Rundenlang verfolgte Michael Schumacher den gelb-blauen Renault von Fernando Alonso im Vorjahr. Obwohl er bis zu zwei Sekunden pro Runde schneller war, fand der Ex-Champion keinen Weg vorbei. In diesem Jahr drehte sich der Wind: Fernando Alonso musste in einem schnelleren Renault den Ferrari von Michael Schumacher jagen. Rundenlang hing der Spanier im Getriebe des Deutschen. Vorbei kam er auf dem überholfeindlichen Kurs nicht. Am Ende beging er sogar einen kleinen Fehler und ermöglichte somit dem Ferrari-Star vor heimischer Kulisse den ersten Saisonsieg - und den ersten Triumph gegen mehr als 6 Autos seit dem Japan GP 2004.

Der Vorstart Früher war alles anders: Da fuhren die Piloten in den 15 Minuten vor dem Start noch ein kleines "Mini Warm-Up". Raus, eine schnelle Dreiviertelrunde hingelegt, wieder in die Box und vielleicht noch ein paar Dinge am Setup verstellt. So sah das damals aus. In Zeiten des Spritsparens und Parc Fermé gibt es das nicht mehr. Manchmal kommt es dennoch zu kuriosen Szenen. Etwa wenn Michael Schumacher mit Christijan Albers auf dem Schleichweg in den Grid kollidiert. So geschehen beim China GP des letzten Jahres. Oder wenn sich einmal nicht Yuji Ide, sondern Takuma Sato dreht. So geschehen vor dem Großen Preis von San Marino.

Der Start Der Start an sich verlief relativ glatt und unspektakulär: Michael Schumacher zog an der Spitze vor Jenson Button davon. Dahinter überholte Felipe Massa den Honda von Rubens Barrichello und Fernando Alonso konnte ebenfalls am Brasilianer vorbei gehen und sich somit auf Rang 4 schieben. Der Verlierer des Starts war Kimi Räikkönen, der auf Rang 10 zurückfiel. Heftiger ging es ein paar Kurven weiter zu, als Yuji Ide am Ende des Feldes den Midland von Christijan Albers anschob und somit für einen mehrfachen Überschlag des Niederländers sorgte. Während das Safety-Car auf die Strecke ging, konnte Albers unverletzt aus dem Wrack seines M16 entsteigen.

Der Re-Start Nach zwei Runden wurde das Rennen wieder freigegeben: Wie an der Perlenschnur aufgereiht fuhren die Autos über die Linie. Positionsveränderungen gab es beim Re-Start keine.

Die Zwischenfälle Nach der Kollision zwischen Albers und Ide, ging es mit weniger spektakulären Zwischenfällen weiter: Tonio Liuzzi drehte eine Pirouette und Jarno Trulli rollte langsam in die Box. Während der eine Lokalmatador weiterfahren konnte, musste der andere aufgeben.

Die Überholmanöver So viele Überholmanöver wie beim Re-Start, gab es auch im restlichen Rennverlauf: Keine. Fernando Alonso bekam somit die Kehrseite der Medaille zu spüren. Im Gegensatz zum Vorjahr musste sich diesmal Michael Schumacher mit einem langsameren Wagen gegen den anstürmenden Spanier zur Wehr setzen. Der amtierende Weltmeister fand jedoch keinen Weg am siebenfachen Champion vorbei.

Die Boxenstopps Nach 28 Runden kam Jenson Button bereits zum zweiten Mal zum Nachtanken an die Box. Optimal sieht ein Tankstopp aber anders aus: Der Lollipop-Mann gab JB zu früh das Zeichen zum Losfahren und so riss Jenson den Tankschlauch während des Tankvorgangs ab. Glücklicherweise fing das Auto kein Feuer und Button konnte weiterfahren.

Die Strategien Niki Lauda erwartete vor dem Rennen "alle" auf zwei Stopps. Wirklich alle Fahrer hielten sich nicht an diese Vorhersage, aber letztlich stoppten deutlich mehr Piloten nur zweimal, als dies vor dem Grand Prix vermutet wurde. Allen voran Michael Schumacher verblüffte mit einem sehr späten Stopp, der sogar noch hinter jenem seines Teamkollegen lag. Besonders schwer gingen die Renault ins Rennen, wobei Giancarlo Fisichella fast schon eine Einstoppstrategie hätte fahren können. Dreimal stoppten planmäßig Jenson Button und Ralf Schumacher.

Die Ausfälle Schon nach wenigen Metern war für Christijan Albers Schluss: Der Niederländer überschlug sich in Folge einer Kollision mit Yuji Ide. Dieser konnte nach zwei Reparatur-Aufenthalten in der Box jedoch weiterfahren. Am Ende schied Ide aber mit einem Dreher aus. Zuvor musste Jarno Trulli seinen Toyota nach nur wenigen Runden mit einem mechanischen Problem in der Box abstellen musste. Das gleiche Schicksal wie seinen Teamkollegen ereilte 14 Runden vor dem Ende Takuma Sato: Er drehte sich ins Kiesbett. Fast zeitgleich stellte David Coulthard seinen Red Bull mit technischen Problemen in der Box ab.

Das Mittelfeld Die hinteren Plätze belegten wie üblich Tiago Monteiro, Scott Speed und Tonio Liuzzi für MF1 Racing und Toro Rosso. Enttäuschte Gesichter gab es auch bei BMW Sauber: Nick Heidfeld und Jacques Villeneuve landeten außerhalb der Top10 auf den Plätzen 13 und 12. Ebenfalls an den besten Zehn scheiterte Nico Rosberg als Elfter. Davor verpassten Rubens Barrichello und Ralf Schumacher den Sprung in die Punkteränge.

Die Punkteränge Der letzte Punkteplatz ging deshalb an Giancarlo Fisichella, der sich von Rang 11 bis auf Platz 8 nach vorne arbeiten konnte. Jenson Button fuhr nach seinem vermasselten Boxenstopp nur auf P7. Platz 6 ging an Mark Webber, der sich am Ende Kimi Räikkönen geschlagen geben musste. Dieser kam als Fünfter knapp hinter Felipe Massa ins Ziel.

Das Podium Neben Michael Schumacher standen Fernando Alonso und Juan Pablo Montoya auf dem Podest. Während der Renault-Pilot großformatig im Rückspiegel des Ferrari auftauchte, fuhr der Kolumbianer ein unauffälliges Rennen, an dessen Ende er für eine fehlerlose Leistung mit Rang 3 belohnt wurde.

Der Sieger Abgesehen von einigen wenigen Runden nach den Boxenstopps, lag Michael Schumacher vom Start bis zum Fallen der Zielflagge in Führung. Ab Rennmitte musste er sich zwar in einer harten Taktikschlacht gegen Alonso zur Wehr setzen, am Ende konnte und/oder wollte der Spanier ihn aber nicht mit allerletzter Kraft herausfordern. Nach drei Renault-Siegen in Bahrain, Malaysia und Australien erklang beim Europa-Auftakt erstmals in diesem Jahr die deutsche Nationalhymne.

Die WM-Wertung Mit 36 Punkten liegt Fernando Alonso auch nach seinem zweiten Rang von Imola noch deutlich auf Platz 1 der Fahrerwertung. Dahinter katapultierte sich aber Michael Schumacher dank seines ersten Saisonsieges mit 21 Zählern auf Rang 2. Bei den Teams präsentiert sich ein ähnliches Bild: Renault führt die WM klar vor Ferrari und McLaren an, die sich ein Duell um den 2. Platz liefern.