 km/h. Keiner wollte nachgeben, doch Marquez fiel mit kalten Reifen in der zweiten Kurve noch hinter Pedrosa zurück. Diese Position musste Pedrosa wieder abtreten, weil er in der Boxeneinfahrt eine Begrenzungslinie überfahren hatte, bekam sie aber durch die schwarze Flagge für Marquez wieder zurück. Damit waren die ersten zwei Positionen bezogen. Den dritten Platz sicherte sich Rossi im Fotofinish vor Crutchlow und Bautista. Marquez verpasste durch seinen Fehler die Vorentscheidung. Mit 298 Zählern lag er nach 16 Rennen nur noch 18 Punkte vor Lorenzo und 34 vor Pedrosa.