Glückwunsch zu einem tollen Sieg heute. Wie beeindruckt waren Sie von Jorges Form über das ganze Wochenende?
Lin Jarvis: Sehr, sehr beeindruckt. Ich denke, jeder an der Strecke war beeindruckt, egal ob von Yamaha oder einem Konkurrenten. Von der ersten Session am Freitag an war er in jeder Session der Schnellste und sehr konstant. Auch im Qualifying war er der Schnellste und auf der letzten Runde gab es das Elektronikproblem mit dem Motor, er hat aber im Prinzip die Trainings und das Rennen dominiert. Was kann man da sagen. Er ist mental sehr stark im Moment, die Maschine ist gut ausbalanciert, er ist auf einer Mission und wenn das so ist, sehen wir Lorenzo in Bestform.

Und Ben hatte eine Lebensmittelvergiftung?
Lin Jarvis: Das habe ich gehört. Ich habe nach dem Rennen nicht persönlich mit ihm geredet, aber mir wurde gesagt, er fühlte sich schon heute Morgen schlecht. Er hatte Magenprobleme und ihm war auch etwas schwindlig. Ich hörte, diese Krankheit hat ihn im Rennen wirklich beeinflusst und sehr wahrscheinlich wurde sie durch Essen ausgelöst. Das ist sehr unglücklich für ihn. Man kann sich vorstellen, wenn man eine Lebensmittelvergiftung in dieser Hitze bei einem Grand Prix hat, dann ist das ziemlich hart.

Wie viel Pech kann Ben eigentlich noch haben?
Lin Jarvis: Ich weiß nicht, er scheint Kisten davon zu haben. Diese Saison war hart für ihn. In den letzten Rennen hatte er etwas bessere Momente, denn er war die letzten beiden Male Vierter. Wenn man aber bis zum Saisonbeginn zurückgeht, dann ist das keine Saison, die er genießt und es sind sicher nicht die Ergebnisse, auf die wir von ihm gehofft haben.

Und wie beeindruckend ist Andrea Doviziosos Form?
Lin Jarvis: Andreas Form ist im Moment quasi das Gegenteil von Ben. Er war im Winter verletzt, als er den Motocross-Unfall hatte. Ich erinnere mich an die Bilder von ihm, als er wegen der Schulterverletzung komplett einbandagiert war. Er verlor etwas Trainingszeit im Winter und brauchte daher etwas länger, um sich an die Maschine anzupassen. Er hat sich aber mittlerweile eindeutig daran gewöhnt und genießt es, sie zu fahren. Er ist der Beste aus der zweiten Gruppe, das ist die Realität. Er hat jetzt vier Podeste dieses Jahr und drei in Serie, was ziemlich gut ist, wenn man gegen Pedrosa, Stoner, Lorenzo und die anderen Jungs fährt. Kompliment an ihn.

Für den zweiten Werksfahrer für kommendes Jahr haben Sie sich noch nicht entschieden?
Lin Jarvis: Korrekt.

Und um wie viel schwieriger wird die Entscheidung, wenn Andrea in so starker Form ist?
Lin Jarvis: Man darf nicht immer nur auf heute schauen, man muss sich auch ansehen, was wir für die Zukunft erwarten. Man muss sich ansehen, wo die Leute gute Leistung bringen, in welchem Bereich, in welchem Team, in welcher Kombination. Die Wahl ist also nicht einfach, ich erwarte aber, dass wir vor Indy eine Entscheidung getroffen haben. Sollte Ducati bis dahin nicht jeden Fahrer verpflichten, bleibt für uns vielleicht etwas übrig.

Bedeutet das, es könnte auch ein Ducati-Fahrer zu Ihnen kommen?
Lin Jarvis: Nein, ich weiß nicht. Ich sehe die Geschichten und höre die Gerüchte, dass es dort viele Meetings mit den neuen Besitzern von Audi gibt. Ich denke, die Chancen, dass Vale bei Ducati bleibt, sind wohl am größten.

Die Wahrscheinlichkeit ist also groß, dass der zweite Werksfahrer aus der bestehenden Yamaha-Familie kommt?
Lin Jarvis: Nach heutigem Stand ist dies die Situation.