Formel E: Das verrückte Finish beim Mexiko ePrix 2019 (04:40 Min.)

Lucas di Grassi heißt der Sieger eines der wohl verrücktesten Rennen in der Geschichte der Formel E! Der Audi-Pilot sicherte sich beim Mexiko-City ePrix den Sieg auf den allerletzten Metern! Di Grassi fing kurz vor dem Überqueren der Ziellinie Pascal Wehrlein ab, dem die Energie ausgegangen war.

Für den deutschen Formel-E-Rookie kam es noch schlimmer: Weil er in der letzten Runde in der Schikane abkürzte, um sich gegen den heranstürmenden di Grassi zu verteidigen, bekam er eine 5-Sekunden-Strafe aufgebrummt. Dadurch fiel Wehrlein nachträglich vom zweiten bis auf den sechsten Platz zurück.

Dadurch verpasste Wehrlein seinen zweiten Podestplatz in Folge. Dabei hatte der Pole-Setter bis zur letzten Runde wie der sichere Sieger des vierten Saisonrennens ausgesehen. Stattdessen muss sich Wehrlein mit den Extra-Punkten für die Pole Position sowie die schnellste Rennrunde begnügen.

Di Grassi hingegen setzt seine verrückte Serie in Mexiko fort. Der Brasilianer siegte zum zweiten Mal auf der verkürzten Formel-1-Rennstrecke nach 2017. 2016 hatte di Grassi den Sieg nachträglich verloren. Mit Daniel Abt, der 2018 das Mexiko-Rennen gewann, überquerte nun zum vierten Mal in Folge ein Audi-Pilot die Ziellinie als Erster im Autodromo Hermanos Rodriguez.

In der völlig kuriosen Schlussphase schnappte sich Antonio Felix da Costa den zweiten Platz hinter di Grassi. Für den BMW-Piloten war es der zweite Podesterfolg nach dem Sieg beim Saisonauftakt in Saudi-Arabien. Venturi-Pilot Edo Mortara komplettierte das Podium überraschend als Dritter.

Überraschend, weil Mortara bis kurz vor Rennende den sechsten Platz belegt hatte. Doch nicht nur bei Di Grassi und Wehrlein überschlugen sich die Ereignisse in den Schlussminuten: Die Nissan-Fahrer Sebastien Buemi und Oliver Rowland waren auf Podestkurs, bis beiden plötzlich die Energie ausging und sie weit zurückfielen.

Dadurch erbte Mortara den dritten Platz vor Jerome D'Ambrosio. Der Mahindra-Teamkollege von Wehrlein zeigte auch wegen eines starken Starts eine schier unglaubliche Aufholjagd vom 19. Platz und führt die Meisterschaft an.

Andre Lotterer verbesserte sich vom zwölften Startplatz bis auf die fünfte Position und war damit vor Wehrlein der bestplatzierte Deutsche. Daniel Abt, der aus der letzten Reihe gestartet war, sicherte sich als Zehnter einen Punkt für die Meisterschaft. Mitch Evans, Sam Bird und Felipe Massa belegten die Plätze sieben bis neun in einem denkwürdigen Rennen.

Heftiger Unfall in der Startphase

Die Anfangsphase wurde von einem heftigen Unfall überschattet. Nelson Piquet lief in der dritten Runde auf Jean-Eric Vergne auf und flog über die rechte Seite des Techeetah-Boliden. Der Brasilianer räumte dabei auch noch BMW-Pilot Alexander Sims ab, bevor er an der Streckenbegrenzung entlangschrammte. Das Rennen wurde für 26 Minuten mit roten Flaggen unterbrochen. Die verlorene Zeit wurde zur verbliebenen Renndistanz (insgesamt 45 Minuten + 1 Runde) addiert.

Das fünfte Rennen der Formel-E-Saison 2018/19 findet am Sonntag, 10. März in Hongkong statt.

So lief der Mexiko-City ePrix 2019

Die Startaufstellung: Pascal Wehrlein erzielte seine erste Pole Position in seinem erst dritten Rennen in der Formel E. Lucas di Grassi fuhr auf den zweiten Startplatz, während Audi-Teamkollege Daniel Abt nach einem Fehler im Qualifying aus der letzten Reihe starten musste. Felipe Massa erzielte mit Platz drei sein bestes Ergebnis in der Formel E. BMW-Fahrer Antonio Felix da Costa startete als Fünfter zwischen den beiden Nissan-Piloten Oliver Rowland und Sebastien Buemi.

Der Start: Pascal Wehrlein verteidigte die Pole Position souverän. Dahinter stürmte Oliver Rowland vorbei an Felipe Massa und Lucas di Grassi vorbei auf die zweite Position. Massa fiel sogar bis auf den sechsten Platz zurück. Sebastien Buemi schnappte sich Antonio Felix da Costas BMW und damit Platz vier. Im hinteren Feld erwischte Jerome D'Ambrosio einen Bombenstart: von P19 bis auf P12 innerhalb einer Runde.

Der Re-Start zur 9. Runde: Nach dem Piquet-Crash nutzte ein Großteil des Feldes die Attack Zone, bevor das Safety Car in die Box abbog und das Rennen wieder freigegeben wurde. Wehrlein behielt die Führung vor Rowland, di Grassi und Buemi.

Der Fanboost: Stoffel Vandoorne, Daniel Abt, Antonio Felix da Costa, Sebastien Buemi und Lucas di Grassi erhielten die meisten Stimmen beim Fan-Voting und durften sich im Rennen über einen zusätzlichen Leistungs-Boost freuen. Durch den Fanboost stehen einem Fahrer in der zweiten Rennhälfte für einen kurzen Zeitraum 250 statt der üblichen 200 kW zur Verfügung.

Der Attack Mode: Die Aktivierungszone lag auf der kurzen Geraden zwischen Turn 8 und 9 auf der Innenseite abseits der Ideallinie. Wie die FIA bekanntgab, musste jeder Fahrer den Attack Mode (225 kW) im Rennen verpflichtend zwei Mal je vier Minuten benutzen. Diese Information erhalten Fahrer und Teams erst kurz vor dem Rennstart, um für ein zusätzliches Spannungselement zu sorgen.

Die Zwischenfälle: Formel-E-Neuling Felipe Nasr durfte gleich einmal am eigenen Leib erleben, wie ruppig es zugehen kann: Der Nachfolger von Maximilian Günther bei Dragon wurde in der Startphase im Stadionbereich abgeschossen. NIO-Pilot Tom Dillmann erwischte Nasrs Auto am Heck und drehte ihn auf der Strecke.

Kein Spaß: Stoffel Vandoorne erhielt eine Durchfahrtsstrafe plus einer 5-Sekunden-Zeitstrafe, weil er seinen Fanboost nicht nur zu früh benutzte, sondern dabei auch noch die erlaubte Energiemenge überschritt. In der offiziellen Grafik wurde der Zusatz-Boost als 'Funboost' bezeichnet...

Jean-Eric Vergne fiel in der 28. Runde weit zurück, nachdem er von Jaguar-Pilot Mitch Evans getroffen und auf der Strecke gedreht wurde.

Die Ausfälle: In der dritten Runde knallte es heftig: Nelson Piquet lief auf den Techeetah von Jean-Eric Vergne auf und flog über die rechte Seite seines Autos. Der Brasilianer schrammte unkontrolliert an der Mauer entlang und räumte auch noch Alexander Sims' BMW ab. Piquets Jaguar wurde an der Front stark beschädigt und musste von der Strecke transportiert werden.

Die Rennleitung unterbrach das Rennen mit roten Flaggen, alle Autos kehrten in die Boxengasse zurück. Nach 26 Minuten Unterbrechung wurde das Rennen erneut aufgenommen. Die verlorene Zeit wurde laut Reglement zur restlichen Renndauer hinzuaddiert.