Erst wenige Wochen vor Saisonbeginn erhielt das Team einen Namen. 16 Rennen später ist Brawn GP Konstrukteurs- und Fahrerweltmeister in der Formel 1. "Vor zehn Monaten waren diese Jungs in Gefahr, in der Formel 1 keine Zukunft mehr zu haben - heute erhielten sie alle die bestmögliche Belohnung für all ihre harte Arbeit und all ihre Anstrengungen", lobte Motorenpartner Norbert Haug die Arbeit von Ross Brawn & Co. "Es ist ein wahres Formel 1-Märchen, was hier passierte."

Ganz so märchenhaft war es natürlich nicht. Denn das WM-Märchen begann 18 Monate vor Saisonbeginn in teilweise vier Windkanälen und dank der Finanzkraft von Honda. Im Winter sorgte dann die harte Arbeit der verbliebenen Belegschaft, die vor Saisonbeginn um 270 Mitarbeiter verkleinert wurde, für die Grundlage beider WM-Titel.

Ein würdiger Weltmeister

Ross Brawn hat viele Titel mit Benetton und Ferrari gewonnen, nun auch mit einem Team, das seinen Namen trägt. "Ich bin sehr stolz", sagt er. "Am Anfang war es etwas seltsam, meinen Namen zu lesen, aber jetzt bin ich sehr geehrt." Von Ferrari bekam er einst eine Kopie des Konstrukteurspokals geschenkt. "Da waren Namen wie Ferrari, Lotus und McLaren drauf, bald kommt auch Brawn GP dazu."

Der Fahrerpokal geht an Jenson Button. "Es fühlt sich unvorstellbar an", sagt CEO Nick Fry. "Am Samstagnachmittag sagte ich, dass die Chancen gering seien - manchmal reichen geringe Chancen." Besonders beeindruckt hat Fry die Art und Weise wie Button den 5. Platz von Startplatz 14 einfuhr.

"Er wusste, was er zu tun hatte und er hat es einfach gemacht. Er hat gezeigt, dass er ein würdiger Weltmeister ist." Besonders der erste Stint voller Überholmanöver ließ Fry atemlos zurück. "Er hatte alles zu verlieren, hat aber trotzdem überholt, das hat gezeigt, aus welchem Holz er geschnitzt ist." Damit habe er auch seine Kritiker verstummen lassen: "Er hat es den Zweiflern gezeigt, die meinten, er könne nicht überholen oder er sei nicht aggressiv genug. Heute hat er es unter einem enormen Druck gezeigt und war phänomenal stark."

Blaupause für die Zukunft

Jenson Button ist Formel-1-Weltmeister., Foto: Sutton
Jenson Button ist Formel-1-Weltmeister., Foto: Sutton

Auch Ross Brawn lobte seinen Weltmeister für seine Fähigkeit, Rückschläge wegzustecken. "Bei ihm waren die Rückschläge noch schlimmer, weil er um die WM kämpfte, aber er kam jedes Mal zurück. Ich bin gespannt, wie er in Abu Dhabi fahren wird, weil dann ist der Druck weg und er kann frei auffahren." Gleichzeitig würde er damit aber bestätigen, dass er bei den letzten Rennen unter Druck nicht alles abgerufen hat. "Das ist eine interessante Sichtweise", gestand Brawn. "Aber er hat vorher noch nie um die WM gekämpft, jetzt hat er es geschafft. Unter diesen Umständen wird er noch stärker sein."

Sein Team muss bereits an das nächste Jahr denken. "Es wird schwierig, das zu überbieten", weiß Brawn. "Unsere nächste Herausforderung ist es, zu beweisen, dass es nicht nur Glück war, weil die Regeln geändert wurden." Einfach wird das nicht, denn im Gegensatz zur Entwicklung des BGP001 kann das Team nicht mehr auf das Honda-Budget zurückgreifen.

"Als das Auto geboren wurde, hatten wir größere Ressourcen, das stimmt. Aber durch die Einschränkungen werden in Zukunft alle Teams auf unsere Größe geschrumpft. In ein, zwei Jahren wird die Größe von Brawn GP die normale Größe eines Formel-1-Teams sein." Die Frage ist, wie erfolgreich Brawn nach dem Megaerfolg des ersten Jahres bis dahin sein kann?