Der Prolog ist vorbei. Drei Rennen lang fuhren die Piloten in Übersee umher, mit der Rückkehr nach Europa beginnt die Saison von vorne. Das darf man durchaus wörtlich nehmen, denn zum Auftakt der Europasaison liegen drei Fahrer punktgleich an der Spitze: für Fernando Alonso, Lewis Hamilton und Kimi Räikkönen stehen jeweils 22 Punkte zu Buche.
Die vier Wochen Pause seit dem Bahrain GP haben die Teams genutzt, um vier Tage lang in Barcelona zu testen; den Rest der Zeit verbrachte man mit Arbeiten im Windkanal und in der Fabrik. Das Ergebnis: neue Aeropakete, neue Unterböden, neue Getriebe, neue Seitenkästen und neue, teilweise spektakulär aussehende Front- und Heckflügel. Alles ist neu. Toro Rosso-Chef Franz Tost sprach sogar davon, dass der überarbeitete Ferrari ein "komplett neues" Auto sei.
Wie vor dem Malaysia GP durften die Teams auch diesmal eine Woche auf dem Kurs testen. In Barcelona ist das jedoch nicht von so großer Bedeutung, denn hier sind die Teams vor, während und nach der Saison ohnehin ein Dauergast. Dennoch gibt es auf dem Circuit de Catalunya immer wieder etwas zu testen. Der Kurs ist berüchtigt für seine wechselnden Windrichtungen und sich stetig verändernde Streckenbedingungen.
Aber nicht nur das zeichnet den Kurs aus. "Der Circuit de Catalunya ist eine anspruchsvolle Strecke für die Autos und ein echter Leistungstest", sagt Martin Whitmarsh. "Nicht nur die aerodynamische Effizienz eines Formel 1-Autos wird hier besonders gefordert, auch die Motoren sind hier wieder hoch belastet", fügt Norbert Haug hinzu. "Der Circuit de Catalunya ist für alle Formel 1–Teams die Prüfstrecke schlechthin." Deshalb sind die Ergebnisse in Barcelona sehr viel aussagekräftiger als beispielsweise jene aus Melbourne oder Bahrain. "Es gilt die Regel, dass, wer hier aus eigener Kraft gewinnen kann", so Haug, "dazu dann auch auf allen anderen GP-Kursen in der Lage ist."
Genau darauf baut Ferrari-Pilot Felipe Massa. Nach den Tests schwärmte er: "Wir sind mindestens eine halbe Sekunde schneller als vorher." Demnach erwartet er, dass die Roten genauso konkurrenzfähig wie bei ihrem Sieg in Bahrain sein werden. McLaren sei zwar auch konkurrenzfähig, "aber wir haben auch viele Innovationen - und unser Auto ist schneller."
Bei beiden Teams kommt ein neues Aerodynamikpaket zum Einsatz. Ferrari setzt vor allem auf neue Seitenkästen und eine neue Kühlung, bei den Silbernen sorgte ein neuer Frontflügel für Aufsehen. "Er wird unseren Fahrern in Barcelona zur Verfügung stehen", sagt Whitmarsh. "Das neue Aero-Paket ist gut", bestätigt Testfahrer Pedro de la Rosa. Die überlegenen Ferrari-Testzeiten aus der letzten Woche möchte de la Rosa nicht überbewerten. "Es war ungewöhnlich kalt. Also warten wir ab, was am Rennwochenende geschieht..." Felipe Massa lässt sich davon nicht beeindrucken. "Der F2007 war schon vor dem Update gut genug für zwei Siege - jetzt ist er noch besser."
McLaren und Ferrari scheinen im Kampf um den Sieg also gesetzt. Aber Fernando Alonso kennt vielleicht noch einen weiteren Kandidaten. "Es gibt bisher eine kleine Lücke zwischen den beiden Top-Teams und BMW", weiß der Spanier. "Aber auf manchen Strecken wird es vielleicht keine Lücke geben. Wir werden einige Rennen sehen, bei denen nicht nur McLaren-Mercedes und Ferrari, sondern auch Nick um einen Podiumsplatz und vielleicht sogar um den Sieg kämpft."
Ob der Circuit de Catalunya schon so eine Strecke ist? Nick Heidfeld stapelt tief: "Im Moment weiß ich wirklich nicht, wie es sein wird." Eins weiß er aber mit Gewissheit: "Wir kämpfen gegen Ferrari und McLaren." Das sei selbstverständlich ein ganz anderes Spiel als gegen Honda, Williams und Toyota. "Das sind die großen Jungs, aber es ist natürlich aufregend, herauszufinden, wie wir abschneiden." Der Prolog ist vorbei, aber die Saison hat gerade erst begonnen...
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