Es hat nicht sein sollen: Trotz einer bis kurz vor Schluss dominanten Vorstellung verpasste Porsche beim zweiten Rennen der Formel-E-Saison 2024/25 in Mexiko den Sieg. Und nicht nur das. Sogar ein Dreifachsieg schien zum Greifen nahe. Doch es kam anders. Ein Safety-Car in der 29. von 36 Rennrunden, das durch eine Kollision zwischen David Beckmann im Kiro-Porsche und Zane Maloney (Lola Yamaha Abt) ausgelöst wurde, machte den Zuffenhausenern einen Strich durch die Rechnung.

Denn als das Rennen nach 30 Runden wieder aufgenommen wurde, pflügte sich der auf Rang vier liegende Nissan-Werksfahrer Oliver Rowland innerhalb von nicht einmal einer Runde nacheinander durch die drei Porsche-Boliden von Jake Dennis, Pascal Wehrlein und Antonio Felix da Costa. Dabei machte sich der Brite die in dieser Saison mit den neuen Gen3-Evo-Autos wieder deutlich bedeutsameren 350kW Zusatzleistung durch den Attack Mode zunutze. Im Anschluss konnte Felix da Costa in den Schlussrunden mit mehr Restenergie zwar noch einmal Druck auf Rowland ausüben, kam aber nicht mehr vorbei.

Antonio Felix da Costa: Dachte, wir hatten den Doppelsieg in der Tasche

So blieben den Porsche-Werksfahrern Felix da Costa und Wehrlein nur die Ränge zwei und drei, Dennis wurde Vierter. „Es ist natürlich ein bittersüßes Ergebnis, wenn man so eine Performance hat, die meiste Zeit führt und dann durch ein Safety-Car im Endeffekt nicht den Doppelerfolg ins Ziel bringt“, haderte Porsche-Teamchef Florian Modlinger im Gespräch mit ServusTV. „Das ist ärgerlich, aber man muss das Gesamtbild sehen.“

Ähnlich zwiegespalten äußerte sich auch Felix da Costa in der Pressekonferenz nach Rennende. Der Formel-E-Champion von 2020 beendete bereits zum dritten Mal ein Rennen in Mexiko-City auf dem zweiten Platz, gewinnen konnte er bisher aber nicht. „Ich kann den Fluch anscheinend nicht brechen. Es ist immer P2“, scherzte Felix da Costa. “Ich dachte, wir hatten den Doppelsieg für das Team in der Tasche und dann kam das Safety-Car“, so der Portugiese weiter. „Das hat unsere Party und unseren Plan, was wir bis zu diesem Punkt gemacht haben, ein bisschen ruiniert.“

David Beckmanns Kiro-Porsche wird beim Mexiko-City ePrix 2025 abgeschleppt
David Beckmanns Ausfall stellte den Rennverlauf auf den Kopf, Foto: LAT Images

Formel E: Hätte Oliver Rowland ohne Safety-Car gewinnen können?

Doch hätte Rowland womöglich auch ohne Safety-Car gewinnen können? Zwar hatten sich die drei Porsche-Fahrzeuge an der Spitze in der zweiten Rennhälfte durchaus signifikant vom Rest des Feldes abgesetzt, doch anders als Rowland hatten sie dabei bereits ihre gesamten acht Minuten Attack Mode verbraucht. Rowland hingegen aktivierte erst in der 28. Runde seine verbleibenden sechs Minuten Attack Mode.

“Mit dem Safety-Car gab es ein Element Glück, aber ich habe auch fast sechs Minuten Attack Mode verloren“, gab Rowland deshalb zu bedenken. „Als ich den Attack Mode aktiviert habe, ist mir schon nach einer halben Runde aufgefallen, wie viel ich auf Jake (Dennis; d. Red.) aufgeholt hatte.“ Nur dem schnellen Abschleppen von Beckmanns Kiro-Porsche war es zu verdanken, dass Rowland überhaupt noch die letzte Minute seines Attack Modes nutzen konnte.

Trotz der Stärke des Attack Modes glaubte der 32-Jährige aber nicht, dass er das Rennen auch ohne das Safety-Car hätte gewinnen können. „Denn ich habe nach den ersten ungefähr zehn Runden ein bisschen Probleme damit gehabt, effizient zu sein“, gab Rowland zu. „Ich hätte sie wohl eingeholt, aber wenn ich sie überholt hätte, hätte ich dabei zu viel Energie verbraucht und Probleme gehabt, die Führung zu behalten.“

Oliver Rowland nach seinem Sieg beim Mexiko-City ePrix 2025
Oliver Rowland konnte seinen vierten Formel-E-Sieg feiern, Foto: LAT Images

Pascal-Wehrlein-Comeback nach schwerem Sao-Paulo-Unfall: Einfach nur zufrieden

Doch schlussendlich hatte das Schicksal an diesem Samstag in Mexiko andere Pläne für Rowland. Als sich durch das Safety-Car die Chance ergab, ergriff er sie. „Es war natürlich ein bisschen einfacher, weil wir uns nach dem Safety-Car keine wirklichen Sorgen mehr um die Energie gemacht haben“, so der vierfache ePrix-Sieger. „Ich war also in der Lage, in allen drei Kurven voll aufs Gas zu gehen und es zu versuchen. Und das habe ich getan.”

”Im Rennen hatten wir ein schnelles Auto. Nicht das schnellste Auto, aber wir waren in der Lage, dranzubleiben und das Ergebnis am Ende mitzunehmen“, bilanzierte Rowland abschließend. Dadurch verpasste schlussendlich auch der amtierende Weltmeister und Mexiko-Spezialist Wehrlein seinen ersten Sieg der neuen Saison – trotz bereits der zweiten Pole Position. Der gebürtige Sigmaringer war jedoch im Schlussspurt ohnehin nicht in der Lage gewesen, unmittelbar an Rowland und Felix da Costa dranzubleiben.

Dennoch zeigte sich Wehrlein in Anbetracht seines schweren Unfalls beim Saisonauftakt in Sao Paulo insgesamt zufrieden, bei dem er sich überschlagen, mit dem Kopf die Streckenbegrenzung getroffen hatte und mehrere Krankenhausbesuche absolvieren musste. „Ich bin einfach nur zufrieden, dass sich das Auto gut und normal anfühlt und, dass ich wieder damit kämpfen kann, nachdem meine Mechaniker hier in Mexiko am Mittwoch und Donnerstag ein komplett neues Auto wieder aufgebaut haben.“

Porsche in Formel-E-Gesamtwertung tonangebend

Mental habe er den Unfall bereits abgehakt, so Wehrlein weiter. „Ich hatte es (beim Start; d. Red.) schon vergessen. Mich kümmert es nicht, wenn ich crashe. Mich kümmert es nicht, wenn es ein paar Tage weh tut. Im freue mich jedes Mal schon auf das Comeback.“ Zwar sei dieser Unfall laut Wehrlein durchaus schwierig gewesen, da er zwei Wochen gelitten habe, aber: „Es war auch die perfekte Zeit, sich zu erholen. Eine ruhige Zeit über Weihnachten und keinerlei Reue, dass ich etwas verpasst habe.“

Insgesamt liest sich die Porsche-Bilanz nach 2 von 16 Saisonrennen vielversprechend. Felix da Costa führt nun die Fahrer-WM mit 37 Punkten an, Wehrlein liegt mit 21 Zählern an vierter Stelle. Folgerichtig liegt das Porsche-Werksteam auch in der Team-Wertung vorne und konnte bereits mehr als doppelt so viele Punkte wie das in dieser Wertung auf Rang zwei liegende Team McLaren-Nissan sammeln. Auch in der Hersteller-Wertung, die 2025 erstmals den Status einer Weltmeisterschaft innehat, grüßt Porsche von der Spitze.

Einzigen leichten Anlass zur Sorge gaben in Mexiko Zuverlässigkeitsprobleme bei Porsche-Werksfahrer Nico Müller im zweiten Andretti-Porsche. Nach dem ersten Restart erlitt der Schweizer ausgangs von Kurve 11 einen temporären Leistungsverlust, wodurch ihm Mitch Evans (Jaguar) ins Heck fuhr. Müller verlor zahlreiche Plätze, konnte auf Rang neun aber auch den vierten 99X in den Punkten platzieren. „Da war mehr drin heute“, zeigte sich der 48-fache ePrix-Starter aber dennoch frustriert.

Formel E 2025: Team-Wertung nach 2/16 Saisonrennen

Pos.TeamPunkte
1Porsche58
2McLaren-Nissan27
3Jaguar25
4Nissan25
5Mahindra22
6DS Penske20
7Andretti-Porsche15
8Maserati-DS8
9Envision-Jaguar6
10Kiro-Porsche4
11Lola Yamaha Abt0