Wenn Nick Heidfeld einem F1-Fan einen Grand Prix als Live-Erlebnis empfehlen müsste, würde er ihm Monaco ans Herz legen. "Nirgendwo sonst kommt er so nah an die Autos ran und nirgendwo sonst kann er nebenbei so viel Zirkus beobachten", sagt Heidfeld. Aus Fahrersicht ist Monaco aus anderen Gründen interessant. "Es ist immer etwas Besonderes", betont er. "Das Auftaktrennen ist immer toll, aber danach kommt direkt Monaco als nächstes Highlight." Zumal es für Heidfeld die Lieblingsstrecke im aktuellen Rennkalender ist, nur Suzuka stellt der BMW Sauber-Pilot noch darüber. "Es ist eine schwierige Strecke, aber sie macht mir sehr viel Spaß."

Raum für Fehler gibt es in Monaco nicht. Auslaufzonen fehlen fast völlig. Ohne Traktionskontrolle und Motorbremse könnte es dieses Jahr noch mehr Dreher und Unfälle geben, glaubt Heidfeld. "Man versucht Fehler auf allen Strecken zu minimieren, aber hier können sie noch größere Auswirkungen haben. Hoffentlich sehen wir ohne Traktionskontrolle keine schweren Unfälle."

Mit dem Mythos vom angelehnten Auto an der Leitplanke musste Heidfeld aufräumen. "Es kommt ab und zu mal vor, dass man die Leitplanke berührt, aber die Autos sind so fragil, dass man nicht hart dagegen knallen kann." Die Gefahr eines Bruchs ist dann viel zu groß. "Wenn man wüsste, dass alles stabiler wäre, könnte man es aber an einigen Stellen machen."

Monaco wird auch gerne als Fahrerstrecke bezeichnet, wo der Pilot noch den Unterschied ausmachen könne. "Aber auch hier kann keiner in einem unterlegenen Auto gewinnen", betont Heidfeld. "Das wird manchmal etwas übertrieben dargestellt. Natürlich kann es passieren, aber meistens nur, wenn es regnet oder 90% des Feldes ausfallen. Unter normalen Bedingungen fährst du hier mit einer Gurke nicht nach vorne." Das Fehlen der elektronischen Fahrhilfen und die hohe Regenwahrscheinlichkeit könnten an diesem Wochenende aber wieder einen Überraschungssieger hervorbringen.

Fürs Trockene möchte Heidfeld keine Prognose abgeben. "Beim letzten Rennen war Ferrari schneller und auch McLaren war etwas vor uns", gesteht er. "Hoffentlich ist das hier anders. Wir haben viele neue Teile, aber das ist bei allen Teams gleich, weil die Strecke ganz anders ist."

Das interne Duell mit Robert Kubica und der öffentliche Druck auf Heidfeld stören ihn nicht. "Aber ich bin natürlich auch nicht gerne langsamer als mein Teamkollege", sagt Heidfeld. "Es kann in der F1 manchmal passieren, aber das macht es nicht schöner." Er mache sich derzeit einige Gedanken darüber, warum es bislang nicht so gut bei ihm gelaufen ist. "Ich habe auch schon den einen oder anderen Anhaltspunkt, aber den werde ich nicht verraten." Ärgerlich sei die Situation jedoch schon. "Aber man darf das 5:0 im Qualifying nicht so eng sehen, denn da spielt auch der Sprit eine Rolle."

Aus Heidfelds Sicht ist auch das neue Auto schwieriger zu fahren als der Vorjahreswagen. "Das soll jetzt keine Entschuldigung sein. Denn wir haben beide das gleiche Auto und es ist ja möglich, damit zurecht zu kommen." Dennoch breche das Auto etwas aggressiver aus. In Monaco soll das aber kein Problem sein.