Vor dem dritten Saisonrennen kursieren die wildesten Spekulationen und diverse Themen in der Gerüchteküche. Wie gut sind die Bridgestone-Reifen bei kühlen Bedingungen? Was macht Renault so stark? Und was um alles in der Welt hat es mit der Flügelaffäre von Bahrain und Malaysia auf sich? motorsport-magazin.com fragte bei jemandem nach, der es wissen muss: Williams-Testfahrer Alexander Wurz.

Punkt 1: Die Bridgestone-Reifen. Warum sind die japanischen Pneus in diesem Jahr nicht mehr bei kühlen, sondern bei wärmeren Bedingungen besser? "Ja, das hat sich jetzt komplett umgedreht. Früher hat man gesagt, dass Bridgestone bei Kälte gut ist. Bei den ersten Rennen war es jetzt anders", bestätigt Alex. "Der Grund dafür ist, dass wir eine andere Philosophie eingeschlagen haben. Die Entwicklungsrichtung ist jetzt vollkommen konträr. Deshalb würde es uns entgegen kommen, wenn es heiß wäre." Für den Australien GP gilt dabei etwas Besonderes: "Unsere Reifenwahl ist kompromisslos und geht auf Risiko. Aus diesem Grund bin ich schon etwas gespannt, wie es laufen wird."

Allgemein betrachtet erwartet Wurz aber keine Sensation. "Hier wird es für uns etwas schwieriger, da unser Auto auf dieser Strecke nicht perfekt liegt und die Vorteile nicht so zum Tragen kommen. Das wird wahrscheinlich erst in Imola wieder der Fall sein." Aber die Hoffnung auf WM-Punkte gibt der Österreicher deshalb für seine Stammpiloten nicht auf: "Wenn wir zwischendurch keine Regenschauer haben und der Grip hoch ist, dann könnten wir schon bei der Musik mitmischen."

Punkt 2: Die Franzosen. Warum sind die Titelverteidiger auch in diesem Jahr eine Klasse für sich? "Renault hat sich super vorbereitet", schwärmt Wurz von den Wintertests der Gelb-Blauen. "Ihr Designbüro muss besonders stark sein. Sie haben ab dem ersten Testtag immer mehr als 100 Runden absolviert und neben der irrsinnigen Standfestigkeit auch einen extremen Speed an den Tag gelegt. Deshalb haben sie schon jetzt einen Vorsprung in beiden WM-Wertungen. Dazu muss man den Renault-Leuten einfach gratulieren. Sie haben eine perfekte Leistung gebracht."

Punkt 3: Die Flügelaffäre. Was hat es mit den flexiblen Flügeln von Ferrari & Co auf sich? "Jeder versucht das Reglement so weit es geht auszuloten", beginnt Alex mit der üblichen Grauzonenerklärung. "Die FIA muss einen dann manchmal zur rechten Zeit zurückpfeifen. Das ist jetzt passiert, weshalb Ferrari die Flügel ändern musste."

"Dabei geht es um aerodynamische Tricks um vielleicht ein oder zwei km/ an Top-Speed herauszuholen. Sie bringen den Flügel absichtlich in einen Bereich hinein, in dem er keinen Abtrieb mehr hat, wodurch man schneller auf der Geraden wird. Aber in den Kurven stellt sich der Flügel dann wieder so hin, wie er sein soll." Mit dem neuen Frontflügel soll das ab Melbourne aber nicht mehr möglich sein - auch wenn die Italiener betonen, dass sie den Flügel rein aus Performancegründen und nicht auf Anweisung der FIA verändert hätten. Wurz sagt jedoch: "Das war vielleicht etwas zu viel des Guten, aber es war nicht nur Ferrari die diesen Trick angewendet haben. Lustigerweise haben auch jene den Kniff angewendet, die am lautesten geschrieen haben. Aber so ist es in der Formel 1."