Es begann langsam und nass, endete ruhig und nass, aber dazwischen brannte es in Fuji lichterloh - nicht nur an Satos Super Aguri. Für die Spannung im Grand Prix war der Regen perfekt, für die Spannung in der WM weniger. Denn Lewis Hamilton krönte sich nicht nur zum ersten Fuji-Sieger seit dreißig Jahren, er vergrößerte auch seinen WM-Vorsprung auf 12 Punkte. Denn sein Teamkollege und Titelrivale Fernando Alonso sah die Zielflagge nach einem heftigen Unfall nicht.

"Es ist einiges passiert im Rennen und es gab Phasen, wo wir uns alle nur gewünscht haben: macht Schluss", sagte der Sieger. Nach der ersten Safety Car-Phase nahm Hamilton den Druck jedoch nicht mehr so wahr. "Ich hätte mehr pushen können, wenn ich es gemusst hätte." Heikki Kovalainen musste es. Dennoch verteidigte er seinen zweiten Rang bis zum Ende. "Es war ein schwieriges Rennen, wir hatten auf ein trockenes Rennen gehofft, aber es hat noch mehr geschüttet als gestern", klagte er. "Am Anfang lief es gut, dann hängt man sich noch mehr rein, versucht dran zu bleiben und wenn dann die Strategie so passt, ist man froh." In seinem Fall über Platz 2. "Das Team hat das Podium verdient."

In den Schlussrunden musste er für diesen Platz hart gegen Kimi Räikkönen kämpfen. "Es war ein schöner Fight. Ich konnte Kimi nicht sehen. Wusste aber, dass er relativ dicht dahinter ist, also habe ich versucht ihn hinter mir zu halten." Dabei ging er durchaus das eine oder andere Risiko ein. Räikkönen klagte derweil über die schlechte Sicht und eine Entscheidung der Rennleitung, die sein Team angeblich nicht mitbekommen habe - nämlich einen vorgeschriebenen Start auf Regenreifen. "Das hat uns am Anfang viel gekostet, aber was sollen wir dagegen machen? Wir haben immerhin noch etwas daraus gemacht." Norbert Haug nahm die Klagen der Scuderia gelassen hin. "Ferrari regt sich immer auf, wenn sie nicht gewinnen", sagte er. "Wenn es alle außer Ferrari geschafft haben, eine E-Mail zu lesen, liegt der Fehler sicher auf deren Seite."

Die Safety Car Phase

Der Japan GP in Fuji bestand aus viel Regen und noch mehr Chaos., Foto: Sutton
Der Japan GP in Fuji bestand aus viel Regen und noch mehr Chaos., Foto: Sutton

Los ging es hinter dem Safety Car - für 19 Runden. Langweilig war die Anfangsphase deshalb jedoch nicht. Schon auf dem Weg in die Startaufstellung rutschte Kimi Räikkönen von der Strecke. Den ersten Dreher nach dem Safety Car Start fabrizierte Felipe Massa - es sollte nicht der letzte bleiben, auch nicht für ihn. Allerdings beging Massa den Fehler, dass er sich nach dem Dreher wieder auf seiner Position einreihte und später eine Drive Through Strafe für Überholen in der SC-Phase kassierte.

Kurz darauf kam Massa in Runde 2 an die Box und offenbarte den Grund für seinen Dreher: er fuhr mit Intermediates. Das gleiche Spiel bei seinem Teamkollegen Kimi Räikkönen, der eine Runde später zum Reifenwechsel kam. Heikki Kovalainen meldete derweil im Boxenfunk, dass die Bedingungen sogar noch schlechter wurden. Räikkönen bestätigte das mit einer weiteren Fahrt neben die Strecke. "Man kann die Hand nicht vor Augen sehen - unglaublich. So können wir nicht weiterfahren", funkte Ralf Schumacher an die Box. Jarno Trulli bestätigte: "Ich habe beinahe Coulthard getroffen. Die sollen sofort aufhören." Die Ferrari fanden sich zu diesem Zeitpunkt auf den Plätzen 20 und 21 wieder.

Das Rennen

Einige Flügel gingen verloren., Foto: Sutton
Einige Flügel gingen verloren., Foto: Sutton

Nach 19. Runden hinter dem Safety Car gab es das erste Mal freie Fahrt. Vorne ging alles glatt: Hamilton führte vor Alonso. Dahinter knallte es das erste Mal: Jenson Button fuhr Nick Heidfeld in die Seite und verlor seinen Frontflügel. Nur wenige Sekunden danach dreht sich Alex Wurz in Massas Ferrari hinein und schied aus. Zu diesem Zeitpunkt fand sich Sebastian Vettel im Toro Rosso auf Platz 3 wieder. Weniger gut lief es für Takuma Sato: erst fuhr er sich den Frontflügel krumm, dann fing sein Auto beim Boxenstopp Feuer.

Im Mittelfeld schickte sich Räikkönen an, eine Aufholjagd zu starten. Erst kassierte er Ralf Schumacher, dann Adrian Sutil. Massa machte es weniger gut und fuhr mal wieder neben die Strecke, als er Barrichello ausweichen musste. Auch Alonso rodelte in diesem Rennabschnitt durch die Auslaufzone. Wie Räikkönen gab auch Robert Kubica richtig Gas. Er überholte die beiden Renault und griff dann nach Hamilton. Dabei ging er allerdings zu optimistisch zu Werke, fuhr dem Briten seitlich ins Auto und kassierte eine Drive Through Strafe.

"Ich habe im Spiegel nichts gesehen, das Visier war beschlagen; ich bin froh, ins Ziel gekommen zu sein", so Hamilton zu der Aktion. "Ich konnte Kubica nicht sehen und er ist mir reingefahren. Es war ein unnötiges Risiko, er hätte auf der Geraden kommen können." Nach dem Zusammenstoß hatte Hamilton bis zum Rennende Vibrationen.

Fernando Alonso verlor bei seinem Boxenstopp einige Positionen, wurde sogar von Heidfeld auf der Strecke überholt und gerade, als er wieder auf Räikkönen aufschloss, kam es zum nächsten großen Knall: Alonso schlug in Runde 41 in Kurve 5 in die Mauer ein - das Aus für den Weltmeister. "Das war einer dieser Aquaplaning-Momente, in denen man nichts mehr kontrollieren konnte", so Alonso. Seine Berührung mit Sebastian Vettel einige Runden zuvor macht er dafür nicht verantwortlich. "Das Auto hat sich schon etwas komisch angefühlt, aber der Crash hatte damit nichts zu tun - es war Aquaplaning."

Zum zweiten Mal rückte das Safety Car aus. Kurz bevor das Rennen wieder freigegeben werden sollte, entschieden sich die roten Bullen für eine weitere Verlängerung des Einsatzes von Bernd Mayländer. Sebastian Vettel fuhr Mark Webber ins Heck - der Red Bull lag auf Position 2, der Toro Rosso auf Position 3. Damit verlor jedes Red Bull-Team je einen möglichen Podestplatz. Webber kämpfte schon das gesamte Rennen mit einer Lebensmittelvergiftung und übergab sich sogar während des Grand Prix im Auto.

Das Ergebnis

Sinnbild: Hamilton siegt, Alonso fällt aus., Foto: Sutton
Sinnbild: Hamilton siegt, Alonso fällt aus., Foto: Sutton

Lewis Hamilton hatte trotz des ganzen Chaos keine Probleme - er fuhr vom Start bis zur Ziellinie beinahe ungefährdet um den Sieg. Dahinter wechselten die Inhaber der Podestplätze munter durch. In den Schlussrunden lag Heikki Kovalainen auf Platz 2, Felipe Massa auf 3, Kimi Räikkönen auf 4. Die Ferrari waren vom Ende des Feldes mit mehreren Boxenstopps über die gesamte Renndistanz verteilt bis in die Top-4 vorgefahren. Für Massa endete der Spaß sieben Runden vor dem Ende. Dann musste auch er zu einem weiteren Stopp hereinkommen. Somit blieb Ferrari eine Stallregie zugunsten des Titelanwärters Räikkönen erspart und es kam zum finnischen Duell um Rang 2.

Räikkönen fand jedoch keinen Weg vorbei. Hinter den Finnen fuhr David Coulthard auf Rang 4. Position 5 ging an Giancarlo Fisichella. Bis zur vorletzten Runde lag Nick Heidfeld auf Platz 6, dann musste er sein Auto am Streckenrand abstellen. Einen möglichen Podestplatz verlor er durch die Kollision mit Button. An seiner Stelle belegte Felipe Massa den 6. Platz. Dafür gab er in der letzten Runde noch einmal alles, duellierte sich über mehrere Kurven bis zur Ziellinie mit Robert Kubica, setzte sich letztlich aber durch. Den letzten Punkt sicherte sich Tonio Liuzzi vor Adrian Sutil. Liuzzi war das Rennen aus der Boxengasse angegangen.

In der Fahrer-WM führt Hamilton vor den letzten beiden Rennen in Shanghai und Sao Paulo mit 107 zu 95 Punkten vor Alonso. Der wiederum muss sich gegen Räikkönen zur Wehr setzen. Der Finne kam bis auf 5 Punkte an den Champion heran. "Ich werde jetzt versuchen die letzten zwei Rennen zu gewinnen", kündigte Alonso an. "In gewisser Weise habe ich ja sogar weniger Druck, da ich nichts mehr zu verlieren habe."