Seit dem 9. Juni des Jahres 2003 rätseln Teile der Weltpresse über die Zukunft von Michael Schumacher. Würde er seine Karriere Ende 2006 beenden oder gar noch einmal verlängern? Warum das ausgerechnet seit jenem Tag der Fall war? Ganz einfach: An diesem Montag vor drei Jahren hat Michael Schumacher seinen Ferrari-Vertrag zum letzten Mal verlängert.
Seitdem verfolgte ihn die allgegenwärtige Frage nach seiner Zukunft. Zu Beginn dieser Saison, seiner letzten für Ferrari und als aktiver F1-Rennfahrer, wurden die Frage-Intervalle der Journalisten logischerweise immer kürzer: bis Schumacher am Donnerstag in Barcelona ein Machtwort zu sprechen glaubte. "Ich gebe meine Entscheidung nach dem Saisonende in Brasilien bekannt", sagte er, wurde aber nur drei Tage später von seinem Teamchef Jean Todt eines Besseren belehrt: "Die Entscheidung fällt beim Ferrari-Heimspiel in Monza", sagte er - und so sollte es auch kommen.
Dem Vertragsverlängerungs- und Rücktrittshype setzte dies aber nicht das erhoffte Ende. Die Ferrari-Verantwortlichen wie Schumacher, Todt und Monzetemolo sowie alle anderen, die sich im Paddock vor ein Mikrofon trauten, wurden weiterhin pausenlos zum Thema Michael Schumacher gelöchert. "Sämtliche TV- und Rundfunkstationen sowie Schreiberlinge wären gut damit beraten nicht immer über Gerüchte und Spekulationen zu schreiben", versuchte Ralf Schumacher glücklos Ruhe in die Gerüchteküche zu bringen. "Das sind alles sinnlose Kommentare, die man sich sparen kann und die Euch sowie Michael nur unnötig Arbeit machen."
Unnötige Arbeit scheint die Presseschar aber zu noch mehr Fragen zu beflügeln. "In Monza gibt es eine offizielle Mitteilung. Für Euch ist es zu lang, für mich ist die Zeit vielleicht zu kurz - das kann man sehen wie man will", blockte Schumacher von Rennwochenende zu Rennwochenende ab. Selbst auf die Trickfallen der Schreiberlinge fiel er nicht herein: "Wenn heute Monza wäre, was würden Sie dann sagen?" - "Das ist eine hochinteressante Frage - in Monza gebe ich Ihnen eine Antwort darauf."
Die Antwortet lautet: Schumacher tritt am Ende der Saison nach dann 247-Grand Prix Starts zurück.
Schon lange vor den unabwendbaren Fragen dieses Jahres sprach Schumacher in Suzuka 1999 über seinen Rücktritt. Damals baten ihn unsere Kollegen des F1 Racing Magazine zu einem ganz besonderen Gespräch - ein Interview mit seinem einstigen Erzrivalen Damon Hill, der an jenem Wochenende seinerseits seinen letzten Formel 1 Grand Prix bestritten hat.
Wann also glaubte Schumacher damals, würde er aufhören 17 oder 18 Mal im Jahr im Kreis zu fahren? Damon Hill war sich sicher, dass man so lange weitermacht, wie man gewinnt. "Nur so lange man gewinnt? Oder auch so lange man mit der Leistung zufrieden ist?", entgegnete Schumacher damals. "Manchmal hat man ein Auto, mit dem man nicht gewinnen kann, aber man sich trotzdem im Vergleich zu seinem Teamkollegen gut schlägt. Dann ist alles okay." So war es bis 2005 und im Jahr 2006.
Wäre also die Familie, Ehefrau Corinna und die beiden Kinder Gina-Maria und Mick, ein Grund den Helm an den viel zitierten Nagel zu hängen? "Ich habe eine Familie. Aber ich finde nicht, dass dies Grund genug ist zurückzutreten", sagte er. "Vor einigen Jahren [Aussage von 1999] sagte ich mir, dass ich noch 5 Jahre fahren würde, aber ich erinnere mich auch daran, dass ich ganz zu Beginn meiner Karriere nur drei oder vier Jahre fahren wollte. Jetzt bin ich fast 10 Jahre dabei [2006 ist mittlerweile seine 16. Saison]. Es ist so lange okay, wie man es genießt und alles gut läuft. Aber ich werde sicherlich nicht mehr mit 40 fahren!", lachte der heute 37-Jährige. Etwas Spielraum bis zu jener Marke der großen Vier und Null hätte es also gegeben.
Und dann war da noch die Angst vor dem nächsten F1-Überflieger. "Das wird eine ganz neue Herausforderung für mich, da ich bislang immer der Junge war, der gegen die älteren Fahrer gekämpft hat", prophezeite er schon 1999 den Kampf gegen die Räikkönens und Alonsos dieser F1-Welt. "Irgendwann wird ein junger Fahrer kommen, aber er wird kein neuer Schumacher sein, sondern einen neuen Charakter haben. Mein Vater sagt mir immer: 'Wenn das passiert, dann solltest du besser aufhören.' Denn dann könnte es gefährlich werden. Da liegt er richtig. Dann könnte man vielleicht etwas versuchen, das wirklich gefährlich wird." Zum Beispiel bei Rot zu überholen oder das Auto auf der Strecke zu parken? Das ist wohl eine andere Geschichte...
Hat also Fernando Alonso den siebenfachen Weltmeister in den Rücktritt getrieben? "Ich fühle mich nicht alt, also sehe ich ihn auch nicht als jung an", sagte der Ferrari-Star auf jener berühmt-berüchtigten Pressekonferenz in Barcelona in diesem Jahr. Aber was ist Alonso dann? "Er ist gut." Auch gut genug, um in den letzten drei Rennen den großen Abschiedserfolg des erfolgreichsten F1-Piloten aller Zeiten zu verhindern? Die letzten drei Rennen in der Karriere des Michael Schumachers werden sicherlich die schwierigsten...
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