Felipe Massa kündigte an, im Rennen angreifen zu wollen. Genau das setzte er in die Tat um. Der Brasilianer legte los wie die berüchtigte Feuerwehr, die einige seiner Fahrerkollegen später bei ihren Boxenstopps gebrauchen hätten können. Kaum waren die Startampeln erloschen, brauste Massa von der sauberen Seite der Zielgeraden los, zog spielend an Heikki Kovalainen vorbei und attackierte auch Pole-Mann Lewis Hamilton. In der ersten Kurve setzte sich Massa außen neben den WM-Spitzenreiter, bremste spät, ließ die Räder stehen, dem Briten aber genügend Raum zum Überleben. Trotzdem kam der Ferrari-Pilot als Erster aus der ersten Kurve heraus.

Massas Siegträume platzten kurz vor Schluss., Foto: Sutton
Massas Siegträume platzten kurz vor Schluss., Foto: Sutton

Bis zu seinem ersten Boxenstopp in Runde 18 fuhr er einen Vorsprung von 3,5 Sekunden auf Hamilton heraus. Der McLaren-Fahrer kam jedoch nur eine Runde später zum Nachtanken, so dass er keine Chance hatte, vorbeizukommen. Auch im Mittelstint pendelte sich der Abstand bei 3,3 Sekunden bis Runde 30 ein. Alles steuerte auf eine Entscheidung beim zweiten Boxenstopp hin. Doch dann platzten in Runde 40 Hamiltons linker Vorderreifen samt aller Siegträume. Er fiel zwischenzeitlich bis auf Rang 10 zurück.

Damit schien Massas Sieg und WM-Führung sicher. Bis in Runde 68 der Motor im Heck von Massas F2008 den Geist aufgab. Der Ferrari rollte auf Start- und Ziel aus und schenkte so Heikki Kovalainen den ersten GP-Sieg. Der Finne ist damit der 100. Grand Prix-Sieger in der Geschichte der Formel 1 "Natürlich bin ich sehr glücklich", freute sich der frisch gebackene Sieger. "Es war ein Riesenaugenblick, auf den ich seit Jahren hingearbeitet habe."

Aber auch er weiß, dass er von den Problemen seiner Konkurrenten profitiert hat, wie sie in der Vergangenheit schon von seinen Problemen profitiert haben. "Ich habe dieses Jahr schon mehrmals am Samstag gedacht, dass ich am Sonntag um den Sieg fahren könnte, aber dann lief es nicht nach Plan." Hier übte er bis zuletzt Druck auf Massa auf, in der Hoffnung, dass etwas passieren würde.

Überraschung Glock

Hamilton musste seine Siegträume schon früher begraben., Foto: Sutton
Hamilton musste seine Siegträume schon früher begraben., Foto: Sutton

Der Profiteur von Hamiltons und Massas Schlamassel war Timo Glock. Nach einer starken Qualifyingleistung schaffte es Glock schon am Start an Robert Kubica auf Platz 4 vorbeizugehen. Danach fuhr er ein fehlerfreies Rennen, das nur von einem Problem beim Boxenstopp gefährdet wurde. Aber selbst die verlorenen Sekunden beim Tankanlagenwechsel ließen ihn hinter Kovalainen den zweiten Podestplatz belegen - zum ersten Mal in der Formel 1 und noch vor Kimi Räikkönen, Fernando Alonso und Lewis Hamilton. Geschenkt bekam er den dritten Platz nicht: in den Schlussrunden flog Räikkönen geradezu an den Toyota heran. Doch als der Finne bereits im Heck des Toyota steckte, bekam er nach Massas Motorschaden die Order, den Motor zu schonen und Glock nicht mehr zu attackieren.

"Ich konnte es nicht glauben, als ich Felipes Motor hochgehen sah", sagte Glock. "Ich hatte Druck von Kimi und mit den weichen Reifen zu kämpfen, aber ansonsten war das Auto seit Freitag richtig gut." Räikkönen gab alles, "aber wenn der Vordermann keinen Fehler macht, hat man keine Chance", klagte er. "Leider habe ich lange hinter Alonso festgesteckt, das war sehr bedauerlich." Als er einmal vorbei war, konnte er rapide aufholen, aber eben nicht mehr an Glock vorbei. "Unter diesen Umständen ist ein dritter Platz an einem schwierigen Wochenende aber ein gutes Ergebnis."

Hinter Kovalainen, Glock und Räikkönen belegten Alonso und Hamilton die Plätze 4 und 5. Nelsinho Piquet bestätigte als Sechster seinen Aufwärtstrend seit dem Podestplatz von Hockenheim und Jarno Trulli zeigte als Siebter, dass Toyota mit der Hitze in Ungarn sehr gut zurechtkam. BMW Sauber bekam in Person von Robert Kubica in letzter Sekunde einen Zähler für Platz 8 geschenkt. Kubica hatte beim ersten Boxenstopp nur die Hinterreifen gewechselt und war so aus den Punkterängen herausgefallen, bis Massas Motor platzte. Nick Heidfeld kam mit einer Einstoppstrategie von Platz 15 nur bis auf Platz 11 nach vorne.

Glocks Podesttraum wurde wahr., Foto: Sutton
Glocks Podesttraum wurde wahr., Foto: Sutton

Feuriges Zwischenspiel

Die meisten der 70 Runden auf dem Hungaroring waren die erwartete Prozession. Doch bei den Boxenstopps ging es richtig heiß her: gleich bei vier Fahrern schlugen Flammen beim Nachtanken empor. Zunächst erwischte es Timo Glock, dann Sebastien Bourdais, Kazuki Nakajima und Rubens Barrichello. Während Toyota bei Glock auf die Ersatztankanlage zurückgriff, kamen bei Bourdais und Barrichello die Feuerlöscher zum Zug. Nakajimas Feuer löschte sich beim Wegfahren von alleine.

Gar nicht so weit kam Sebastian Vettel. Er fiel mit einem technischen Problem aus. "Es ist noch nicht ganz geklärt", sagte er. "Ich hatte auch einen missglückten Boxenstopp, es wurde etwas zu warm, weil wir ein Problem mit der Tankanlage hatten. Heute ist alles in die Hose gegangen." Denn schon in der Startphase des Rennens verlor Vettel einige Plätze nach einem misslungenen Angriff auf Nelsinho Piquet. "Ich habe mich leider vertan, das Auto verloren und viele Plätze liegen gelassen. Damit war das Rennen verloren." Der einzige weitere Ausfall (neben Massa) war ebenfalls ein Deutscher: Adrian Sutil stellte den Force India fünf Runden vor Schluss an der Box ab.