Robert, wie verliefen die Tests bislang?
Robert Kubica: Wir haben in Barcelona einen wichtigen Test absolviert und etwas am Setup gearbeitet. Leider kam ich nicht so viel zum fahren, wie ich es gerne gehabt hätte. Wenn das Auto fährt, ist es aber schnell. Vor allem auf den Long Runs haben wir eine gute Pace, wir sind aber auch auf der ersten Runde recht schnell. Ich bin auch zufrieden wie das Auto auf Setupänderungen und meinen Fahrstil reagiert.

Und wie schätzt du den F1.07 sonst ein?
Robert Kubica: Das Auto hat großes Potenzial. Ich bin mittlerweile viel zufriedener mit der Balance und dem Setup als noch beim Roll-Out in Valencia. Leider konnte ich bei den letzten Tests nicht so viel fahren, hoffentlich können wir diese Zuverlässigkeitsprobleme bald beheben.

Rennfahrer sagen gerne: "Ich habe die Probleme lieber bei den Test als in Melbourne." Ist es also ein gutes Zeichen, dass ihr momentan so viele Probleme habt?
Robert Kubica: Es wäre natürlich besser, überhaupt keine Probleme zu haben. Allerdings sind die Probleme da, um behoben zu werden. Das ist jetzt unsere Aufgabe - und zwar schnell.

Habt ihr noch Probleme mit dem neuen Getriebe?
Robert Kubica: Das weiß ich nicht. [lacht] Wir haben noch ein paar Hydraulikprobleme und hoffen, dass wir sie schon bald beheben können. Denn Melbourne ist nicht mehr fern. Das Potenzial ist da. Wenn wir unsere Zuverlässigkeitsprobleme beheben können, sollten wir noch einmal Fortschritte erzielen.

Werdet ihr in Melbourne zu 100% bereit sein?
Robert Kubica: Hoffentlich. Im Moment sind wir noch nicht ganz bereit und es ist, wie gesagt, nicht mehr viel Zeit bis zum Saisonstart. Wir haben nur noch sechs Testtage in Bahrain. Dann geht es los.

Bei den Tests gab es noch einige Probleme. Robert hofft, sie bis Melbourne zu beheben., Foto: Sutton
Bei den Tests gab es noch einige Probleme. Robert hofft, sie bis Melbourne zu beheben., Foto: Sutton

Hattest du Probleme dich an die neuen Reifen anzupassen?
Robert Kubica: Jeder muss sich an die neuen Reifen gewöhnen, ich vielleicht etwas mehr als Nick, da ich schon immer etwas aggressiver gefahren bin. Mit der neuen Reifenkonstruktion von Bridgestone muss man sehr weich fahren. Aber ich bin zufrieden - alles scheint auf dem richtigen Weg zu sein.

Die Konkurrenz sieht euch als eine Art Geheimfavorit - teilst du diese Ansicht?
Robert Kubica: Es sieht vielleicht so aus, aber wir müssen realistisch bleiben. Momentan sieht es sehr gut aus, aber wir könnten natürlich noch viel schneller sein. Dafür müssen wir die besagten Probleme beseitigen. Das Potenzial ist vorhanden.

Glaubst du, dass die Konkurrenz mit ihren Lobeshymnen auf euch nur den Druck von sich auf euch abschieben möchte?
Robert Kubica: Ich weiß nicht, welche Intentionen sie haben. Aber wir müssen uns sowieso auf uns konzentrieren und unsere Probleme beheben. Danach können wir über unsere Konkurrenz nachdenken. Bei Testfahrten werden viele Spielchen gespielt. Jeder hat ein anderes Programm. Tests sind Tests, Qualifying und Rennen sind etwas anderes.

Achtest du auf die Testzeiten?
Robert Kubica: Ja, aber nicht besonders intensiv. Manchmal ist man richtig schnell, steht aber am Ende der Zeitenliste - es zählt nicht, wo man letztlich in der Liste steht, es kommt darauf an, dass man gute Arbeit abgeliefert hat. Das ist das Wichtige beim Testen - gerade vor Saisonbeginn. Man muss Zuverlässigkeitstests fahren und herausfinden, welche Probleme es gibt.

Du vergleichst also höchstens die eigenen Rundenzeiten und jene deiner Teamkollegen?
Robert Kubica: Man kann seine Zeiten auch mit den anderen Fahrern vergleichen, aber man weiß eben nie, wie viel Sprit sie an Bord hatten. Deshalb können solche Einschätzungen einen schnell auf eine falsche Fährte locken.

Ist es momentan überhaupt möglich eine Vorhersage für die kommende Saison zu treffen?
Robert Kubica: Anhand der Testzeiten sind Vorhersagen sehr schwierig. Jeder fährt sein eigenes Programm, aber wir haben eine viel bessere Ausgangsposition als im letzten Jahr. Es ist alles vorhanden, um besser abzuschneiden. Die große Frage ist: Werden wir in Melbourne bereit sein? Denn wenn man zu Saisonbeginn Boden verliert, wird es schwierig zurückzuschlagen - da man dann Zeit damit verliert, die Probleme zu beheben, anstatt das Auto weiterzuentwickeln.

Robert wünscht sich eine konstante Saison., Foto: Sutton
Robert wünscht sich eine konstante Saison., Foto: Sutton

Williams war beim ersten Test mit dem FW29 auf Anhieb schnell und zuverlässig. Hat dich das überrascht?
Robert Kubica: Williams ist historisch gesehen eines der stärksten Teams im gesamten Feld. Man darf niemanden unterschätzen - alle pushen und arbeiten hart.

Was ist dein Ziel für den Saisonstart
Robert Kubica: Ich hoffe auf Punkte; vielleicht auch etwas mehr. Insgesamt wird es wichtig diese Saison konstant zu sein. Dann kommen die Ergebnisse von alleine.

Du bist beim Roll-Out in Valencia mit dem neuen Auto gefahren. Fährt man ein neues Auto vorsichtiger, wenn man weiß, dass es noch keine Ersatzteile und noch kein zweites Chassis gibt?
Robert Kubica: Man fährt bei Tests natürlich nie 100 Prozent und lässt immer ein bisschen Luft. Es geht bei Testfahrten darum, konstant zu fahren und zu verstehen, was im Auto geschieht. Wir sind nicht hier, um Qualifying-Runden zu fahren. Manchmal können Fehler passieren, aber glücklicherweise passiert das nicht allzu oft.

2007 wird deine erste komplette F1-Saison. Gibt es etwas, worauf du dich ganz besonders freust?
Robert Kubica: Ich freue mich auf jede Saison und hoffe natürlich, dass es eine gute Saison wird. [lacht]

Du hast viele Tests absolviert und bist sechs Rennen gefahren - ist die Formel 1 so, wie du sie erwartet hattest?
Robert Kubica: Ich würde lügen, wenn ich ja sage. Es gibt einige Dinge, die anders sind, allerdings ist das meine persönliche Meinung und die würde ich gerne für mich behalten.