Valentino Rossi und Casey Stoner waren in den vergangenen Jahren nicht die besten Freunde - eigentlich waren sie sogar recht offen, wenn es darum ging, den anderen möglichst schlecht aussehen zu lassen. Stoner ist nach der Saison 2012 zurückgetreten, für Rossi Grund genug, die schwierige Beziehung zum Australier noch einmal aufzurollen. Nach seiner Meinung nahm die Sache beim Rennen in Laguna Seca 2008 ihren Ausgang.

Das Corkscrew-Manöver

Dort hatte Stoner das Wochenende mit der Ducati dominiert und schien vor dem Rennen der sichere Sieger zu sein. Rossi hatte andere Pläne. Vom Start weg drängte sich der Italiener auf seiner Yamaha immer wieder vor den Australier, um ihn nur ja nicht entkommen zu lassen. Kaum war Stoner vorne, konterte Rossi wieder. Das führte sogar so weit, dass der Yamaha-Pilot im Corkscrew einmal im Dreck überholte - von Stoner-Fans wird dieses Manöver heute noch als illegal eingestuft, Rossi-Fans bezeichnen es als Geniestreich.

Letztendlich verpasste Stoner einen Bremspunkt, kam in den Kies und zu Sturz, womit Rossi zum Sieg fuhr. Der Australier wurde noch Zweiter, weigerte sich im Parc Fermé aber, die Hand seines Gegners zu schütteln und beklagte sich später, dass einige Manöver zu hart gewesen waren. "Stoner begann mich zu hassen, nur weil er verloren hat", meinte Rossi nun im Magazin Legends. "Danach schien er immer nur über die Vergangenheit zu sprechen, über dieses Rennen [in Laguna Seca], denn er war nicht Mann genug, um zu verstehen, dass er damals verloren hat."

Mehr Ehrgeiz als Talent

2008 war Laguna Seca der große Wendepunkt in der Weltmeisterschaft, die Rossi am Ende gewinnen konnte. Später drehte sich die Sache aber wieder, als Stoner 2011 zu Honda und der Italiener zu Ducati kam. Besonders Rossis Fehler in Jerez, mit dem er den späteren Weltmeister Stoner abschoss, blieb im Gedächtnis. "Dein Ehrgeiz hat dein Talent überschattet", meinte der Australier damals mit süffisantem Lächeln.

Nun ist Stoner weg, doch daran liegt es nicht, dass Rossi meint, die MotoGP ist zu ernst geworden. Nach seiner Meinung muss der Motorsport auch Spaß machen. "In den vergangenen Jahren ist der Sport zu ernst geworden und mit ihm die Fahrer. Früher ging es mehr um Mut, aber jetzt ist jeder ernster und sehr athletisch. Sie ernähren sich gesund, trainieren viel und haben kein normales Leben. Ich denke, es ist wichtig, auch etwas Spaß zu haben", betonte Rossi.

Man braucht immer mehr

Am meisten Spaß hat er, wenn er gewinnt. In der MotoGP konnte er dieses Gefühl aber seit dem Rennen in Malaysia 2010 nicht mehr auskosten, weswegen der Durst danach besonders groß ist. "Der Geschmack des Sieges ist anders als alles andere. Das ist wie eine Droge. Das ist der Hauptgrund für den Rennsport. Leider hält er sich nur kurz - nur drei oder vier Stunden. Am nächsten Tag braucht man mehr. Das hört nie auf."