Am Start in meine zweite Formel 1 Saison ist schon einiges anders als im letzten Jahr, als ich mein Debüt gefeiert habe. Ich fühle mich viel besser, ich weiß nicht, ob ich schneller bin, aber auf jeden Fall besser vorbereitet. Ich fühle, dass ich besser in der Lage sein werde, sich bietende Möglichkeiten auch zu nutzen. Denn ich weiß jetzt, wie ein Rennwochenende abläuft, wie man mit den Reifen arbeitet, wann man im Rennen pushen sollte, wann nicht. Ich bin älter, etwas reifer - das ist der größte Unterschied.

Und auch das Team hat ein besseres Verständnis für das Auto, wir haben ein relativ klares Bild, was wir machen können, in welche Richtung wir gehen müssen, um es zu verbessern. Das war letztes Jahr nicht der Fall, da hatten wir zwar Glück, am Anfang ein sehr gutes Auto zu haben, aber wir wussten es nicht wirklich zu nutzen. Wenn wir da schon den heutigen Wissensstand gehabt hätten, wäre das eine ganz andere Sache gewesen. Das Team hat wirklich über den Winter einen sehr guten Job gemacht, wir haben ja erstmals mit unserem eigenen Design arbeiten müssen, Windkanalergebnisse verstehen und umsetzen - und das ist Giorgio Ascanelli und seinen Leuten wohl wirklich gut gelungen.

Das Ziel in diesem Jahr ist, in die Punkte zu fahren, so Zehnter, Neunter, Achter - irgendwas in der Gegend. Es ist wahnsinnig schwer, etwas Genaues zu sagen. Wir sind nicht vorne, wir sind nicht hinten, wir sind irgendwo in der Mitte. Aber gerade da können drei Zehntel einen so großen Unterschied machen, das kann bedeuten, dass man das fünfte, oder aber auch das achte oder neunte Team ist. Wir müssen gut pushen, gut arbeiten, alles analysieren, nicht so sehr auf die anderen schauen, sondern nur auf unsere eigene Leistung. Nur die können wir beeinflussen - alles andere nicht.

Ich denke, das in diesem Jahr geforderte strategische Fahren mit schwerem Auto hilft mir insgesamt ein bisschen, denn ich hatte immer einen sehr ruhigen Fahrstil, bin auch mit dem Reifen sehr schonend umgegangen, hatte weniger Verschleiß als meine Teamkollegen, ob nun Bourdais oder Alguersuari. Bridgestone gibt ja immer vor, wie viele Runden man mit den Reifen fahren kann - und da war das bei mir immer ein bisschen länger. Allerdings darf man im Qualifying nicht an diese Dinge denken, da muss man einen aggressiven Stil fahren, um das Beste aus den Reifen herauszuholen, aber dann im Rennen muss man eben ganz anders herangehen, sehr aufpassen, und sehr genau auf den jeweiligen Verschleiß reagieren.

Sebastien Buemi blickt optimistisch in die Zukunft., Foto: Sutton
Sebastien Buemi blickt optimistisch in die Zukunft., Foto: Sutton

Dass der Saisonstart dieses Jahr in Bahrain ist, gefällt mir gut, weil ja einige Leute aus meiner Familie, vor allem mein Onkel, hier leben und ich sie sonst so wenig sehe. Ich wohne auch bei ihnen, nicht im Hotel, das ist ein gutes Gefühl. Ich selbst habe allerdings meinen Wohnsitz nicht mehr hier in Bahrain, sondern in Monaco, das war einfach alles ein bisschen zu kompliziert, ich hatte auch zu wenig Zeit, um wirklich oft genug hier sein zu können. Monaco ist einfach praktischer, und es gefällt mir auch gut, die Leute sprechen französisch, das hat auch manchmal so seine Vorteile...

Aber das erste Rennen hier, das ist gut, es ist schönes Wetter, aber man hat keinen Jetlag wie in Australien. Ich bin jetzt seit Dienstag hier, hatte Mittwoch einen PR-Termin an der Uni, hauptsächlich Autogramme schreiben. Sehr viel Arbeit rund herum ist es hier eigentlich nie - man merkt da halt doch, dass das Interesse bei der einheimischen Normalbevölkerung an der Formel 1 nicht so besonders groß ist. Es kommen ja normalerweise auch nicht so viele von ihnen an die Strecke.

Apropos Strecke - der neue Teil ist nicht besonders aufregend, aber es ist mal was anders, und das ist immer gut. Allerdings ist es sehr langsam, ich glaube also nicht, dass es neue Möglichkeiten zum Überholen geben wird. Auch generell wird das Überholen in diesem Jahr sicher nicht einfacher, ich bin beim Testen hinter anderen Leuten hergefahren, man verliert einfach immer noch viel zu viel Abtrieb. Mit diesem Dauerthema werden wir also auch 2010 leben müssen - aber das kennen wir ja schon...