1. - S wie Startaufstellung
Das Wichtigste zuerst: Mit etwas Glück könnten am Sonntag alle 20 Piloten am Start stehen, also auch Timo Glock, der im Qualifying einen heftigen Abflug hatte, als er sich mit seinem Toyota in die Reifenstapel bohrte und dabei eine Schnittwunde am linken Bein und ein paar blaue Flecken am Rücken davontrug. Glock wurde als Vorsichtsmaßnahme in ein Krankenhaus gebracht, durfte dieses aber am Samstagabend wieder verlassen, wenn auch zunächst auf Gehhilfen, um die frisch genähte Wunde nicht zu sehr zu belasten.
Möglicherweise kann er schon am Sonntag im Rennen an den Start gehen. Eine Entscheidung soll am Sonntagvormittag getroffen werden. Dabei spielt auch eine Rolle, dass Glock seit einigen Tagen gesundheitlich angeschlagen ist und am Freitag gar nicht fahren konnte.
Die zweite gute Nachricht aus deutscher Sicht ist eine sportliche: Sebastian Vettel startet das Rennen von der Pole Position. Neben ihm geht Glocks Teamkollege Jarno Trulli aus Reihe 1 ins Toyota-Heimrennen. Platz 3 belegt Lewis Hamilton vor Nick Heidfeld, der von einer Reihe Strafversetzungen profitierte.
2. - S wie Strafen
Erst am Sonntagvormittag (Ortszeit) wird die FIA eine offizielle Startaufstellung herausgeben. Bis dahin können sich einige Positionen noch verändern, denn es gab nicht weniger als fünf Strafversetzungen wegen Missachtens gelber Flaggen (Alonso, Button, Barrichello, Sutil) respektive Behinderns anderer Fahrer (Buemi), zwei Starts aus der Boxengasse (Webber und Glock) und zwei Getriebewechsel (Liuzzi und Kovalainen, wobei Kovalainen von der FIA noch nicht bestätigt wurde).
Die große Verwirrung begann mit einem Abflug von Sebastien Buemi kurz vor dem Ende des zweiten Qualifyings. Während der Schweizer mit einem unsicheren Auto an die Box zurückfuhr und dafür bestraft wurde, fuhren einige der nachkommenden Fahrer zu schnell in der Gelbzone, darunter die beiden Titelkandidaten Rubens Barrichello und Jenson Button. "Ich hoffe natürlich, dass es für sie morgen so weiter geht", scherzte Pole-Mann Vettel.
Auch Fernando Alonso rechnete mit Strafen: "Momentan bin ich 12., aber in einigen Stunden bin ich vielleicht auf Platz 7 oder 8 - hoffentlich", sagte er kurz nach dem Qualifying. Was er nicht wissen konnte: Auch er sollte eine Strafe erhalten, obwohl er sich sicher war, dass er genügend vom Gas gegangen war.
zur Startaufstellung des Japan GP
3. - S wie Start
Vor dem drittletzten Start in dieser Saison versetzen wieder einmal die KERS-Autos das Starterfeld in Angst und Schrecken. "Zunächst ist es wichtig, den Start gut zu erwischen, vorne zu bleiben und dann sehen wir weiter", sagt Sebastian Vettel. Sein Teamchef Christian Horner ergänzt: "Es ist gut, dass Jarno neben ihm steht und nicht Lewis Hamilton mit KERS. Das hatten wir uns bei der Strategie auch so erhofft."
Hamilton rechnet sich von Platz 3 dennoch gute Chancen aus. "Bis zur ersten Kurve ist es ein langer Weg und unser KERS arbeitet besser denn je", kündigt er an. "Sebastian muss sich mehr Gedanken machen als ich." Immerhin fahre der Deutsche noch um die WM. Hamilton wolle nur den Sieg. Von Startplatz 5 hofft auch Kimi Räikkönen auf KERS-Hilfe. "Er hat eine gute Ladung Sprit an Bord und mit KERS könnte er am Start noch einige Plätze gut machen", sagte sein Teamchef Stefano Domenicali.
4. - S wie Strategie
Wenn das Wetter mitspielt, ist Suzuka ein typisches Zweistopprennen. Bei einem Boxenaufenthalt verliert ein Fahrer rund 19,9 Sekunden. Nach der hohen Safety Car Gefahr in Singapur scheint Bernd Mayländer statistisch gesehen ein ruhiger Sonntagnachmittag bevorzustehen: In den letzten fünf F1-Rennen in Suzuka gab es nur eine einzige Safety Car Phase. Andererseits wurde allein das Qualifying in diesem Jahr dreimal wegen Abflügen unterbrochen.
Die Reifenwahl ist in Suzuka besonders knifflig, wie einige Teams feststellen mussten. "Unsere Fahrer haben die Reifen unterschiedlich eingesetzt", verrät Mario Theissen. "Wir sind eigentlich davon ausgegangen, dass der harte Reifen sehr hart ist und der weiche deutlich besser. Das hat sich nicht bewahrheitet."
Das leichteste Auto im Feld hat Adrian Sutil, der seinen ursprünglichen vierten Startplatz mit wenig Benzin eingefahren hat - durch seine Strafversetzung nun aber in einer schwierigen Situation ist. Denn er startet mit einem sehr leichten Auto im Mittelfeld und muss bereits in Runde 14 zum Nachtanken an die Box. Ganz vorne hat Sebastian Vettel diesmal bessere Karten als in Singapur: Er ist schwerer als seine direkten Gegner Trulli und Hamilton und steht am Start vor ihnen.
Die Gewichte nach dem Qualifying
Sebastian Vettel 658.5 (17 Runde)
Jarno Trulli 655.5 (16 Runde)
Lewis Hamilton 656.0 (17 Runde)
Nick Heidfeld 660.0 (18 Runde)
Kimi Räikkönen 661.0 (18 Runde)
Heikki Kovalainen 675.0 (23 Runde)
Nico Rosberg 684.5* (27 Runde)
Robert Kubica 686.0* (27 Runde)
Adrian Sutil 650.0 (14 Runde)
Rubens Barrichello 660.5 (18 Runde)
Jenson Button 658.5 (17 Runde)
Jaime Alguersuari 682.5* (26 Runde)
Giancarlo Fisichella 661.5* (19 Runde)
Sébastien Buemi 665.4* (20 Runde)
Kazuki Nakajima 695.7* (31 Runde)
Fernando Alonso 689.5* (29 Runde)
Romain Grosjean 691.8* (30 Runde)
Vitantonio Liuzzi 682.5* (26 Runde)
Die Angaben der ersten Boxenstopps basieren auf einer Hochrechnung von Motorsport-Magazin.com und sind ohne Gewähr.
Bei den Autos von Timo Glock und Mark Webber findet nach dem Qualifying ein Chassiswechsel statt. Somit unterliegen sie nicht den Spritmengenbestimmungen. Wenn sie starten, müssen sie aus der Boxengasse ins Rennen gehen.
5. - S wie Suzuka
Auf der fahrerisch sehr anspruchsvollen Strecke stellen vor allem der Grip und die Balance des Fahrzeugs entscheidende Faktoren dar, wobei auch der Bremskraftverstärker eine wichtige Rolle spielt, wenn es kurz vor der Haarnadelkurve darum geht von über 270 km/h auf knapp 60 km/h herunterzubremsen. Der Reifenverschleiß ist in Suzuka aufgrund des rauen Asphalts relativ hoch.
Nach zwei Jahren Pause kehrt die F1 in dieser Saison nach Suzuka zurück. "Ich bin sehr froh, obwohl ich mich gewundert habe, dass auch ein bisschen Wehmut dabei war, als ich an Fuji gedacht habe", sagte Nick Heidfeld, der eigentlich Suzuka als seine Lieblingsstrecke bezeichnet. "Das hätte ich nicht gedacht, aber man gewöhnt sich wohl an alles. Trotzdem bin ich glücklich über die Rückkehr meiner Lieblingsstrecke, aber mir fehlt die eigene Atmosphäre in Fuji. Suzuka ist einzigartig und ich bin gespannt, ob es noch mein Lieblingskurs ist, weil Singapur mir auch sehr viel Spaß macht."
Am besten gefallen vielen Fahrern die Esses. "Für mich ist der aufregendste Teil der Strecke der erste Sektor, die Kurven drei, vier und fünf bergauf", erklärt Timo Glock. "Man erreicht über 300 km/h, also sind die Geschwindigkeit und die Richtungswechsel wirklich toll. Es ist einfach eine unglaubliche Kombination von Kurven. In der Vergangenheit war glaube ich die 130R recht schwierig, aber jetzt geht sie mit Vollgas, auch mit den neuen Aerodynamik-Regeln."
6. - S wie Sonntagswetter
Der Japan GP in Suzuka ist für unberechenbares Wetter und sogar Naturgewalten wie Taifune und Erdbeben bekannt. Am Trainingsfreitag zeigte sich Suzuka auch schon von seiner nassen Seite: Zu Beginn des zweiten Trainings herrschte Land unter auf der Bahn. Für den Sonntag befürchten die Wetterfrösche keinen Regen: Das Regenrisiko während des Rennens wird auf null Prozent beziffert. Der Wind soll mit rund 7 km/h aus Nordwesten blasen, was vor allem im Bergaufstück im ersten Sektor wichtig sein kann.
7. - S wie Spannung
Wenn das Rennen nur halb so chaotisch und spannend wird wie das Qualifying, erwartet die F1-Welt ein Klassiker, den mit Sebastian Vettel ein Deutscher gewinnen könnte. Andererseits brennen auch Jarno Trulli und Lewis Hamilton auf den Sieg. Für Toyota wäre es der allererste GP-Sieg - ausgerechnet beim Heimrennen in Japan, auf der Honda-Strecke in Suzuka und vor einem möglichen F1-Ausstieg.
Für Hamilton wäre es bereits der dritte Saisonsieg und der zweite innerhalb einer Woche. "Ich werde alles versuchen, um hier zu gewinnen", kündigt er an. "Ich werde mein ganzes Herz reinhängen, denn diese Strecke besitzt so viel Geschichte und Charakter."
Vettel wird es ihm nicht einfach machen. "Wir haben alles richtig gemacht, stehen auf der Pole und sollten eine gute Strategie haben", glaubt er. "Hoffentlich geht es so weiter." Dann könnte vielleicht sogar noch ein WM-Wunder in Reichweite rücken. Nach den Strafen für beide Brawn-Piloten findet sich Vettel erneut in der Singapur Situation wieder: Er kann vorne viele Punkte holen und seine WM-Rivalen starten außerhalb der Punkteränge - noch dazu scheint Brawn GP erneut kein Siegerauto zu haben. Trotzdem: Um 25 Punkte Rückstand aufzuholen bräuchte Vettel nicht nur in Suzuka ein Wunder, sondern auch in Brasilien und Abu Dhabi. "Aber wir geben nicht auf, so lange es theoretisch möglich ist."
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