Es war das Duell Deutschland gegen England, Diffusor gegen Doppel-Diffusor, Red Bull gegen Brawn GP, Sebastian Vettel gegen Jenson Button. Nach zwei Pole Positions und zwei Rennsiegen für Button und Brawn GP schlugen Vettel und Red Bull zurück: Erst die Pole Position, dann der Sieg - wie bei Vettels erstem Triumph mit Toro Rosso im letzten Jahr beim Regenrennen in Monza.

Für den Deutschen waren es nach zwei Nullrunden die ersten zehn WM-Zähler des Jahres 2009. Den Red Bull-Erfolg komplettierte Mark Webber, der sich ebenfalls Button schnappte und damit den ersten Red-Bull-Sieg zu einem Doppelsieg machte.

"Es war die richtige Entscheidung, hinter dem Safety Car zu starten", erklärte der Sieger. "Es war viel Wasser auf der Strecke, obwohl ich die beste Sicht von allen hatte, war es trotzdem noch schwierig. Ich freue mich, zum zweiten Mal in einem Regenrennen gewonnen zu haben. Jetzt darf es gerne weiter regnen. Das Auto war fantastisch und der Doppelsieg ist unglaublich."

Mark Webber war ähnlich glücklich wie sein Teamkollege. "Sebastian konnte heute das Auto nutzen, wir haben uns gegenseitig unter schwierigsten Bedingungen angetrieben und der Doppelsieg ist die Belohnung für die harte Arbeit. Aber ich hoffe, irgendwann noch einmal einen Schritt besser abzuschneiden."

Wie alle Piloten hatte Jenson Button mit Aquaplaning zu kämpfen. "Gerade in der letzten Kurve waren es verrückte Bedingungen", erklärte er. "Es war ein Teich in der Kurve und man konnte sie praktisch gar nicht richtig fahren." In jeder Runde habe man das Gefühl gehabt, abzufliegen. "Gegen die Red Bull hatten wir keine Chance. Sie waren unglaublich schnell."

"Es war ein fantastisches Rennen, ich bin irre stolz", sagte Teamchef Christian Horner. "Sebastian hat keine Fehler gemacht. Ein brillanter Job des gesamten Teams." Und Red Bull legt noch nach: "Wir haben noch einen normalen Diffusor, bekommen erst noch einen zweistufigen. Es sieht also gut aus."

Der Start

Der Start hinter dem Safety Car verlief erwartungsgemäß unspektakulär, obwohl auch in langsamer Fahrt einige Piloten in der Zielkurve neben die Strecke rutschten. Robert Kubica und Timo Glock entschieden sich, ob ihrer schlechten Startpositionen aus der Boxengasse zu starten, um Änderungen am Setup vorzunehmen und im Falle von Glock auch nachzutanken. Diesem Beispiel folgten mit Verspätung Nico Rosberg und Fernando Alonso, die in der SC-Phase zum Nachtanken an die Box kamen.

Erst in Runde 8 gab die Rennleitung das Rennen frei und eröffnete damit den Blindflug von Shanghai. Für Kimi Räikkönen begann dieser mit Motorproblemen und einem Positionsverlust gegen Lewis Hamilton, der danach durch die Gischt nach vorne pflügen sollte, durch einen Dreher jedoch zurückfiel und Räikkönen noch ganze zwei Mal überholte. Es sollte nicht die einzige Action sein, die Hamilton im Rennen bot, zu vielen Überholmanövern gesellten sich auch viele Dreher und Ausritte.

Die Duelle

Ein deutsch-deutsches Duell lieferten sich Nick Heidfeld und Timo Glock, der sich nach seinem Boxengassenstart immer weiter nach vorne kämpfte, Heidfeld aber beim Überholmanöver unabsichtlich umdrehte. Viel spektakulärer und folgenschwerer war ein Auffahrunfall von Robert Kubica gegen Jarno Trulli. Der Italiener war zuvor immer weiter nach hinten durchgereicht worden, dann krachte ihm Kubica ins Heck, stieg über den Heckflügel auf und nutzte den Toyota beinahe als Sprungrampe. Für Trulli war das Rennen danach beendet, Kubica konnte mit einer neuen Nase weiterfahren. Weitere Ausfälle waren Felipe Massa, der seinen Ferrari am Streckenrand abstellen musste, und Kazuki Nakajima, der den Williams vorwärts in die Box fuhr.

Die Beseitigung der Teile des Kubica-Trulli-Unfalls bescherte dem Grand Prix die zweite SC-Phase, in derer es zu einer weiteren Kollision kam: Sebastien Buemi, der bis dahin ein klasse Rennen gefahren war, fuhr dem Führenden Sebastian Vettel ans rechte Hinterrad. Beide konnten jedoch weiterfahren.

Für Adrian Sutil galt das nicht: Der Deutsche fuhr überholte in den Schlussrunden Lewis Hamilton im Kampf um Platz 6 und war auf dem Weg zu drei WM-Punkten, als er fünf Runden vor Rennende den Force India verlor, abflog und in die Reifenstapel einschlug. Die Punkteränge hinter dem Podiumstrio Vettel-Webber-Button belegten Rubens Barrichello, Heikki Kovalainen, Lewis Hamilton, Timo Glock und Sebastien Buemi. Nick Heidfeld fuhr als Neunter knapp an den Punkten vorbei. Dabei lag er bis kurz vor Ende noch vor Glock und Buemi.

Norbert Haug musste sich mit der doppelten Zielankunft seiner McLaren-Piloten zufrieden geben. "Mehr als Fünfter und Sechster geht derzeit nicht - das muss sich ändern", sagte er. "Wieder schwierige Bedingungen für alle wie in Malaysia und immerhin sind sieben Punkte besser als nichts - aber unser Speed muss deutlich besser werden."