Ein historischer Erfolg im Motorsport: Pascal Wehrlein hat den Mexiko-City ePrix 2022 der Formel E gewonnen. Der Porsche-Pilot errang einen Start/Ziel-Sieg und bescherte sich selbst und dem deutschen Sportwagenbauer den ersten Sieg in der Elektro-Rennserie. Porsche feierte durch den Zweitplatzierten Andre Lotterer sogar einen Doppelsieg im Autodromo Hermanos Rodriguez.

Im 29. Rennen konnte das Porsche-Werksteam nach zuvor zwei sieglosen Saisons erstmals triumphieren. Blick in die Geschichtsbücher: Den letzten Erfolg mit einem Formel-Rennwagen erzielte Porsche als Motorenlieferant in der IndyCar World Series am 03. September 1989 durch Teodorico Fabi auf dem Mid-Ohio Sports Car Course in Lexington.

Großer Jubel auch am Teamsitz in Weissach unter der Leitung des neuen Motorsportchefs Thomas Laudenbach: Der letzte Formel-Sieg eines Porsche-Werksteams datiert auf den 08. Juli 1962, als dem US-Amerikaner Dan Gurney in einem Werks-Porsche 804 der erste und bislang einzige Formel-1-Triumph im französischen Rouen gelang.

Wehrlein: Rache für verlorenen Mexiko-Sieg

Wehrlein fuhr im dritten Rennen der Formel-E-Saison 2022 vor Teamkollege Lotterer und dem zweifachen Champion Jean-Eric Vergne (DS Techeetah) auf das Sieger-Podest. Damit rächte sich der frühere DTM-Champion und Formel-1-Fahrer für den verlorenen Sieg im vergangenen Jahr im mexikanischen Puebla, als er wegen eines falsch registrierten Reifens nachträglich disqualifiziert wurde.

Diesmal lief alles glatt auf dem 2,606 Kilometer langen Kurs in der Millionen-Metropole. Zwar büßte Wehrlein in der Anfangsphase die Führung zunächst an Vize-Weltmeister Edoardo Mortara ein, doch dank überlegenem Energie-Management eroberte Wehrlein die Führung in der zweiten Rennhälfte zurück. Mit Lotterer im Windschatten war die Konkurrenz den Porsche diesmal nicht gewachsen.

Dahinter erzielte Vergne von Startplatz vier seinen ersten Podestplatz in der laufenden Saison für das Team DS Techeetah. "War okay, ich hatte eine Lebensmittelvergiftung und fühlte mich nicht so gut", sagte der Franzose. Teamkollege Antonio Felix da Costa, Mortara und Mercedes-Weltmeister Nyck de Vries komplettierten die Top-6 in einem Rennen ohne größere Dramen oder Zwischenfälle.

Das zuletzt starke Mercedes-Team konnte diesmal kein Wörtchen ums Podium mitsprechen. Stoffel Vandoorne überquerte die Ziellinie als Zwölfter. Maximilian Günther, der dritte deutsche Fahrer im Starterfeld, holte mit seinem Nissan als Zehnter den letzten Punkt. Für den einzigen Ausfall des Rennens sorgte Alexander Sims (Mahindra).

Foto: LAT Images
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Wehrlein verliert Führung in Attack-Mode-Phase

Wehrlein verlor die Führung in der achten Runde an Mortara, der sich mit Hilfe des Attack Mode locker gegen den Porsche-Piloten durchsetzen konnte, obwohl dieser sich selbst im 250-kW-Modus befand. Andre Lotterer hatte zuvor in Runde 5 als erster aller Fahrer von P3 den Attack Mode gezündet, konnte daraus aber keinen Profit gegen Vordermann Mortara schlagen. In Runde 12 wurde der Porsche-Fahrer ohne die Zusatz-Power durchgereicht und verlor seinen Platz innerhalb einer Kurve an das Techeetah-Duo Vergne und Felix da Costa.

In Runde 16 zündeten die Top-4 - Mortara, Vergne, Wehrlein und Lotterer - jeweils den zweiten und letzten Attack Mode. Positionswechsel gab es dabei nicht an der Spitze. Nur Felix da Costa konnte die fünfte Position von Frijns zurückerobern. Spitzenreiter Mortara hatte zu diesem Zeitpunkt einen leichten Nachteil beim Energie-Management, während die vorderen Autos weniger als zwei Sekunden trennten.

Porsche schlägt mit Mehr-Energie zurück

15 Minuten vor dem Rennende schlugen die Porsche zurück: Wehrlein und Lotterer kassierten den Zweitplatzierten Vergne locker innerhalb einer Runde. Der zweifache Champion aus Frankreich büßte wenig später auch noch den vierten Platz an Verfolger Frijns ein.

Nur zwei Minuten später ging es munter weiter bei den Zuffenhausenern: Spitzenreiter Mortara musste mit zwei Prozent weniger Energie im Auto Platz machen und das Porsche-Duo mehr oder weniger kampflos ziehen lassen. Wehrlein führte das Rennen knapp vor Teamkollege Lotterer an, während Mortara an dritter Stelle leicht abreißen ließ.

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Lotterer greift nicht an: Haben als Team gespielt

An der Spitze verzichteten Wehrlein und Lotterer am Ende auf einen Zweikampf, um den Doppelsieg und ersten Triumph von Arbeitgeber Porsche nicht zu riskieren. Der Drittplatzierte Vergne als ärgster Verfolger hatte beim Zieleinlauf einen riesigen Rückstand von neun Sekunden.

"Glückwunsch an das Team und Pascal", sagte Lotterer. "Ich hatte mehr Energie und sicherlich hätte ich am Ende eine gute Gelegenheit gehabt, in Führung zu gehen. Aber wir haben als Team gespielt. Wenn ich vor Pascal gestartet wäre, wäre es anders gelaufen. Aus Sicht des Teams war es das Richtige. Wir blieben cool und haben als Team abgeliefert. Wenn ich mich besser qualifiziert hätte, wäre alles gut gewesen. Aber ich freue mich für Pascal. Er hat letztes Jahr in Mexiko den Sieg verloren. Jetzt hat das Karma zurückgeschlagen."

Der beste Ort für den ersten Sieg", jubelte Wehrlein auf dem Podium vor den feiernden und enthusiastischen Fans. "Anfangs wusste ich selber nicht, ob wir bei der Pace sind. Aber die anderen Autos hatten eine Runde weniger als Ziel und waren einfach schneller am Anfang. Gegen Rennmitte hat es sich gedreht und am Ende waren wir viel schneller, weil wir mehr Energie hatten."

Vize-Weltmeister Mortara führt die Tabelle weiter an und hat nun 43 Punkte auf dem Konto. Weltmeister de Vries, ebenfalls Sieger beim Saisonstart in Saudi-Arabien, belegt den zweiten Rang mit 38 Zählern. Dahinter folgen Mexiko-Sieger Wehrlein und Porsche-Teamkollege Lotterer mit jeweils 30 Punkten.

Formel E: Zwei Monate Pause

Nach der Absage eines in China geplanten Rennens, das wegen der anhaltenden Corona-Pandemie gestrichen wurde, steht der Formel E nun eine fast zweimonatige Rennpause bevor. Nach den ersten drei Saisonläufen in Saudi-Arabien und Mexiko-City, geht es erst am 09. April in Rom weiter. Die Rückkehr nach Italien läutet die kurze Europa-Tournee mit weiteren Rennen in Monaco und Berlin ein.

Foto: LAT Images
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Formel E: So lief der Mexiko-City ePrix 2022

Die Startaufstellung: Pascal Wehrlein erzielte seine dritte Pole Position in der Formel E, nachdem er sich im Qualifying-Finale des neuen K.o.-Formats gegen Vize-Weltmeister Edoardo Mortara durchsetzen konnte. Hinter dem Drittplatzierten Andre Lotterer lauerte das Techeetah-Duo bestehend aus Jean-Eric Vergne und Antonio Felix da Costa. Die Mercedes-Piloten Nyck de Vries und Stoffel Vandoorne starteten von den Plätzen sechs und acht, während Maximilian Günther im Nissan den zehnten Startplatz belegte.

Das Wetter: Volles Haus im Autodromo Hermanos Rodriguez bei angenehmen Temperaturen um die 20 Grad zum Rennstart um 16:00 Uhr Ortszeit. Die Streckentemperatur auf der 2,606 Kilometer langen Streckenvariante des Formel-1-Kurses betrug 27 Grad.

Der Start: Höchst gesitteter Start durch die ersten Kurven: Keine Positionswechsel und keine Kollisionen im Feld der 22 Autos. Pascal Wehrlein verteidigte die Pole problemlos gegen Verfolger Edo Mortara. Dahinter folgten Andre Lotterer und die beiden Techeetahs von Jean-Eric Vergne und Antonio Felix da Costa. Nur Stoffel Vandoorne verlor in der zweiten Runde seinen achten Platz an Envision-Pilot Nick Cassidy, der sich direkt hinter Teamkollege Robin Frijns einordnete.

Der Fanboost: Formel-E-Rookie Antonio Giovinazzi, die Mercedes-Piloten Stoffel Vandoorne und Nyck de Vries sowie Lucas di Grassi und Antonio Felix da Costa erhielten den Fanboost und damit einen kurzzeitigen Power-Boost von 250 kW.

Die Zwischenfälle: Antonio Giovinazzi zog sich zur Rennmitte einen Platten an seinem Dragon-Boliden zu und fiel nach einem Boxenstopp aus dem hinteren Mittelfeld bis auf den letzten Platz zurück. Damit erzielte der ehemalige Formel-1-Fahrer auch im dritten Rennen in Folge keine Punkte.

Die Ausfälle: Für Alexander Sims war das Rennen schon nach der dritten Runde vorzeitig beendet. Der Brite musste seinen Mahindra am Streckenrand abstellen. Die Rennleitung verzichtete auf eine Safety-Car-Phase, um den roten Boliden zu entfernen.