Vor Marc Marquez kann man einfach nur noch den Hut ziehen. Der 20-jährige Rookie ist die große Überraschung der bisherigen Tests in der MotoGP und konnte die ohnehin hohen Erwartungen sogar übertreffen. Bewies er schon in Sepang, dass er vom Speed her den Titelfavoriten Jorge Lorenzo, Dani Pedrosa und Großmeister Valentino Rossi um nichts nachsteht, setzte er in Austin noch eines drauf. Auf einer für alle Piloten neuen Strecke fuhr er an allen drei Tagen Bestzeit.

Geht es nach den Buchmachern, stehen die Chancen auf einen Titelgewinn des jungen Spaniers mittlerweile sogar besser als jene von Rossi. Der Titel des "Rookie of the Year" scheint - alleine schon aufgrund des Materialvorteils - bereits vor Saisonstart vergeben.

Schatten der Vergangenheit

Bei all der Euphorie darf man aber ein Problem des Marc M. nicht vergessen: Das Sitzenbleiben auf der Maschine in angespannten Situationen. Damit hatte der 20-Jährige in seinen fünf Jahren immer wieder seine liebe Not. Schon in der 125cc-WM warf er seine Motorräder reihenweise auf dem Weg zu Podiumsplätzen und sogar Siegen weg. Eine Schwäche, die er auch in der Moto2 nicht in den Griff bekommen konnte.

In der MotoGP schmerzt Stürzen noch ein wenig mehr, Foto: Milagro
In der MotoGP schmerzt Stürzen noch ein wenig mehr, Foto: Milagro

Man erinnere sich etwa nur an den kuriosen Trainings-Crash mit Ratthapark Wilairot auf Phillip Island 2011 oder den folgenschweren Sturz am darauffolgenden Wochenende in Sepang, der ihn letztlich die Titelchancen kostete. Nun hat Marquez in der MotoGP aber noch mehr Gewicht und mehr Power unter seinem Hinterteil und ist mit noch höheren Geschwindigkeiten unterwegs. Abflüge werden damit noch härter bestraft als bislang.

Die Gefahr fährt mit

Wie körperlich schmerzhaft und emotional zermürbend Crashes mit einem MotoGP-Prototypen sein können, davon kann Marquez' Teamkollege Dani Pedrosa ein Lied singen. Überspitzt gesagt, befindet sich im Körper des Katalanen kaum noch ein Knochen, der nicht schon gebrochen oder zumindest angeknackst war. Verletzungsbedingte Rennpausen warfen ihn 2010 spät und 2011 früh aus dem Rennen um den WM-Titel und sind mit ein Grund wieso Pedrosa nach wie vor auf seine erste Krönung zum Champion der Königsklasse warten muss.

Bei den Tests in Sepang landete Marquez an drei von sechs Tagen im Kies. Vielleicht konnte das den Spanier ein wenig wachrütteln und erahnen lassen, wo die Grenzen seiner Repsol Honda RC213V liegen. Besser man legt sich beim Testen hin als während des laufenden Saisonbetriebs. Bleibt Marquez sitzen, wird er sich mit Lorenzo, Pedrosa und Rossi um Siege duellieren. Davon ist nach den Tests in Austin definitiv auszugehen.