"Es geht mir einfach gut", sagte Michael Schumacher im Gespräch mit Autosport. Rund elf Monate, nachdem er im Vorjahr in Monza seinen Rücktritt erklärt hat, ist Michael Schumacher eigentlich immer noch Teil der Formel 1, auch wenn er das vielleicht etwas anders sieht. Er sieht sich nicht mehr gezwungen, in den Kraftraum zu gehen und der Druck, den er sich selbst gemacht hat, ist weg. "Ich weiß, dass ich alles genau richtig gemacht habe", meinte er.

So könne er jetzt das tun, was er wolle und dazu gehört auch, dass, seinen Angaben nach, von seinem Fitness-Programm nicht mehr viel übrig ist. "Und auch wenn man es vielleicht nicht sieht, ich habe ein paar Kilos zugenommen." Doch ganz untätig kann auch ein Michael Schumacher nicht sein, auch wenn er sich nach seinem Rücktritt vorgenommen hatte, so wenig zu tun wie möglich. "Ich hätte nicht gedacht, dass sich mein Terminplan so schnell wieder füllt. Mir ist weniger langweilig, als ich gedacht hätte. Und ich wollte die Langeweile wirklich haben", erklärte er.

So trifft er seine Freunde, reist viel und macht eben das, was er tun will. "Das Tagebuch füllt sich also schnell. Das schöne daran ist aber, dass alles in meinen Händen liegt. Ich fühle mich frei." Von dem psychologischen Loch, das ihm einige prophezeit haben, scheint also weit und breit keine Spur zu sein. Doch auch Schumacher ist sich bewusst, dass es ihm wohl irgendwann mit dem süßen Nichtstun - oder dem, was er eben so tun will - zu viel sein wird. Worauf er sich dann konzentrieren will, weiß er aber noch nicht. "Ich könnte nicht sagen, dass ich bislang irgendwelchen frischen Herausforderungen gefunden hätte, die mich begeistert haben."

Die Fans hängen nach wie vor an Michael Schumacher, Foto: Sutton
Die Fans hängen nach wie vor an Michael Schumacher, Foto: Sutton

Seine Anwesenheit am Ferrari-Kommandostand war also anscheinend auch nicht darunter, wobei er aber betont, dass es bei Ferrari immer wieder neue Möglichkeiten gibt. "Ich konnte aber noch keine herauspicken, die genau für mich gepasst hätte. Es gibt aber eine Sache, die ich gerne tue - dabei helfen, Straßenautos zu entwickeln. Das macht viel Spaß und ich glaube, ich kann dabei hilfreich sein", meinte Schumacher. Was seine Funktion am Kommandostand betrifft, so weiß auch Schumacher noch nicht genau, wie seine Tätigkeit dort zu beschreiben ist. So kann er sicher eine gute Verbindung zwischen den höheren Ebenen und der Sicht der Fahrer herstellen, da er in beider Bereiche gute Einblicke hatte und hat.

Wie seine Rolle aber in weiterer Folge aussehen soll, ist noch nicht klar. "In diesem Bereich haben Ferrari und ich bislang noch keine klare Linie gefunden. Wir sehen uns aber nicht unter Druck, etwas zu finalisieren." Außerdem musste er eingestehen, dass sein Wissen auch durch die Zeit beschränkt ist. So müsste er sich immer auf dem Laufenden halten, wenn er von Hilfe sein wollte. "Ich sehe viele ehemalige Fahrer, die das kommentieren wollen, was passiert. Dabei haben sie aber Probleme. Sie sind nicht weiter mitten im Geschäft", sagte er. Das stellt Schumacher auch bei sich selbst fest. "Man tendiert dazu, gewisse Fähigkeiten zu verlieren, um Details einzuschätzen. Um das zu lösen, müsste man immer an den Strecken sein. Ich kann aber ehrlich sagen, dass das für mich keine Option ist."

Auf seine Rolle an der Boxenmauer wollte er das aber nicht beziehen. So sei er in alle Diskussionen involviert, nähme an den Briefings teil und kenne alle Details. "Ich kann ihnen sagen, was ich denke." Eine Rolle als Teamchef, nachdem Jean Todt zurückgetreten ist, kommt für ihn aber nicht in Frage. "Fünf Tage oder mehr im Büro, weg von zuhause, 12-Stunden-Tage... nein, das hat mir nie zugesagt." Auch eine Rückkehr ins Cockpit ist für ihn ausgeschlossen. Er ist der Meinung, er hat den richtigen Moment gefunden, um aufzuhören und habe sich die Entscheidung davor nicht leicht gemacht. Und auch Gerüchte, wonach sein Sohn Mick bereits voller Begeisterung Kart fährt, konnte er nicht bestätigen. So war Schumacher zwar mit seinem Sohn auf der Kartbahn, das sei aber lange her. "Er hat so viele andere Dinge, die ihn interessieren. Und zuhause in der Schweiz gibt es in der Nähe keine Kartbahn."