Martin, wie groß ist die Vorfreude bei dir auf den Wildcard-Einsatz in Brünn?
Martin Bauer: Die Vorfreude ist natürlich vorhanden, man weiß aber auch gleichzeitig, dass die Erwartungshaltung eine große ist. Das Team hat sehr viel Arbeit geleistet und investiert - das möchte man dem Team auch so gut wie möglich zurückgeben. Daher weiß ich, dass in Brünn eine schwierige Aufgabe auf mich warten wird. Man wird das Wochenende aufgrund des Stress wahrscheinlich gar nicht so genießen können, das wird dann erst kommen, wenn alles vorbei ist.

Wie viel Vorlaufzeit gab es bei diesem Projekt seit dem ersten Gedanken?
Martin Bauer: Der erste Gedanke ist im vergangenen Jahr entstanden, wir haben allerdings erst spät die Teile bekommen und uns spät für ein Chassis entschieden. Somit war das Projekt erst vor rund zwei Monaten fertig.

Martin Bauer gewann dreimal die IDM - zuletzt 2011, Foto: Toni Börner
Martin Bauer gewann dreimal die IDM - zuletzt 2011, Foto: Toni Börner

Wann bist du das erste Mal auf dem Motorrad gesessen?
Martin Bauer: Vor rund fünf Wochen hatten wir in Brünn den ersten Test. Weil wir ohnehin wenig Erfahrung mit dem Material haben, macht es natürlich Sinn, zumindest die Tests auf der Strecke durchzuführen, auf der wir dann auch den Renneinsatz bestreiten.

Wie viele Tage konntet ihr testen?
Martin Bauer: In Summe sind wir mit dem Motorrad vier Tage unterwegs gewesen. Davon waren aber die ersten beiden Tage noch auf Dunlop-Reifen und erst die letzten beiden in der Einsatzkonfiguration mit Bridgestone und Karbon-Bremsen.

Wann habt ihr die Bestätigung bekommen, dass es mit dem Wildcard-Einsatz klappt?
Martin Bauer: Mündlich haben wir die Bestätigung schon früher bekommen, offiziell und schriftlich abgesichert wurde die ganze Sache an diesem Wochenende.

Was hast du die letzten eineinhalb Jahre seit deinem Rückzug aus der IDM gemacht?
Martin Bauer: Ich habe für KTM einige Entwicklungsfahrten gemacht und hatte im Vorjahr am Red Bull Ring auch einen Gastauftritt in der IDM. Ich war im Hintergrund in der Entwicklung tätig und damit nie ganz weg vom Fenster.

Wie groß ist der Zuspruch aus Österreich?
Martin Bauer: Der Zuspruch ist unglaublich hoch, ich hätte dieses Ausmaß des medialen Echos gar nicht für möglich gehalten für unser Projekt - vor allem, da wir ja noch gar nicht gefahren sind, sondern bislang nur die Startbestätigung haben. Es hat fast keine Tageszeitung gegeben, die nicht darüber berichtet hat. Wir erhalten aber auch aus der Motorrad-Szene großen Zuspruch, was die Sache umso schöner macht und uns bestätigt.

Mit welchem Ergebnis wärst du nach dem Rennwochenende zufrieden? Als Wildcard-CRT kann es ja schon mit der Qualifikation Probleme geben, wenn nicht alles passt.
Martin Bauer: Ich erwarte nicht, dass wir an der Qualifikation scheitern. Wenn wir gerade eben so die Quali-Bedingungen erfüllen würden, würden wir nicht an den Start gehen. IRTA und Dorna sind diesbezüglich ja auch vorsichtig geworden und haben uns intensiv beobachtet. Sie wollten nicht irgendein Team an den Start lassen, bei dem sie nicht wissen, ob das Motorrad hält und auch bei den Qualitäten des Fahrers Unsicherheiten bestünden. Deswegen ist die Startbestätigung auch deutlich mehr wert als früher. Heutzutage muss man schon vorher beweisen, dass man fähig ist und bekommt dann erst die Zusage.

Wie geht es dir dabei, wenn du die Stürze der letzten Zeit mitverfolgst?
Martin Bauer: Ein gewisser Respekt ist natürlich dabei, aber den hatte ich schon von Beginn an, weil ich gesehen habe, wie heikel man diese Reifen behandeln muss. Gerade auf Strecken wie am Sachsenring ist die Sache noch tückischer, weil du die eine Flanke kaum belastest. Trotz all der Elektronik reißt es die Jungs runter wie die warmen Semmeln. Das zeigt, wie schwierig es ist, mit diesem Material zurecht zu kommen. Ich weiß, dass wir mit Vorsicht herangehen müssen, damit wir das Projekt nicht vorzeitig beerdigen.

Wie sieht der Fahrplan bis zum GP in Brünn aus?
Martin Bauer: Es wartet noch ein Highlight auf uns: Wir haben die Möglichkeit auf einen Exklusivtest mit Valentino Rossi und Jorge Lorenzo am 7. und 8. August in Brünn. Das gibt uns die Möglichkeit, uns besser vorzubereiten und von den anderen zu lernen. Wenn du mit denen auf der Strecke bist, kannst du schauen, wo sie das Bike besser positionieren und wo sie schneller sind. Das hilft beim Abstimmen und beim Weiterarbeiten mit dem Material.