Er hat es wieder getan: Pascal Wehrlein gewann am Samstag nach stundenlangem Bangen zum zweiten Mal in seiner Karriere ein Formel-E-Rennen in Mexiko-City. Zudem war es der erste Sieg des Porsche-Werksfahrers bei einem Formel-E-Saisonauftakt und sein fünfter Sieg insgesamt in der Elektro-Weltmeisterschaft.

Den früheren DTM-Champion und Formel-1-Fahrer verbindet seit dem Beginn seiner Formel-E-Karriere eine ganz besondere Beziehung zu Mexiko. Es ist eine Geschichte von Dramen, Reifendurcheinander, großen Triumphen und nicht zuletzt vier Pole Positions. Motorsport-Magazin.com beleuchtet Wehrleins Highlights auf mexikanischem Boden.

Formel E Mexiko 2024: Highlights und Zusammenfassung (05:08 Min.)

Highlight #1: Wehrlein verpasst Sieg um wenige Meter

Nach dem Ende seiner Formel-1-Karriere 2017 und einer kurzen Rückkehr in die DTM 2018, stürzte sich Pascal Wehrlein zum Jahresbeginn 2019 ins Abenteuer Formel E. Bereits in seinem dritten Rennen in Mexiko-City holte der damals 24-Jährige seine erste Pole Position im Mahindra-Boliden. Im Rennen konnte Wehrlein die Führung behaupten und führte bis zur letzten Runde.

Doch schon zu Beginn der letzten Runde berührten sich Wehrlein und der hinter ihm mit mehr Rest-Energie fahrende Abt-Audi von Lucas di Grassi bei einem Überholversuch des Brasilianers. Wehrlein kürzte die Kurve in Folge der Berührung ab, behielt zunächst aber die Führung. Doch kurz vor der Ziellinie ging ihm urplötzlich die Energie aus und Di Grassi schob sich nur wenige Meter vor der Zielflagge mit einem spektakulären Manöver zwischen dem Mahindra und der Boxenmauer haarscharf vorbei zum Sieg. Ohnehin ein dramatisches Finish, und für die abgekürzte Schikane zu Beginn der Runde brummten die Rennkommissare Wehrlein auch noch eine 5-Sekunden-Strafe auf, die ihn auf P6 zurückwarf.

Spektakuläre Szenen: Lucas di Grassi überholt Pascal Wehrlein wenige Meter vor dem Ziel, Foto: LAT Images
Spektakuläre Szenen: Lucas di Grassi überholt Pascal Wehrlein wenige Meter vor dem Ziel, Foto: LAT Images

'Highlight' #2: Reifen und Fanboost kosten Wehrlein Sieg und Podestplatz

Zur Saison 2021 wechselte der nach wie vor sieglose Wehrlein von Mahindra zu Porsche. Nach einem ernüchternden Saisonstart mit nur einem Podestplatz, stellte Wehrlein sein Auto beim achten Saisonrennen in Puebla, das für die zum Corona-Hospital umfunktionierte Strecke in Mexiko-City einsprang, zum ersten Mal seit dem Mexiko-Rennen 2019 auf die Pole Position. In einem von einer Reihe von Kollisionen dominierten Rennen, ließ Wehrlein an der Spitze nichts anbrennen und gewann komfortabel vor den beiden Abt-Audis von Lucas Di Grassi und Rene Rast. Doch die Freude über den vermeintlichen Premierensieg währte nur kurz: Aufgrund eines Formfehlers bei der Registrierung der Reifen wurden Wehrlein, Teamkollege Andre Lotterer und die Nissan-Boliden disqualifiziert!

Auch im Sonntagsrennen auf dem Autodrómo Miguel E. Abed gelang Wehrlein und Porsche keine saubere Rennausführung. Nachdem er das Rennen von Platz zwei in Angriff genommen und auch auf diesem beendet hatte, warf eine 5-Sekunden-Strafe den Porsche-Piloten auf Rang vier zurück. Höchst kurios: Wehrlein hatte den Fanboost zu spät im Rennen verwendet, sodass er nicht mehr genügend Power in seiner Batterie hatte, um die vorgeschriebene Minimalenergie beim Fanboost zu nutzen. Das Ende eines völlig misslungenen Wochenendes, das eigentlich zum großen Triumph hätte werden können.

Highlight #3: Endlich der erste Sieg

Nach dem Puebla-Drama blieb Pascal Wehrlein auch in seiner dritten Formel-E-Saison sieglos. Mit dem Ende des alten Lotterie-Qualifying-Formats ab der Saison 2022, sollte sich nun aber die wahre Performance des Gen2-Porsche entfalten. Nach nur zwei Punkten aus den ersten beiden Saisonrennen, ergatterte Wehrlein im Mexiko-Qualifying die dritte Pole seiner Formel-E-Karriere. Dahinter lauerten der Venturi-Mercedes von Edoardo Mortara sowie Teamkollege Andre Lotterer.

Erster Porsche- und Wehrlein Sieg: Mexiko-City ePrix 2022, Foto: Porsche
Erster Porsche- und Wehrlein Sieg: Mexiko-City ePrix 2022, Foto: Porsche

Nachdem Wehrlein nur zu Beginn des Rennens die Führung abgeben musste, schoben sich die Porsches 13 Minuten vor Schluss an die Spitze. Danach dominierten sie nach Belieben, im Ziel gewann Wehrlein vor Teamkollege Lotterer mit einem Vorsprung von neun Sekunden auf den Drittplatzierten Jean-Eric Vergne. Lob gab es im Nachgang des Rennens besonders für Lotterer, der trotz mehr verbliebener Rest-Energie als Wehrlein im Rahmen einer 'Teamwork-Strategie' auf einen Angriff verzichtete. Der erste und bis heute einzige Porsche-Doppelerfolg war der erste Sieg im Formelsport für den deutschen Autobauer nach 32 Jahren. Die nach dem Rennen aufflammenden WM-Hoffnungen konnte Porsche jedoch im weiteren Saisonverlauf nicht erfüllen: Weder Wehrlein noch Lotterer gelang 2022 ein weiterer Podestplatz.

Highlight #4: Doppelsieg zum Gen3-Auftakt leitet ersten Porsche-Titel ein

Zum Start der Gen3-Ära waren die Hoffnungen von Porsche groß - und Mexiko-Spezialist Wehrlein lieferte einmal mehr. Nach Platz sechs im Qualifying arbeitete sich der Deutsche in seinem 49. Formel-E-Rennen kontinuierlich nach vorne und musste sich nur Jake Dennis vom neuen Porsche-Kundenteam Andretti geschlagen geben. Andre Lotterer, jetzt im zweiten Andretti-Porsche, auf Platz vier und der neue Porsche-Werksfahrer Antonio Felix da Costa auf P7 komplettierten das überaus gelungene Gen3-Debüt der Zuffenhausener.

Im weiteren Saisonverlauf konnte Wehrlein trotz drei Siegen zwar nicht mehr entscheidend in den WM-Kampf eingreifen, mit Jake Dennis errang aber zum ersten Mal in der Formel-E-Geschichte ein Fahrer mit Porsche-Power den WM-Titel.

2023 wurde Wehrlein in Mexiko nur vom Andretti-Porsche von Jake Dennis geschlagen, Foto: LAT Images
2023 wurde Wehrlein in Mexiko nur vom Andretti-Porsche von Jake Dennis geschlagen, Foto: LAT Images

Fazit: Wehrleins beeindruckende Mexiko-Bilanz

Abschließend bleibt festzuhalten: Pascal Wehrlein und Mexiko - das passt. Alle seine vier Pole Positions holte er dort, zwei von fünf Formel-E-Siegen und eine schnellste Rennrunde. In keinem anderen Land errang er so viele Podestplätze und führte derart viele Runden an. Einziger Makel: Beim Rennen in Mexiko-City wird im Gegensatz zum Großteil der restlichen Strecken im Rennkalender bloß ein Rennen pro Wochenende ausgetragen. Pascal Wehrlein hätte wohl sicher nichts dagegen, wenn die Station auf dem Autodromo Hermanos Rodriguez ein Double-Header werden würde.