Pascal Wehrlein darf seinen Sieg beim Saisonauftakt der Formel E in Mexiko-City behalten. Rund dreieinhalb Stunden nach dem Rennende war es endlich offiziell: Eine während des laufenden Rennens eingeleitete Untersuchung wegen eines möglichen technischen Vergehens blieb letztendlich ohne Konsequenzen.
Um 18:37 Uhr Ortszeit bzw. 01:37 Uhr deutscher Zeit notierten die Sportkommissare ihre Entscheidung: "Nach intensiven Untersuchungen konnten die Stewards keinen Bruch des Reglements feststellen und verzichteten deshalb auf weitere Aktionen." Das entsprechende Dokument wurde erst gut eine Stunde später der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Wehrlein: Kein Verstoß gegen das Technische Reglement
Bei der Untersuchung ging es um einen möglichen Verstoß gegen Artikel 3.2.1 des Technischen Reglements, der sich auf das Mapping der Gaspedalstellung bezieht. Hier ist geregelt, wie viel Leistung bzw. Drehmoment bei jedem Power-Level (300 oder 350 kW) an die Hinterräder abgegeben werden darf. Da Wehrlein schon früh unter Beobachtung der Rennleitung geriet, dürfte der Rennstart hier im Fokus der Untersuchungen gestanden haben.
Neben dem früheren DTM-Champion und Formel-1-Fahrer wurde auch gegen den amtierenden Weltmeister Jake Dennis eine Untersuchung eingeleitet. Der Brite fährt wie Wehrlein einen Porsche 99X, allerdings für das Kundenteam Andretti. Auch bei Dennis konnte nach intensiven Analysen der Sportkommissare kein Verstoß gegen das Reglement festgestellt werden. Eine weitere 'Investigation' gegen dessen Teamkollegen Norman Nato wurde schon während des Rennens eingestellt.
Wehrlein: Gedanken an Daniel Abts verlorenen Sieg
Aufatmen bei Wehrlein, dessen starker Auftritt in Mexiko-City nach einer mehrstündigen Zitterpartie ein gutes Ende fand. Der Porsche-Werksfahrer durfte seinen Sieg und damit die 25 WM-Punkte behalten. Zusammen mit den drei Extra-Zählern für die vorangegangene Pole Position, reist er mit 28 Punkten als Spitzenreiter zum nächsten Rennwochenende in Saudi-Arabien (26./27. Januar 2024).
Bei diesen Vorgängen musste man unweigerlich an den Auftakt der Saison 2017/18 in Hongkong denken: Damals überquerte der heutige ServusTV-Experte Daniel Abt die Ziellinie als Erster, sein Auto wurde anschließend aber im Parc-Fermé verwahrt. Viele Stunden nach dem Rennende dann der Schock: Abt wurde wegen falscher Eintragungen im Wagenpass disqualifiziert. Der Abt-Audi-Pilot rächte sich wenige Wochen später und feierte seinen ersten Sieg - in Mexiko-City.
Viva Mexiko! Wehrleins überragende Bilanz
Wehrlein behält nicht nur dank des Sieges seinen Ruf als Mexiko-Spezialist: Im Autodromo Hermanos Rodriguez feierte er seinen zweiten Formel-E-Sieg nach 2022, 2023 stand er zudem als Zweiter auf dem Podium. 2019, damals noch bei Mahindra, sah Wehrlein in Mexiko-City wie der sichere Sieger aus, bis ihm wenige Meter vor dem Zieleinlauf die Energie ausging. Apropos Mexiko: 2021, beim einzigen Formel-E-Auftritt im mexikanischen Puebla, wurde Wehrlein der Sieg nachträglich wegen falsch eingetragener Reifen aberkannt.
Ebenso bemerkenswert: Alle seine vier Pole Positions in der Elektro-WM eroberte Wehrlein auf mexikanischem Boden! Den ersten Startplatz verteidigte er an diesem Samstag souverän über die 37 Runden und musste die Führung nur einmal kurzzeitig an den Zweitplatzierten Sebastien Buemi (Envision-Jaguar) abtreten. In einem über weite Strecken ereignislosen und überholarmen Rennen überquerte Wehrlein die Ziellinie mit 1,1 Sekunden Vorsprung.
Wehrlein: Rennen sah leichter aus als es war
"Das war kein einfaches Rennen", sagte Wehrlein anschließend auf der Sieger-Pressekonferenz. "Von außen sah es wahrscheinlich anders aus, weil ich die meiste Zeit führte. Ich konnte aber nicht viel Energie sparen, immer nur ein klein wenig, um meine Ziele (Energieverbrauch pro Runde; d. Red.) zu erhöhen. Als ich sah, dass Sebastien einen Fehler machte und dadurch aus dem Windschatten geriet, wurde es etwas leichter."
Die wenigen Überholmanöver und Angriffsmöglichkeiten führte Wehrlein auf das Streckenlayout zurück. Die Formel E nutzt im Vergleich zur Formel 1 eine verkürzte Variante, die das komplette Foro-Sol-Stadion sowie die berühmte Peraltada-Kurve vor Start/Ziel beinhaltet. Der 29-Jährige: "Ich habe wie im Qualifying gepusht und versucht, die Kurvengeschwindigkeiten zu maximieren. Das ist eine dieser Strecken, auf denen man nicht so leicht überholen kann. Du fährst hier mehr Vollgas als auf anderen Kursen."
Porsche-Teamkollege kassiert nachträgliche Strafe
Während Wehrlein nach den Untersuchungen durch die Sportkommissare heil davonkam, bekam Porsche-Teamkollege Antonio Felix da Costa 'eine auf den Deckel': Für eine frühe Kollision mit Abt-Pilot Nico Müller brummte ihm die Rennleitung nachträglich eine 3-Platz-Gridstrafe für das nächste Rennen auf. Ein bitteres Ende für den Weltmeister von 2020, der wegen einer gebrochenen Radaufhängung aufgeben musste und sich von Startplatz 16 ohnehin keine allzu großen Erfolgschancen ausrechnen konnte.
"Das war ein erfolgreicher Saisonstart mit einem überragenden Auftritt von Pascal", sagte Porsche-Teamchef Florian Modlinger. "Nach einem fehlerfreien Qualifying ist er von der Pole gestartet und mit einer super Strategie ein sehr konzentriertes Rennen gefahren. Antonio war im Qualifying nicht ganz happy mit dem Auto. Im Rennen hat er einige Positionen gut gemacht, bevor er wegen eines Aufhängungsschadens aufgeben musste. Für unser Kundenteam Andretti Formula E ist das Qualifying nicht perfekt gelaufen, doch im Rennen haben sich Jake und Norman in die Punkte gekämpft. Der Sieg von Pascal überstrahlt alles."
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