Pascal Wehrlein (Porsche) hat in Shanghai mit Platz zwei im Sonntagsrennen zwar Boden gutgemacht zu Formel-E-Spitzenreiter Oliver Rowland (Nissan), doch der Traum von der Titelverteidigung ist in weite Ferne gerückt. Obwohl sich der bisher so dominante Nissan-Pilot am Wochenende in China einen Ausrutscher leistete, bleibt sein Vorsprung in der Gesamtwertung gigantisch.

Rowland (171 Punkte) führt die Meisterschaft mit 68 Punkten Vorsprung zu Wehrlein (103 Punkte) bei nur noch fünf ausstehenden Rennen an. 145 Zähler werden bei den kommenden Läufen in Jakarta sowie den Double-Headern in Berlin und London noch vergeben. "Ohne ein Märchen war es das für uns in der Fahrer-Wertung, das muss man einfach akzeptieren", sagte Wehrlein zu Motorsport-Magazin.com.

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Der amtierende und erste deutsche Formel-E-Weltmeister weiter: "Wir sind nicht konstant vorne, so wie auch an diesem Wochenende. Teilweise sind wir extrem stark unterwegs, aber schon in der nächsten Session passt es nicht mehr. Da waren Nissan und Rowland viel konstanter."

Porsche richtet Fokus auf Team- und Hersteller-WM

Rowland, der Dominator der ersten Saisonhälfte, verpasste in Shanghai zum ersten Mal das Podium mit den Plätzen fünf und 13. An den vorangegangenen sechs Rennwochenenden (9 Rennen) stand der Brite jedes Mal mindestens einmal auf den Podest. Mit vier Siegen und drei zweiten Plätzen hat sich Rowland einen beachtlichen Vorsprung herausgearbeitet, wie es ihn noch nie zuvor in der Geschichte der Elektro-Rennserie gegeben hatte.

"Wir hätten ein extrem starkes Wochenende in Shanghai gebraucht und Rowland ein schwaches", meinte Wehrlein. "Dann hätte man noch mal drüber sprechen können. Aber so, wie dieses Wochenende verlaufen ist, liegt unser Fokus jetzt ganz klar auf der Team- und Hersteller-Meisterschaft."

Wehrlein erreichte im trockenen Samstagsrennen auf dem verkürzten Formel-1-Kurs nach Start von P3 nur den zwölften Platz. Porsche-Teamkollege Antonio Felix da Costa, im regnerischen Sonntagsrennen zusammen mit Wehrlein auf dem Podest, landete an 13. Stelle - zu wenig, um den eklatanten Rückstand auf Rowland entscheidend zu verringern. Am Samstag kämpften die Porsche mit starkem Graining an ihren Allwetterreifen und wurden konsequent durchgereicht.

Felix da Costa, der sich in der WM-Tabelle regelmäßig mit Wehrlein an der zweiten Position abwechselte und aktuell Gesamt-Dritter mit 88 Punkten ist, meinte: "Es ist Mist, wenn du akzeptieren musst, dass der Fahrer-Titel weg ist. Aber realistisch betrachtet war es das. Die 100 Punkte (faktisch 83 Punkte; d. Red.) holst du nicht auf. Das Ziel bleibt es trotzdem, Rennen zu gewinnen und den Titel fürs Team zu holen. Es macht mich schon ein bisschen traurig, weil ich so gut in die Saison gestartet war."

Porsche: Keine Fahrer-Priorisierung im Titelkampf

Rowland hatte gegenüber Motorsport-Magazin.com vor den beiden Rennen angekündigt, nach dem Shanghai-Wochenende entscheiden zu wollen, ob er weiter auf Sieg fahren will oder sich lieber zum ersten WM-Titelgewinn hamstert. Laut Porsche-Gesamtprojektleiter Florian Modlinger würden weder Wehrlein noch Felix da Costa bevorzugt, um Jagd auf den Nissan-Fahrer zu machen. Klare Ansage: "Unser Fokus liegt auf der Team- und Hersteller-Meisterschaft. Wir werden niemals einen Fahrer priorisieren, wenn wir dadurch Punkte verlieren."

Porsches Chancen auf den ersten Gewinn der Team-Meisterschaft stehen deutlich besser als in der Fahrer-Wertung. Der Autobauer aus Zuffenhausen hat dank des Doppel-Podiums am Sonntag die Spitze übernommen. Der Vorsprung auf Nissan - wo Rowland angesichts seines schwächelnden Teamkollegen Norman Nato (P19, 19 Punkte) den Alleinunterhalter gibt - beträgt einen Zähler. Bei den Herstellern liegt Nissan (285 Punkte) vor Porsche (259 Punkte) in Führung.