Jake Dennis hat das erste Rennen der Formel-E-Saison 2023 in Mexiko-City beim Debüt der neuen Gen3-Autos souverän gewonnen. Der Brite dominierte den Saisonauftakt mit seinem vom einem Porsche-Motor angetriebenen Andretti-Boliden und erzielte seinen vierten Sieg in der Elektro-Rennserie. Pascal Wehrlein im Werks-Porsche und Pole-Setter Lucas di Grassi (Mahindra) komplettierten das Podium vor ausverkauftem Haus im Autodromo Hermanos Rodriguez.
Dennis hatte das von drei frühen Safety-Car-Phasen unterbrochene Rennen vom zweiten Startplatz hinter di Grassi aufgenommen. Der frühere DTM-Pilot übernahm in der 12. von 41 Runden die Führung und blickte nie mehr zurück: Beim Zieleinlauf des um fünf Runden verlängerten Rennens hatte er eindrucksvolle 7,8 Sekunden Vorsprung auf den Zweitplatzierten Wehrlein. Porsche kann sich über einen Doppelsieg als Antriebsstrang-Hersteller freuen.
"Die Autos sind so schwer zu fahren und mit dem geringen Grip ist es auch herausfordernd. Aber dann ist es umso bedeutender, mit sieben Sekunden Vorsprung zu gewinnen", sagte Dennis. "Und jetzt trinken wir Tequila!"
Wehrlein: Erster Podestplatz seit Mexiko-Sieg 2022
Wehrlein errang seinen vierten Podestplatz in der Formel E und den ersten seit seinem Mexiko-Sieg im Vorjahr. Der frühere DTM-Meister und Formel-1-Fahrer ging vom sechsten Platz ins Rennen und machte durch den geschickten Einsatz seiner beiden Attack Modes (können 2023 vom Fahrer über 4 Minuten frei gewählt werden) zwei Positionen gut. Gegen Rennende überholte Wehrlein auch di Grassi, der mit seinem Energie-Management kämpfte, den dritten Platz aber knapp ins Ziel verteidigte.
"Die Pace war im Qualifying sehr gut und auch im Rennen waren alle Porsche-Boliden richtig stark", jubelte Wehrlein. "Wir müssen einfach weitermachen und versuchen, das Auto besser zu verstehen und Fortschritte zu machen. Das war ein guter Start für den WM-Kampf."
Doppelten Grund zum Jubeln hatte US-Rennstall Andretti: Neuzugang Andre Lotterer belegte den vierten Platz und war hinter Sieger Dennis der zweite Top-4-Fahrer des berühmten US-Teams. In einem Rennen mit einer überschaubaren Zahl von Überholmanövern sammelte Jake Hughes für Formel-E-Neueinsteiger McLaren als Fünfter die ersten Punkte. Der Brite musste sich erst in der letzten Runde Verfolger Lotterer geschlagen geben. McLaren-Teamkollege Rene Rast fiel nach einem schwierigen Qualifying (Startplatz 15) kurz vor dem Rennende aus.
Maserati geht bei Formel-E-Debüt leer aus
Die Top-10 in den Punkterängen komplettierten Sebastien Buemi (Envision), Antonio Felix da Costa (Porsche), Mitch Evans (Jaguar), Nick Cassidy (Envision) und der amtierende Weltmeister Stoffel Vandoorne (DS Penske).
Maximilian Günther, von P17 gestartet, ging bei seinem ersten Einsatz für Neueinsteiger Maserati als Elfter ebenso leer aus wie Teamkollege Edoardo Mortara (Unfall). Die Befürchtungen im Vorfeld über zahlreiche, Technik-bedingte Ausfälle bewahrheiteten sich in Mexiko-City nicht. 17 der 22 Piloten sahen die Zielflagge.
Frijns nach Unfall verletzt - drei Safety-Car-Phasen
Das erste Rennen der Saison wurde dreimal durch Safety-Car-Phasen neutralisiert. Bereits in Runde 2 musste der Porsche Taycan ausrücken, nachdem Robin Frijns mit seinem Abt-Cupra dem Vordermann Norman Nato (Nissan) ins Heck gekracht war. Der Niederländer zog sich dabei einen Bruch am linken Handgelenk zu und musste sich noch in Mexiko operieren lassen.
Wenige Runden später blieb Sam Bird (Jaguar) mit einem technischen Problem auf der Strecke liegen - Safety-Car-Phase Nummer zwei. Die dritte Unterbrechung erfolgte in Runde 16 wegen eines Unfalls von Edoardo Mortara (Maserati), der in Kurve 1 die Kontrolle über sein Auto verloren hatte und mit dem Heck in die Streckenbegrenzung einschlug.
Weiter geht es mit der Formel E schon in zwei Wochen in Saudi-Arabien (28./29. Januar 2023), wo die Teams ein Double-Header im Wüstenstaat erwartet. Insgesamt stehen 16 Rennen in elf unterschiedlichen Städten weltweit im Kalender.
Formel E in Mexiko-City 2023: So lief das Rennen
Die Startaufstellung: Das Qualifying endete mit einer faustdicken Überraschung: Lucas di Grassi fuhr im Mahindra zu seiner ersten Pole Position seit dem Saisonfinale 2017 in Montreal, Kanada. Stark ebenfalls: die beiden Andretti-Porsche von Jake Dennis und Andre Lotterer auf den Startplätzen zwei und vier. Dazwischen quetschte sich Rookie Jake Hughes von Neueinsteiger McLaren. Mit Dan Ticktum im notorisch unterlegenen NIO auf P5 hätte wohl auch niemand gerechnet. Auf den Plätzen sechs bis acht folgten Pascal Wehrlein, Sebastien Buemi und Sacha Fenestraz. Rene Rast und Maximilian Günther schieden schon in der Gruppenphase aus und mussten sich mit P15 bzw. P17 begnügen.
Das Wetter: Begann der Samstag mit einem frühen 2. Freien Training am Morgen um 07:30 Uhr Ortszeit und 5 Grad Außentemperatur, kletterte das Thermometer im weiteren Tagesverlauf deutlich an. Zum Rennstart um 14:00 Uhr Ortszeit (21:00 Uhr deutscher Zeit) herrschten 22 Grad (Strecke: 40 Grad) rund um das bestens gefüllte Foro-Sol-Stadion auf dem Autodromo Hermanos Rodriguez.
Der Start: Die Formel E ist höchst gesittet in die Gen3-Ära gestartet: Die erste Runde der neuen Saison ging ohne größere Zwischenfälle über die Bühne! Lucas di Grassi führte das Feld mit einem kleinen Vorsprung vor seinen Verfolgern Jake Dennis, Jake Hughes, Andre Lotterer und Dan Ticktum an. Positionswechsel im vorderen Feld gab es nicht. In der zweiten Runde musste allerdings das Safety Car ausrücken, weil Robin Frijns nach einem Kontakt mit Vordermann Oliver Rowland mit seinem Abt-Cupra liegenblieb. Nach einer längeren Wartezeit gab die Rennleitung das Rennen zur sechsten Runde erneut frei.
Beim Re-Start hielten sich die Fahrer mit Leader di Grassi erneut schadlos durch die ersten Kurven - bis Sam Bird seinen Jaguar wegen eines technischen Problems am Streckenrand in Turn 1 parken musste. Das führte zur zweiten Safety-Car-Phase im frühen Rennverlauf. Zeitgleich stellte Norman Nato seinen Nissan mit einer gebrochenen Radaufhängung in der Box ab.
Die erste Rennhälfte: Beim nächsten Re-Start zur 10. Runde behielt di Grassi zum dritten Mal die Nase vor Dennis, Hughes und Lotterer. Dem Andretti-Fahrer folgte sein früherer Porsche-Teamkollege Pascal Wehrlein, der durch einen Überholmanöver gegen Dan Ticktum auf den fünften Platz nach vorne kam. Nick Cassidy (1 Minute) und Stoffel Vandoorne (3 Minuten) waren in Runde 11 die ersten Fahrer, die ihren Attack Mode in der Zone im Foro-Sol-Stadion aktivierten. In der Saison 2023 dürfen die Fahrer selbst entscheiden, in welchen zwei Intervallen sie die Zusatzleistung nutzen.
Führungswechsel in Runde 12: Dennis übernahm die Spitzenposition von Pole-Setter di Grassi, während weitere Fahrer im hinteren Feld Attack Modes zündeten. Dan Ticktum verlor den sechsten Platz kampflos, weil er wegen zu viel genutzter Energie eine Durchfahrtstrafe antreten musste. In Runde 13 nutzte Dennis seinen ersten Attack Mode und entschied sich für die 1-Minute-Variante - damit blieb er vor di Grassi in Führung.
In Runde 16 nutzte Wehrlein seinen Attack Mode für zwei Minuten für einen Platzgewinn gegen Lotterer und übernahm den vierten Platz. In Runde 18 musste das Safety Car zum dritten Mal ausrücken, weil Edoardo Mortara mit seinem Maserati in Kurve 1 mit dem Heck in die Streckenbegrenzung eingeschlagen war.
Der weitere Rennverlauf: Beim Re-Start zur 21. Runde behauptete Dennis ohne Probleme die Führung vor di Grassi, Hughes, Wehrlein und Lotterer. Maximilian Günther verbesserte sich auf die 14. Position, gefolgt von Landsmann Rene Rast. Überholmanöver ereigneten sich in der ersten Rennhälfte kaum, wenn überhaupt, dann mit Hilfe der Attack Modes.
In Runde 25 aktivierte Wehrlein von P4 seinen zweiten 2-Minuten-Attack-Mode und überholte Vordermann Hughes, der ebenfalls seinen Attack Mode (2 Minuten) einsetzte. Mit Ausnahme von Spitzenreiter Dennis reagierten die bestplatzierten Piloten sofort und setzten ebenfalls ihre zweite Runde der Attack Modes ein. Dennis nutzte seinen Zusatz-Boost, um einen Vorsprung von rund vier Sekunden zu di Grassi aufzubauen.
In Runde 29 übernahm Wehrlein den zweiten Platz von di Grassi, der wegen geringerer Energie-Restmenge immer weiter Gas rausnehmen musste. Die Rennleitung gab in den Schlussminuten bekannt, dass das Rennen wegen der vorangegangenen Safety-Car-Phasen um fünf Runden verlängert wird. Zwei Runden vor Schluss musste Rene Rast seinen McLaren am Streckenrand abstellen. Während Dennis an der Spitze vor Wehrlein enteilt war, blieb es dahinter eng mit di Grassi, Hughes und Lotterer. Der Deutsche übernahm in der letzten Runde den vierten Platz von Hughes mit einem Überholmanöver in Kurve 8.
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