Das Yamaha Tech 3-Team des Franzosen Herve Poncharal ist solide in das Heimrennen des Teams gestartet. Der US-Amerikaner Colin Edwards konnte sich im zweiten freien Training in Le Mans als Siebter gut in Szene setzen und erreichte damit schon einmal vorläufig sein selbst gestecktes Ziel des besten Satelliten-Piloten. Auf die Bestzeit von Casey Stoner verlor der Texaner allerdings schon über 1,1 Sekunden.

Überrascht war Edwards vom guten Abschneiden nicht. "Ich wusste, dass wir mit unseren Änderungen vom Estoril-Test einen großen Schritt machen würden, aber am Ende war das Motorrad ziemlich identisch wie wo wir es vor ein paar Wochen in den LKW verladen haben", sagte der zweifache Superbike-Weltmeister. "Ich fühle, dass wir sehr viel mehr Hinterrad-Grip haben und dass das Motorrad auch in die Richtung fährt, in welche ich es drücke." Dieses Gefühl habe er lange vermisst. "Die meiste Zeit des Jahres habe ich damit gekämpft, dass das Motorrad überhaupt etwas macht. Aber heute war es viel einfacher auf die Rundenzeit zu kommen."

"Es ist egal, auf welcher Strecke du fährst", fuhr Edwards fort, "wenn du fahren kannst, ohne gegen das Motorrad zu kämpfen, kannst du ein paar gute Runden runterreißen. Ich bin wirklich happy, aber wir können das Motorrad immer noch ein wenig besser machen." Insbesondere schielt Edwards dabei auf die Elektronik, die er gern noch so abstimmen würde, dass er aus engen Kurven besser herausfahren kann. "Insgesamt war es ein positiver Start und das ist eine wichtige Sache bei so einem großen Rennen für das Team und für Monster."

Crutchlow zahlt Lehrgeld

Der Brite Cal Crutchlow ist an diesem Freitag besonders zu loben. Noch nie in seiner Karriere war er zuvor auf der Piste von Le Mans unterwegs gewesen und dennoch klassierte er sich im ersten freien Training am Vormittag als Neunter, im zweiten Durchgang am Nachmittag lag er auf Rang zwölf. Doch der 25-Jährige musste auch Lehrgeld zahlen, als er im zweiten Training stürzte. Allerdings war das nichts Wildes, denn der Brite konnte zurück an die Box rollern. Daher lautete seine Zusammenfassung am Abend auch wie folgt: "Ich bin ziemlich glücklich damit, wie der Tag gelaufen ist - abgesehen von dem dummen Sturz am Ende, was einfach ein Fehler beim Bremsen auf Turn 6 zu war."

Crutchlow sei einfach etwas zu hart auf der Bremse gewesen und darum sei ihm das Vorderrad weggerutscht, wie er schilderte. "Abgesehen davon war ich nur eine Zehntel hinter Colin und er hat auf dieser Strecke hier einen großartigen Rekord. In der Runde, in der ich stürzte, fuhr ich meine besten Sektionszeiten der Session und war zu diesem Zeitpunkt nur zwei Zehntel hinter der Bestzeit. Wenn ich in den letzten beiden Sektoren weitere zwei Zehntel verloren hätte, wäre ich in den Top Sechs gewesen."

Den zwölften Rang aus dem zweiten Training hält Crutchlow für nicht ganz der Realität entsprechend. "Das ist nicht gerecht", meinte der Supersport-Weltmeister von 2009. "Wenn wir morgen so weiter machen können wie heute, dann weiß ich, dass ich komfortabel in die Top Ten fahren kann."

Im Vorfeld hatte man Crutchlow erzählt, dass Le Mans leichter zu lernen sein würde, als Estoril und Jerez. "Aber ich fand es eigentlich schwerer", grübelte er nach seiner ersten Fahrt auf dem legendären Bugatti-Circuit. "Es so hart die Zehntel zu finden, um schell zu sein. Und es hilft dir nicht, noch macht es es einfacher, wenn Casey [Stoner] im ersten Training gleich auf Rundenrekord-Pace raus geht."

Morgen wolle Crutchlow das Motorrad noch etwas verbessern, da ihn die Maschine beim Beschleunigen immer nach außen schiebt. "Das ist ein großes Wochenende für das Team und für Monster und heute war schon ein guter Start. Ich blicke nach vorn und will am Sonntag wieder um die Top Ten kämpfen", zeigte er sich selbstsicher.

Der gute Start in den Freitag war genau das, was die Truppe von Tech 3 brauchte. Mitte der Woche war das Team in die Schlagzeilen geraten, nachdem es auf der Autobahn in Frankreich an einer Mautstation zu einem tödlichen Unfall mit einem Auflieger des Teams gekommen war. Der Fahrer des LKWs hatte an der Bezahlstation zurückgesetzt und dabei einen Motorradfahrer übersehen, der tragischerweise ums Leben kam.