Spektakel in Indonesien: Dan Ticktum hat völlig überraschend ein völlig verrücktes Rennen der Formel E in Jakarta gewonnen. Für den 26-Jährigen ist es der erste Triumph überhaupt in seinem 60. Start in der Elektroweltmeisterschaft.

Auch für sein Team Cupra-Kiro ist es ein besonderes Ereignis. Für das ehemalige NIO- und ERT-Team, welches sich nach finanziellen Problemen mit neuen Investoren im Winter neu formiert hatte, ist es der erste Sieg seit der Premierensaison der Formel E im Jahr 2015, in der damals Nelson Piquet Jr. sogar den Titel für das Team gewonnen hatte. Entsprechend emotional zeigte sich der Kommandostand des Teams, bei Teamchef Alex Hui waren gar Tränen zu sehen.

Nyck de Vries mit Drama-Ausfall in Führung

Ticktum hatte in der 32. Von 38 Rennrunden die Führung übernommen, nachdem Nyck de Vries plötzlich von der Ideallinie abgekommen war und verlangsamte. Der Mahindra-Werksfahrer kehrte an die Box zurück und musste das Rennen aus bislang ungeklärten Gründen aufgeben und sorgte für Verzweiflung an der Box seines Mahindra-Teams.

Auch ansonsten hätte es für de Vries jedoch wohl nicht zum Sieg gereicht. Denn in der 23. Runde überholte der Niederländer auf Start/Ziel mit den letzten Sekunden seiner Zusatzleistung durch den Attack Mode Jake Dennis, der zu diesem Zeitpunkt das Rennen anführte. Dabei zog de Vries jedoch zu schnell rüber und fuhr Dennis über dessen Frontflügel. „Ich habe mich nicht ein Stück bewegt. Er hat mich komplett seitlich abgeräumt“, beschwerte sich Dennis am Funk. Der Brite konnte zwar weiterfahren, auf Start/Ziel fand sich jedoch ein Trümmerfeld seines Frontflügels wieder. Folgerichtig rief die Rennleitung in der 25. Runde eine Safety-Car-Phase aus.

Für die Kollision erhielt de Vries eine Zeitstrafe von zehn Sekunden und hätte so wohl keine Chance auf den Sieg gehabt. Auch Dennis ging schlussendlich leer aus, da er in den Schlussrunden ebenfalls aus ungeklärten Gründen plötzlich weit zurückfiel und das Rennen nur auf dem 17. Rang beendete.

Nico Müller überrascht mit Podium, Wehrlein wohl ohne Titelchancen

De-Vries-Teamkollege Edoardo Mortara rettete währenddessen die Bilanz für Mahindra und musste sich als Zweiter Ticktum nur um 0,371 Sekunden geschlagen geben. Das Podest komplettierte Nico Müller im Andretti-Porsche. Für den Schweizer ist es erst der zweite Podestplatz seiner Formel-E-Karriere.

Die Top-5 wurden von Porsche-Werksfahrer Antonio Felix da Costa und Nick Cassidy im Jaguar abgeschlossen. Pascal Wehrlein im zweiten Porsche verpasste auf Rang elf hingegen die Punkteränge und liegt bei noch zwei verbleibenden Rennwochenenden 69 Punkte hinter dem WM-Führenden Oliver Rowland, der nach einer Zeitstrafe Zehnter wurde. Das wohl endgültige Ende der Titelträume des amtierenden Formel-E-Weltmeisters, der die Titelverteidigung schon beim vorherigen Rennwochenende für äußerst unwahrscheinlich erklärt hatte.

Für Wehrlein war die Ausgangslage ins Rennen von vorneherein schwierig. Nachdem er im Qualifying nur Rang 14 erreicht hatte, wurde er im Anschluss auch noch bestraft. Nach Ansicht der Stewards fuhr Wehrlein auf seiner Out Lap unnötig langsam, behinderte so andere Fahrer und wurde so um drei Startplätze nach hinten versetzt, ausgerechnet hinter Titelrivale Rowland.

WM-Rivalen kollidieren: Ein bisschen albern

Zwischen den Titelrivalen kam es in der 27. Runde zu einer heiklen Situation, als Wehrlein einen riskanten Überholversuch wagte und es zum Kontakt kam. Beide Fahrer kamen kurz ins Schlingen, konnten ihre Boliden jedoch vor einem Dreher bewahren. „Das war ein bisschen albern“, sah Rowland in Wehrlein den klaren Schuldigen. Eine Untersuchung für die Aktion wurde aber nicht eingeleitet.

Auf Rang sechs und sieben sortierten sich die beiden McLaren-Nissan von Taylor Barnard und Sam Bird ein. Das Envision-Jaguar-Duo aus Sebastien Buemi und Robin Frijns, sowie Rowland komplettierten die Top-10. Buemi hätte das Rennen eigentlich auf Rang drei beendet, fiel jedoch nach einer 5-Sekunden-Strafe für eine Kollision mit Mortara zurück.

Während die Formel E sich ihrem Saisonendspurt nähert, steht mittlerweile auch die unmittelbare Zukunft der Rennserie fest. In der Rennpause zwischen dem Rennwochenende in Shanghai und jenem in Jakarta wurde der Rennkalender für die Saison 2026 veröffentlicht. Die Strecke in Indonesien ist dabei aktuell nicht für das nächste Jahr vorgesehen. Aber: Zwei Austragungsorte sind noch unbekannt. Alle Details lest Ihr hier:

Günther von Rowland aus dem Rennen genommen

Punktlos blieb in Jakarta DS Penske. In der vierten Runde verschätzte sich Jean-Eric Vergne bei der Anfahrt auf Kurve 13, als er gerade mit Attack Mode auf dem Vormarsch war, und fuhr dem Jaguar Jaguar von Mitch Evans ins Heck. Vergne musste für einen Frontflügelwechsel an die Box kommen und fiel so weit auf den letzten Platz zurück. Für den Vorfall erhielt Vergne eine Zeitstrafe von fünf Sekunden.

Nur wenige Runden später kam es für DS Penske noch dicker, als am Ende der sechsten Runde auch noch Maximilian Günther im zweiten Boliden des französisch-US-amerikanischen-Teams an die Box kam. Der Allgäuer musste das Rennen mutmaßlich vorzeitig beenden, nachdem er kurz zuvor von Oliver Rowland im Zweikampf in die Mauer gedrückt wurde. Auch Rowland bekam für sein Manöver eine Fünf-Sekunden-Strafe aufgebrummt.

Abt und Beckmann punktlos

Neben der Safety-Car-Phase kam es in der 31. Runde zu einer weiteren Unterbrechung als Jake Hughes in Kurve eins seinen Boliden abstellte. Nur kurz darauf schlug sein Teamkollege Stoffel Vandoorne heftig in die Mauer ein, musste das Rennen ebenfalls beenden und löste eine weitere Full-Course-Yellow-Phase aus.

Auch Lola Yamaha Abt rund um das deutsche Team Abt Sportsline blieb punktlos. Lucas Di Grassi wurde Zwölfter, Zane Maloney im zweiten Abt-Boliden musste rund zehn Runden vor dem Ende eine Durchfahrtsstrafe antreten, da sein Auto an einem Zeitpunkt mehr Energie freigegeben hatte, als per Reglement erlaubt. Der Mann aus Barbados beendete das Rennen so nur auf P18. Auch der dritte Deutsche Pilot im Feld, Ticktum-Teamkollege David Beckmann, verpasste auf Rang 15 die Punkte und wartet weiter auf seinen ersten Formel-E-Zähler.

Formel E 2025: So geht es weiter

Die Formel-E-Saison 2025 neigt sich langsam aber sicher dem Ende zu. Nur noch zwei weitere Rennwochenenden stehen an, bis alle Fragen im WM-Kampf geklärt sind. In drei Wochen, am 12./13. Juli 2025, steht das deutsche Heimspiel mit dem klassischen Double-Header in Berlin an. Nur zwei Wochen später findet in London am 26./27. Juli 2025 das Saisonfinale an.

Formel E: Rennkalender 2025

Formel E: WM-Wertung nach 12/16 Rennen

Pos.FahrerTeamPunkte
1Oliver RowlandNissan172
2Pascal WehrleinPorsche103
3Antonio Felix da CostaPorsche100
4Taylor BarnardMcLaren-Nissan94
5Dan TicktumKiro-Porsche80