1. - S wie Startaufstellung
Für Felipe Massa war die dritte Saison-Pole unglaublich. Eigentlich mag er den Kurs im Fürstentum nicht. "Aber jetzt fange ich langsam an, ihn etwas mehr zu mögen." Selbst bei McLaren Mercedes zeigte man sich ob des Speed der roten Konkurrenz überrascht. "Wir dachten, dass wir etwas schneller sein würden", sagte Lewis Hamilton. "Aber wir waren von der Pace der Ferrari überrascht."
Denn neben Massa steht Kimi Räikkönen in der ersten Reihe. Zwar war Hamilton nah an den Roten dran, doch der minimale Unterschied kann auf dem engen Stadtkurs entscheidend sein. Nur auf wenigen anderen Strecken ist die Startposition so wichtig - so lange es trocken bleibt.
Für Heikki Kovalainen blieb nur der vierte Startplatz, warum er langsamer war als das Trio vor ihm wusste er selbst nicht genau zu sagen. Von Ferrari war er allerdings nicht überrascht. "Sie waren das gesamte Jahr über stark, warum also hier nicht?", sagte er. "Wir konnten nicht mehr aus dem Auto und den Reifen herausholen."
Bester Deutscher war Nico Rosberg auf einem starken 6. Platz. Nick Heidfeld kämpfte erneut mit der Reifentemperatur und kam noch nicht einmal ins dritte Qualifying. Er startet frustriert von Platz 13.
2. - S wie Start
Wenn das Qualifying in Monaco extrem wichtig ist, ist der Start nicht minder entscheidend - auch hier unter der Prämisse: so lange es trocken bleibt. "Wenn es regnen sollte, wird es in der ersten Kurve schwierig", sagt Lewis Hamilton. Aber auch im Trockenen kann es in der St. Devote schnell zu eng für 20 Autos werden.
So hätte es auch Sebastian Vettel bevorzugt, von Platz 1 loszufahren. "Denn da steht mir keiner im Weg", sagte er. "Ansonsten wird es immer schwierig, immer eng und immer hart gekämpft. Keiner möchte, dass es in die Hose geht, keiner möchte dem anderen reinfahren, aber manchmal reicht es einfach nicht, man verschätzt sich ein bisschen und bumm - dann ist es passiert."
Wie in der Türkei erwartet Kimi Räikkönen, dass es auf der schmutzigeren Seite schwieriger sein könnte, gut zu starten. "Andererseits glaube ich nicht, dass der Unterschied hier genauso groß ist, da die Autos auf der Zielgeraden überall fahren." Somit sollte auch überall Grip sein. Darauf setzt Willy Rampf. Denn eigentlich sah er für Robert Kubica Platz 4 im Bereich des Möglichen. "Aber Platz 5 ist auch okay, den Rest bekommen wir hin, indem wir die Position am Start gutmachen." Zumindest in der Türkei waren die Starts der Weiß-Blauen wieder top.
3. - S wie Schlüsselstellen
Oft heißt es, dass Monaco eine einzige riesige Schlüsselstelle sei - oder ebenso viele Schlüsselstellen wie Kurven besitzt. Auch wenn Monaco mit keinem anderen Kurs im Formel 1-Kalender zu vergleichen ist - die Anforderung an die Ingenieure bleibt doch dieselbe: Sie müssen den optimalen Kompromiss finden, um aus dem Boliden die optimale Rundenzeit herauszukitzeln.
Der anspruchsvolle Stadtkurs ist unerbittlich - auf den engen Straßen benötigt der Renault R28 ein außergewöhnliches Setup und einen ebenso entschlossenen wie konzentrierten Fahrer. Wie für einen Stadtkurs üblich, bietet der Asphalt zu Beginn des Wochenendes wenig Grip. Bis zum Rennen aber - genau genommen bis zur Zielflagge - wird die Strecke aber immer mehr Haftung aufbauen. Überholen ist jedoch fast ausgeschlossen. "Wenn es trocken ist, ist es fast unmöglich, zu überholen", betont Lewis Hamilton. "Im Nassen kann man näher heran fahren und den Anderen in Fehler zwingen."
4. - S wie Setup
Am Steuer eines Serienautos mögen sich die Straßen im Fürstentum so glatt und eben anfühlen wie die Oberfläche eines Billardtischs - im Cockpit eines bretthart "gefederten" Formel 1-Boliden erweisen sie sich plötzlich als wellig und bucklig. Um mit den Bodenwellen klarzukommen, gelten große Bodenfreiheiten von 5 bis 7 Millimetern hier als normal. Oft hängen die Straßen auch zu einer Seite oder sind sehr rutschig - vor allem auf den Fahrbahnmarkierungen für den Alltagsverkehr. Das wäre im Regen umso gefährlicher.
Um den mechanischen Grip zu maximieren, werden in Monaco weichere Aufhängungseinstellungen gefahren. Dadurch können Stöße besser abgefedert werden. Gleichzeitig sollten die Reifen auf einer Achse unabhängig voneinander ein- und ausfedern können, um die Unebenheiten optimal auszugleichen. Von daher kommen auch weichere Stabilisatoren zum Einsatz. Besondere Aufmerksamkeit gilt auch dem Radsturz. In Monaco wird mit einem verhältnismäßig hohen negativen Sturz gefahren, ohne dass dabei das Fahrzeugheck in den unebenen Hochgeschwindigkeits-Bremszonen instabil wird. Das Hauptziel lautet, dem Fahrer ein neutrales, leicht zu fahrendes Auto zu geben, in das er auf dem anspruchsvollen Kurs Vertrauen fassen kann.
Der Kurs in Monaco verlangt nach den höchsten Abtriebsniveaus der gesamten Saison. Entgegen einem weitverbreiteten Glauben sind die zahlreichen engen Kurven nicht der Grund dafür. Viele Ecken werden so langsam durchfahren, dass dort der mechanische Grip eine viel größere Rolle spielt. Vielmehr wir beim Beschleunigen und Bremsen maximaler Abtrieb benötigt, um optimale Traktion am Kurvenausgang und ein stabiles Fahrverhalten auf der Bremse zu garantieren, und das ohne elektronische Helfer. Deren Fehlen wird aber höchstens im Regen als Problem angesehen.
Die berühmte Haarnadel-Kurve am Grand Hotel ist die Kurve mit dem engsten Radius des gesamten Jahres - gemeinsam mit dem scharfen Rascasse-Knick. In der Konsequenz bedeutet das, dass in Monaco mit den größten Lenkwinkeln der Saison gefahren wird, rund doppelt so groß wie zum Beispiel in Barcelona. Die Traktionskontrolle und das Differenzial werden entsprechend kalibriert. Auch müssen die oberen Querlenker oftmals mit Aussparungen versehen werden, um die extremen Lenkeinschläge zu ermöglichen.
Um ein optimales Beschleunigungsvermögen zu garantieren und bei niedrigen Drehzahlen große Leistung zur Verfügung zu stellen, wird das Getriebe sehr eng abgestimmt. 53 Gangwechsel pro Runde summieren sich auf rund 4.150 Schaltvorgänge über die Grand Prix-Distanz. Auf den ersten Blick mag Monaco als der Kurs erscheinen, der die Motoren am wenigsten fordert. Immerhin sind nur auf 46,6 Prozent einer Runde die Drosselklappen voll geöffnet. In Wirklichkeit birgt der unebene Fahrbahnbelag aber das Risiko, dass die Motoren überdrehen können, wenn die Hinterräder den Kontakt zur Straße verlieren. Eine gute Fahrbarkeit und ein hohes Drehmoment bereits in niedrigen Drehzahlregionen zählen zu den wichtigen Eigenschaften, die ein Motor in Monaco mitbringen sollte.
5. - S wie Strategie
In einem Trockenrennen ohne Zwischenfälle ist die Strategie in Monaco nicht anders als andernorts. Doch wehe es kracht. Safety Car-Phasen können das Zünglein an der Waage spielen. "Wenn man Zehnter ist, ist vielleicht eine Einstoppstrategie der richtige Weg", mutmaßt Jarno Trulli. "Wenn man weiter vorne steht, denkt man vielleicht über zwei oder drei Stopps nach." Das Risiko könne sich auszahlen, muss es aber nicht. "Es gibt zu viele Variablen, die sich nicht vorhersagen lassen." Darauf setzt Trullis Teamkollege Timo Glock. Er darf als Elfter seine Spritmenge frei wählen, während die Top10 bereits ihren Rennsprit festgelegt haben.
Dabei ist Nico Rosberg relativ offen: "Kubica hat mich nur geschlagen, weil er weniger Sprit hat." Das gleiche würde Ron Dennis gerne von den Ferrari behaupten. "Im Rennen sollten wir mit unserer Strategie, unserer Konstanz und unserem Speed gut aussehen", glaubt Dennis. "Gerade in Monaco kann man sich das Rennen mit zu wenig Sprit an Bord zerstören, da wird leicht die falsche Entscheidung getroffen." Ein späterer Stopp sei nicht wegen der ein, zwei Runden wichtig, die man länger fahren könne, sondern weil man den Gegner bis zum nächsten Stopp strategisch übertrumpfen könnte. "Das ist der große Vorteil, wenn man später stoppt."
Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali verriet, dass sein Team in Monaco eine andere Herangehensweise habe. Ob er damit eine leichte Spritladung meint, ließ er offen. Allerdings könnte auch vielmehr gemeint sein, dass die Roten erstmals seit vielen Jahren im Fürstentum für den Sieg konkurrenzfähig sind. "Es hängt immer von der Spritmenge ab", gesteht Kimi Räikkönen. "Im Regen kann man dann ganz andere Dinge machen, aber an der Spitze haben meistens alle die gleiche Spritmenge. Ich erwarte auch hier keine überraschenden Unterschiede."
6. -S wie Sonntagswetter
Schon seit Donnerstag geistert das hohe Regenrisiko durchs Fahrerlager. Am Samstagmorgen gab es im Freien Training einen ersten Vorgeschmack. "Im Nassen ist es sicher extrem schwierig, aber auch nicht unfahrbar", glaubt Sebastian Vettel. Nico Rosberg hat da mehr Bedenken: "Die Intermediates funktionieren im Feuchten nicht. Das Problem wird jeder haben und da hat man kein Gefühl für das Auto und wenn man dann noch keine Traktionskontrolle hat, wird es schwierig." Der erste Regen-GP des Jahres dürfte dennoch kommen: die Regenwahrscheinlichkeit beträgt bis zu 90%.
7. - S wie Spannung
Kimi Räikkönen hat das Prinzip hinter dem Monaco GP durchschaut: "Im Regen könnte das Rennen zur Lotterie werden und dann gibt es vielleicht mehr Überholmöglichkeiten, da es im Trockenen gerne langweilige Prozessionen gibt."
Gerade in den hinteren Reihen hoffen natürlich viele Fahrer auf jede Menge Regen. "Im Regen wird es für alle ein extrem schwieriges Rennen, jeder kleinste Fehler kann das Aus bedeuten", weiß Fernando Alonso. Solche Fehler könnten jedem passieren. "Man muss die 78 Runden durchstehen und da ich nicht um den Titel kämpfe, kann ich mehr riskieren als die anderen." Im Regen könnte er ebenso 18. als auch 4. werden. Alles sei möglich. "Ich bin bereit, jede Möglichkeit zu nutzen."
Auch Nick Heidfeld würde sich über Regen freuen. "Im Rennen bleibt nur die Hoffnung darauf, dass uns das Wetter in die Karten spielt", sagt er. "Das sind natürlich nicht die besten Voraussetzungen, aber die Hoffnung stirbt zuletzt."
Bei McLaren glaubt Ron Dennis auch im Trockenen an die Siegchancen seiner Piloten. "Mit einem guten Start, und wenn wir länger draußen bleiben können, ist auch von der zweiten Startreihe ein Sieg möglich." Dem stimmt Norbert Haug zu: "Beide Fahrer können immer noch um den Sieg fahren."
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