1. Warum wurde Schumacher bestraft?

Es war das Gesprächsthema Nummer 1: Michael Schumacher überholte in der letzten Kurve Fernando Alonso. An sich kein Problem. Wenn da nicht eine Safety Car Phase gewesen wäre. Artikel 40.13 des Sportlichen Reglements der FIA besagt: "Wenn das Rennen hinter dem Safety Car endet, fährt es am Ende der letzten Runde in die Boxengasse und die Autos sehen die karierte Flagge ohne Überholen." Das war im Fall Schumacher nicht gegeben.

Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali sagte: "Obwohl das Safety Car hereinkam, waren da immer noch viele Trümmerteile in der letzten Kurve. Deswegen war jede Art von Überholversuch wirklich gefährlich." Mercedes argumentierte anders. Das Team sah auf den Bildschirmen das Signal "Safety Car in this lap" und sah, dass die Strecke von der Rennleitung freigegeben wurde - deshalb schwenkten nach der Safety Car Linie 1 auch die Streckenposten die grünen Flaggen.

Also wiesen Ross Brawn & Co Michael Schumacher und Nico Rosberg an, bis zur Ziellinie anzugreifen, sollte sich eine Chance ergeben. "Dass ich am Ende für jetzt auf Platz zwölf zurück versetzt wurde, ist sehr enttäuschend und ich verstehe vollkommen, dass wir dagegen Berufung einlegen", sagte Schumacher. Das Team legte bei der FIA Beschwerde gegen die Entscheidung an.

2. Was war Webbers einziger Fehler?

Mark Webber war in Monaco nicht zu bremsen. Der Australier dominierte das Qualifying und das Rennen nach Belieben. Selbst vier Safety Car Phasen konnten ihn nicht stoppen. Selbst auf dem Weg in die Startaufstellung war Webber der Schnellste: Um 13:31 Uhr blitzte ihn die FIA auf dem Weg in den Grid in der Boxengasse mit 70,9 km/h. Die Folge sind 2.200 Euro Geldstrafe. Die kann Webber locker verschmerzen - immerhin gewann er in Monaco nach dem Spanien GP das zweite F1-Rennen innerhalb von sieben Tagen.

Michael Schumacher wurde nachträglich bestraft, Foto: Sutton
Michael Schumacher wurde nachträglich bestraft, Foto: Sutton

Er selbst jubelte über den tollsten Tag seines Lebens. "Webber ist wirklich in einer ganz tollen Verfassung, mental und körperlich", lobte Alex Wurz. "Nach dem schwierigen Vorjahr mit seiner Verletzung muss ihm wirklich gratulieren. Er zeigt aktuell, dass er wirklich ein talentierter Mensch ist." Auch Christian Danner war begeistert, wie locker Webber seinen Teamkollegen Sebastian Vettel im Griff hatte: "Er war nie in der Nähe. Ich weiß nicht, woran das gelegen hat. Es ist interessant, dass Webber so eine Extraklasse entwickelt hat und hält." Als Belohnung gab es einen Sprung ins kühle Nass.

3. Warum holte Mercedes Rosberg nicht eher rein?

Etwas Rätselraten danach über Nico Rosbergs Strategie. Da vor ihm alle zuerst an die Box kamen, hatte er lange Zeit freie Fahrt und fuhr dann auch die besten Runden. Kaum war Mark Webber direkt vor ihm aus der Box gekommen, verlor Rosberg aber wieder Zeit und es machte den Eindruck, es wäre am besten, er käme sofort zum Reifenwechsel, um seinen herausgefahrenen Vorteil nicht wieder zu verlieren. Das tat er aber nicht und kam nach seinem Stopp wieder hinter Michael Schumacher auf die Strecke.

"Das habe ich auch nicht ganz verstanden", sagte Danner. "Aus dem Bauch heraus hätte ich gesagt, Nico hätte vor Michael Schumacher landen müssen. Aber ich habe keine Überholsoftware." Rosberg sah das anders. Er glaubt, seine Strategie war richtig. "Es war ein guter Versuch mit den Options, die halb kaputt waren, noch ein paar Runden Gas zu geben", sagte er. "Ich denke, das war strategiemäßig okay."

4. Wie kam es zu den Platzwechseln am Start?

Überholen ist in Monaco unmöglich. Umso mehr konzentrierten sich die Fahrer darauf, vielleicht am Start ein Plätzchen gutzumachen. Sebastian Vettel gelang das im Kampf gegen Robert Kubica. "Ich verlor am Start eine Position an Sebastian, aber ich wusste schon im Vorhinein, dass der Start auf der schmutzigen Seite schwieriger wird", erklärte Kubica. Normalerweise hätte er seine Position verteidigt, aber er dachte, er hätte eine Chance Webber zu überholen. "Leider drehten meine Reifen durch, wodurch es zu spät war, um die Tür für Vettel wieder zu schließen und ich musste noch auf Massa hinter mir aufpassen."

Am Start wurden einige Plätze getauscht, Foto: Sutton
Am Start wurden einige Plätze getauscht, Foto: Sutton

Vettel erlebte den Platzgewinn ähnlich. "Ich dachte erst, ich hatte einen schlechten Start, weil die Drehzahl ziemlich nach unten ging", so Vettel. "Ich sah nach links und war beim Beschleunigen besser als Robert. Dadurch kam ich vorbei und das war der Schlüssel zum zweiten Platz."

Dahinter kassierte Michael Schumacher seinen Teamkollegen Rosberg und beide wurden von Rubens Barrichello überholt. "Ich hatte sehr viel Wheelspin", erklärte Rosberg. "Ich habe keine Ahnung, wo Rubens herkam. Wie der dann noch an Michael vorbei ist, das war Wahnsinn. Dadurch habe ich aber doppelt verloren."

5. Wie kam Alonso nach vorne?

Nach seinem Trainingsunfall musste Fernando Alonso aus der Box starten. Ferrari legte sich deshalb von vorneherein, und nicht erst nach der Safety Car Phase in Runde 1, eine spezielle Strategie zurecht: Sie holten Alonso nach einer Runde an die Box, wechselten von weichen auf harte Reifen und ließen ihn das gesamte Rennen durchfahren. "Mit seiner Ausgangsposition mussten sie eine Strategie wählen, die komplett anders ist als bei allen anderen", verriet Danner.

So entging Alonso dem Verkehr hinter den langsameren Autos und konnte bei den Boxenstopps der anderen Piloten ohne Kampf an ihnen vorbeifahren. "Natürlich hätte im Fall einer roten Flagge jeder diese Entscheidung getroffen", sagte Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali. "Da das Safety Car in der ersten Runde kam, hätten das auch andere tun können, aber niemand tat es." Nur Bruno Senna durchschaute die Strategie, er kam aber wegen eines Hydraulikdefekts nicht ins Ziel

6. Was löste Hülkenbergs Unfall aus?

Ausgelöst wurde die erste Safety Car Phase des Rennens durch einen heftigen Abflug von Nico Hülkenberg. Der Deutsche verlor im Tunnel die Kontrolle über seinen Williams und schlug hart in die Leitplanken ein. Er blieb unverletzt. "Bis zum Tunnel fühlte sich das Auto normal an, dann ist in der Kurve etwas passiert und ich bin geradeaus in die Mauer gefahren", erklärte Hülkenberg.

Auf den Fernsehbildern war zu sehen, dass der Frontflügel des Deutschen bereits vor dem Unfall etwas ungewöhnlich positioniert war. "Das muss wohl durch eine Feindberührung in der ersten Kurve passiert sein", so Hülkenberg. Als mögliche Berührung kam für ihn nur ein Vorfall mit Bruno Senna am Start in Frage. "Ich war mit meiner Nase in der Crashbox von Senna, aber ich habe sie wirklich nur ganz leicht geküsst. Eigentlich ist es schwer vorstellbar, dass dadurch ein Flügel abbricht."

7. Was löste Barrichellos Unfall aus?

Jarno Trulli flog über Karun Chandhok hinweg, Foto: Sutton
Jarno Trulli flog über Karun Chandhok hinweg, Foto: Sutton

Nur wenige Runden später hing der zweite Williams in der Leitplanke. In Runde 30 drehte sich Rubens Barrichello und schlug seitwärts in die Leitplanken ein. Danach schmiss er sein Lenkrad auf die Straße, das Karun Chandhok überfuhr. Dazu hatte er allen Grund: "Nach dem Boxenstopp fühlte sich das Auto etwas verrückt an. Genauer gesagt fühlte sich das Lenkrad nicht mehr normal an", erzählte der Brasilianer. "Das Problem mit dem Lenkrad wurde immer schlimmer und dann bin ich gegen die Mauer geknallt."

8. Wer war schuld: Trulli oder Chandhok?

Der Unfall zwischen Jarno Trulli und Karun Chandhok kurz vor Rennende legte die Grundlage für den Schumacher-Alonso-Zwischenfall am Ende. "Die Kollision zwischen Karun Chandhok und Jarno Trulli war so kurz vor Rennende unnötig, es war absolut die Schuld von Trulli", analysierte Christian Klien. Chandhok stimmte seinem Testfahrer zu: "Jarno kam irgendwo aus dem Nichts, als er mich getroffen hat - aber er hat sich zumindest für den Unfall entschuldigt."

Der Italiener hing nach einem Problem beim Boxenstopp hinter dem HRT fest und versuchte Platz zum Überholen zu finden. "In der letzten Runde schien Karun durch den zweiten und dritten Sektor langsamer zu werden und ich sah, dass er in Rascasse Platz ließ, also wollte ich da durch, aber wir berührten uns und das war es." Trulli stufte es als Rennunfall ein.

9. Warum fiel Button aus?

Für Jenson Button war es ein kurzes Monaco-Rennen. Der Brite musste seinen McLaren nach zwei Runden in St. Devote mit rauchendem Heck abstellen. Der Grund: Ein Mechaniker hatte in der Startaufstellung einen Kühler im linken Seitenkasten vergessen. Der Motor überhitzte und Button war draußen.

"Es hat den Motor gegrillt. Ich verlor Motorpower und wollte dann auch kein Öl auf der Strecke verteilen. Ich bin deshalb sofort stehen geblieben", erzählte der Brite. "Wir wussten schon nach der ersten Runde, dass wir einen Kühler vergessen hatten, aber wir dachten, dass es okay wäre", sagte der McLaren-Pilot. "Die Safety Car Phase bedeutete für uns das Ende, denn bei so einer geringeren Geschwindigkeit kommt dann keine Luft rein, um zu kühlen."