Er hat es wieder getan. Valentino Rossi hat der MotoGP-Welt eindrucksvoll bewiesen, dass kein Rückschlag groß genug ist, um ihn aufzuhalten. Vor zwei Wochen in Mugello lösten sich sein Motor und damit scheinbar auch seine WM-Hoffnungen in Rauch auf. Jorge Lorenzo und Marc Marquez zogen mit den Plätzen eins und zwei in der Gesamtwertung davon. Doch nach dem Katalonien GP ist der Doktor wieder obenauf. In Barcelona feierte er seinen 88. Sieg in der MotoGP, während dieses Mal Jorge Lorenzo ausschied.

Früh im Rennen präsentierte sich Rossi auf einer Mission. Maverick Vinales, Jorge Lorenzo, Dani Pedrosa und Marc Marquez - sie alle überholte er. Am Ende gipfelte das Rennen in einer Schlacht mit seinem Erzfeind Marc Marquez. Dabei sah es während des gesamten Wochenendes nicht danach aus. Im Qualifying quälte er sich auf Rang fünf, in den Trainings war er weit hinter der Musik. Im Warm-Up am Sonntagmorgen machte es jedoch 'klick'. "Für mich war es der perfekte Sonntag. Der Schlüssel lag im heutigen Morgen. Wir haben das Bike etwas modifiziert, damit es im letzten Sektor schneller ist. Ich war im Warm-Up dann sehr schnell, was mich für das Rennen beruhigt hat. ich wusste, dass ich kämpfen kann", erklärte Rossi.

Dabei musste der Altmeister kurz nach Rennbeginn einen Schreckmoment überstehen. "Der Start war nicht so schlecht, aber in der ersten Kurve war es sehr, sehr knapp mit Dovizioso", schildert er. Danach aber habe er seinen Plan konsequent durchziehen können. "Ich habe versucht, von den anderen wegzukommen. Mit Ausnahme von Marc hat das auch sehr gut geklappt. Er ist an mir dran geblieben. Ich wusste, dass es hart wird, aber ich hatte ein gutes Gefühl mit dem Motorrad", so Rossi.

Am Ende gab es sogar einen Handschlag zwischen Valentino Rossi und Marc Marquez, Foto: Screenshot
Am Ende gab es sogar einen Handschlag zwischen Valentino Rossi und Marc Marquez, Foto: Screenshot

Rossi geht volles Risiko

In der Schlussphase entwickelte sich zwischen dem Italiener und Marquez ein heißes Duell. Der Spanier ging vorbei und schien schneller zu sein, doch Rossi konterte. Beide kamen sich mehrfach nahe. Am Ende hatte Rossi das bessere Ende für sich. "Als Marc mich überholt hatte, sah ich, dass auch er Schwierigkeiten mit seinen Reifen hat. In der letzten Runde konnte ich dann eine kleine Lücke herausfahren", blickt der neunmalige Weltmeister zurück.

Nach seinem technisch-bedingten Ausfall in Mugello ging Rossi volles Risiko, obwohl ein weiterer Ausfall ihn vermutlich endgültig aus dem WM-Rennen genommen hätte. Rang zwei und damit sichere Punkte mitzunehmen, war für ihn aber kein Thema. "Als ich gesehen habe, dass Jorge ausgeschieden ist, habe ich kurz daran gedacht, mich mit Rang zwei zu begnügen. Marc ist aber eher in der Position für so etwas, denn er ist in der Weltmeisterschaft deutlich weiter vorne. Für mich ist das etwas anderes. Ich muss zwei Leute überholen. Also wollte ich gewinnen. Es war aber keine leichte Entscheidung. Ich musste abwägen, ob ich es kann oder nicht", erläutert er seinen Zwiespalt im direkten Duell.

In Barcelona legte Rossi einmal mehr eine Weltklasse-Leistung im Rennen hin. Dass es zuvor am Wochenende nicht so lief, kümmert den 37-Jährigen nicht weiter. "Während meiner gesamten Karriere habe ich gesagt, dass es wichtig ist, sonntags 14 Uhr stark zu sein. Vergangenes Jahr bin ich bis zum letzten Rennen gegen Marquez und Lorenzo um den Titel gefahren. Aber in den Rennen selbst war ich meistens nicht schnell genug", erinnert er sich.

Die MotoGP ist eng wie selten zuvor, Foto: Repsol
Die MotoGP ist eng wie selten zuvor, Foto: Repsol

Rossi in absoluter Wohlfühlatmosphäre

Dies sei nun anders. "Dieses Jahr scheine ich stark zu sein. Es ist ein guter Moment, ich mag mein Motorrad. Yamaha ist sehr stark, ebenso die Michelin-Reifen, denn mit denen bin ich aufgewachsen", zählt Rossi die entscheidenden Faktoren für seine starke Saison auf. "In diesem Jahr ist jedes Rennen offener. Es ist schwer, zu verstehen und dadurch interessanter. Wir sind auf demselben Level wie Lorenzo und Marquez, aber Pedrosa, Vinales und Iannone sind ebenfalls stark. Es hängt auch sehr von der Strecke ab. manchmal sind wir vorne, manchmal Honda. Es sind immer noch elf Rennen zu gehen", gibt sich der Doktor noch zurückhaltend. In der WM-Wertung liegt er zwar weiterhin auf Rang drei. Den Abstand auf die Spitze, die nach dem Ausfall von Lorenzo nun Marquez belegt, hat er jedoch auf 22 Punkte verkürzt.

Zu einer schönen Szene kam es nach dem Rennen im Parc Ferme. Marc Marquez und Valentino Rossi reichten sich die Hand. Das Ende einer monatelangen Feindschaft? "Nach dem, was hier passiert ist, sind alle anderen Dinge unwichtig", so Rossi mit Blick auf den Tod von Luis Salom. Auf der Pressekonferenz kam es dann endgültig zur Versöhnung.