Überlegen und absolut unumstritten fuhr Fernando Alonso zu seinem fünften Saisonsieg - und seinem ersten in Silverstone. Weder sein Titelrivale Michael Schumacher noch sein letztjähriger Titelgegner Kimi Räikkönen konnte dem Spanier im Home of British Motor Racing Paroli bieten.

Vor dem Rennwochenende war sich Schumacher noch sicher, dass er in Silverstone um den Sieg mitfahren könne. Aber schon am Freitag hörten sich seine Aussagen weniger optimistisch an. Nach dem Qualifying betrieb er sogar schon erste Schadensbegrenzung und ließ in die Sätze neben den Worten "siegfähig" und "konkurrenzfähig" auch einfließen, dass selbst ein Alonso-Sieg noch "keine Vorentscheidung" wäre. "Auch mit einem 2. Platz könnten wir gut leben. Die Lage ist noch lange nicht aussichtslos." Aus Sicht des Deutschen bleibt zu hoffen, dass seine Fähigkeiten als Wahrsager im Hinblick auf die WM genauso gut sind wie bei der Vorhersage seines 2. Platzes. Denn genau den belegte er hinter Fernando Alonso und vor Kimi Räikkönen.

Der Start An der Spitze ging alles glatt: Die ersten fünf Piloten behielten auch nach der ersten Kurve ihre Positionen. Dahinter legte Nick Heidfeld einen Superstart hin und ging gleich an drei Kollegen bis auf Platz 6 vorbei. Weniger gut verlief die erste Runde für Ralf Schumacher und Mark Webber. Der Deutsche wurde von Scott Speed angeschoben und danach vom Australier gerammt. Für beide war das Rennen damit gelaufen. Auch Speed musste seinen STR1 in der Box abstellen. Nach dem Rennen werden die Stewards diese Aktion noch einmal genau unter die Lupe nehmen.

Der Re-Start Der fliegende Start verlief in Runde 3 ohne Probleme: Das Feld lag zwar eng beieinander, aber einen Positionswechsel gab es nicht. Dafür kam es jedoch zu einigen haarigen Fast-Überholmanövern zwischen Räikkönen und Alonso sowie Räikkönen und Michael Schumacher.

Die Zwischenfälle Keine verrückten Priester mit biblischen Botschaften, keine ignorierten schwarzen Flaggen und keine sonstigen Vorkommnisse. Abgesehen vom Startzwischenfall gab es keine besonderen Zwischenfälle.

Die Überholmanöver Das erste Überholmanöver abseits des Startgetümmels gelang Juan Pablo Montoya. Der Vorjahressieger kassierte Rubens Barrichello und machte sich danach daran Nick Heidfeld zu kassieren. Dieser hatte ihn beim Start geradezu stehen lassen. Mehr als einen Überholversuch konnte Montoya aber nicht starten.

Die Boxenstopps Bis zu seinem ersten Boxenstopp verlief das Rennen für Nick Heidfeld nach Maß. Doch dann kam er nach seinem Stopp nicht sofort weg und verlor so wichtige Sekunden, die er sich zuvor mühevoll mit einer starken Leistung und einem Superstart erarbeitet hatte. So kam Montoya doch noch am Mönchengladbacher vorbei.

Die Strategien Am Samstag gab sich Ross Brawn hinsichtlich der Tankmenge der Scuderia noch zuversichtlich. Das Rennen offenbarte dann aber: Ferrari kam von den Top-Teams als erstes an die Box. Nur Jarno Trulli tankte noch vor den Italienern. Danach kamen die McLaren und erst als letzter der Toppiloten stattete Fernando Alonso seiner Boxencrew einen Besuch ab. Damit demonstrierte er abermals seine Stärke und den Speed seines R26. Bei der zweiten Runde der Boxenstopps wendete sich das Strategie-Blatt. Allerdings nicht für Alonso, der blieb weiterhin ungefährdet in Führung. Aber dahinter übernahm Michael Schumacher nach dem 2. Stopp den 2. Platz von Kimi Räikkönen. Felipe Massa konnte jedoch seinen beim 1. Stopp verlorenen Platz nicht von Giancarlo Fisichella zurückerobern.

Die Ausfälle Schon in der ersten Runde eliminierte ein Vorfall drei Autos: Scott Speed, Ralf Schumacher und Mark Webber fielen ein und derselben Aktion zum Opfer. Als nächstes war das Rennen für den Lokalmatador Jenson Button zu Ende: Der Brite landete mit rauchendem Heck im Kiesbett und beendete so ein schwarzes Wochenende. Nach seinem frühen Ausscheiden im Qualifying endete sein Heimrennen mit einem Motorschaden.

Das Mittelfeld Bei nur vier Ausfällen wurde Silverstone in diesem Jahr seinem Ruf einer hohen Ausfallquote nicht gerecht. Somit durfte auch Super Aguri endlich wieder über das angepeilte Ziel jubeln: Beide Autos sahen die karierte Flagge. Vor Montagny und Sato landeten die beiden Midland von Monteiro und Albers. Davor reihte sich ein Red Bull Trio ein: Tonio Liuzzi fuhr im Sandwich zwischen Klien und Coulthard. Etwas näher an die Punkteränge kamen Jarno Trulli, Rubens Barrichello und Nico Rosberg heran. Etwas Zählbares sprang trotzdem nicht heraus.

Die Punkteränge Denn der letzte Punkt ging an den frisch vermählten Jacques Villeneuve, der als Achter direkt hinter Nick Heidfeld ins Ziel kam. Platz 6 belegte davor Juan Pablo Montoya im zweiten McLaren Mercedes. Felipe Massa verlor einen möglichen vierten Rang bei seinem ersten Boxenstopp und landete somit hinter Giancarlo Fisichella auf Rang 5. Der Italiener versuchte seinerseits in den Schlussrunden noch einmal an Kimi Räikkönen vorbeizugehen und doch noch auf das Podium zu klettern. Letztlich schaffte er es aber nicht.

Das Podium Somit fanden sich Michael Schumacher und Kimi Räikkönen neben dem klaren Sieger Fernando Alonso auf dem Siegerpodest wieder. Keiner der beiden hatte im Rennverlauf eine Chance den Spanier zu schlagen. Nach dem 2. Stopp fiel Kimi zudem deutlich gegenüber dem Ferrari-Star ab.

Der Sieger Keine Chance hatten die Verfolger von Fernando Alonso. Nur am Start rückte ihm Kimi Räikkönen etwas näher. Ansonsten fuhr der Spanier einem niemals gefährdeten Sieg entgegen. Im letzten Jahr ließ er in Silverstone Montoya gewähren und fuhr das Rennen taktisch zu Ende. Diesmal durfte er selbst zum ersten Mal im Home of British Motor Racing triumphieren.

Der WM-Stand Aus 21 mach 23: Nach seinem nächsten Sieg hat Fernando Alonso nun zwei Zähler mehr Vorsprung auf seinen einzigen Titelrivalen Michael Schumacher. Dieser gibt bei noch 10 Rennen und 100 zu vergebenden Punkten aber noch lange nicht auf. In der Konstrukteurswertung blieb alles beim Alten: Renault liegt weiterhin vor Ferrari und McLaren. Eines machte das Heimspiel der britischen Teams jedoch deutlich - die drei Top-Teams sind näher zusammengerückt und auch im Mittelfeld geht es immer enger zu. Die großen Gewinner der (Noch-)Nicht-Top-Teams waren BMW Sauber. Mit Heidfeld und Villeneuve landeten beide Fahrer in den Punkten. Damit liegt man weiterhin auf Platz 5 der Teamwertung - zwölf Zähler hinter Honda.