Die Lehre von der Leere

Die Freude vor überschwänglich. "We are the champions!", stimmte der neue Weltmeister Jenson Button nach seiner Zieldurchfahrt an. "Ich bin Weltmeister, Baby!" Aber stopp. Wo sind die denn alle? Stunden nach Rennende veranstaltete die FIA eine Pressekonferenz mit dem neuen Champion, schließlich war dieser als Fünfter nicht auf der Sieger-PK direkt nach Rennende.

Aber was Button da sah, war es eigentlich nicht wert, die Feierlichkeiten kurz zu verlassen: Der Pressesaal war halb leer. "Wo sind denn alle? Ich bin verdammt noch mal Weltmeister!", rief Button scherzhaft. Und dann kamen sie, zumindest alle, die zu diesem Zeitpunkt nicht im Paddock herumwirrten oder versuchten, Abgabefristen in einer anderen Zeitzone einzuhalten. Auch Weltmeister müssen eben manchmal warten.

Die Lehre vom Wasser

Über 160 Minuten dauerte das Qualifying in Sao Paulo, also über zweieinhalb Stunden. Zum Vergleich: Das ist fast so lang wie eine handelsübliche 180 Minuten VHS-Leerkassette (ja, so was gab's mal in der grauen Vorzeit der DVD- und Festplattenrekorder-Ära) und länger als ein 150 Minuten Training der DTM, was erwiesenermaßen eine der langwierigsten Veranstaltungen überhaupt ist. So etwas hatte noch nicht einmal F1-Urgestein Rubens Barrichello schon einmal erlebt: "In 17 Jahren Formel 1 ist es noch nie vorgekommen, dass ich während des Trainings zweimal aussteigen und pinkeln musste."

Die Lehre vom Eklat

Während Jenson Button auf die Pressemeute wartete, hatten Lewis Hamilton, Fernando Alonso, Michael Schumacher und Sebastian Vettel die Schreiberlinge zu einer eigenen Interviewrunde eingeladen. Wie es zum großen Eklat namens Wurf-Gate kam und wieso beim illustren Quartett die Fetzen flogen, sehen Sie am besten selbst in den Motorsport-Magazin.com F1-Satire-News.

Die Lehre von der Familie

Ferrari bemüht oft, ja sogar schon verdammt oft die Metapher von der großen, roten Familie. Selbst Fernando Alonso hat diesen Satz schon verinnerlicht, abgespeichert und bei Bedarf jederzeit abrufbereit. Das beste Beispiel: Während Felipe Massa in der brasilianischen Presse meinte, dass Alonso etwas über Crashgate gewusst haben müsse, freute sich der Spanier auf seinen neuen roten Bruder. "Die F1 ist eine Großfamilie", bestätigte Mario Theissen mit seinem berüchtigten Schmunzeln. "Aber keine Musterfamilie." Und dann gibt es da auch noch ein paar "verstoßene Kinder". Die klagen aber derzeit, um wieder in den Schoss der Familie aufgenommen zu werden.

Die Lehre von der Statistik

Der Pokal war aus Plastik, zum Glück war der Champagner echt., Foto: Sutton
Der Pokal war aus Plastik, zum Glück war der Champagner echt., Foto: Sutton

Wenn es um Statistiken geht, dann kann Norbert Haug kaum jemand etwas vormachen. Also war es nicht verwunderlich, dass es Haug war, der im Mercedes-Pressetexte eine spektakuläre Enthüllung machte: "Eine nette Geschichte am Rande ist, dass im zweiten Jahr in Folge der WM-Titel vom Auto mit der Startnummer 22 gewonnen wurde, jeweils gefahren von einem Engländer und angetrieben von einem Mercedes-Benz Motor, und zwar jeweils mit einem fünften Platz in Brasilien!" Sprich: 2008 gewann McLaren Mercedes Pilot Lewis Hamilton den Titel, 2009 Brawn Mercedes Fahrer Jenson Button. Beide Briten fuhren einen Mercedes getriebenen Rennwagen mit der Nummer 22. Zufall?

Die Lehre vom Müll

Crashgate, Liegate, Spygate - in der Formel 1 wird nur Müll fabriziert? Oh ja! In Brasilien konnte man das wörtlich nehmen: Die brasilianische Firma Braskem sammelte den Plastikmüll an der Rennstrecke, schmolz ihn ein und formte daraus die Siegerpokale! Am Sonntag reckte Mark Webber einen 50 Zentimeter hohen und 3,5 Kilo schweren Recycling-Plastikpokal in die Höhe. Jenson Button dürfte dem blauen Plastikwerk nicht unbedingt nachtrauern, er erhält im Dezember schließlich die große Silver-Hardware in Form des WM-Pokals. Ob Lewis Hamilton sein blaues Plastikspielzeug bei Ron Dennis abgeben musste, ist nicht bekannt. So ein Plastikteil wirkt doch sicher störend zwischen all den auf Hochglanz polierten Trophäen im McLaren-Siegerschrank.