Der Motorsport hat in Deutschland nicht gerade Hochkonjunktur: Nach zwischenzeitlich bis zu sieben deutschen Formel-1-Fahrern ist in der Saison 2025 mit Nico Hülkenberg nur noch ein einziges Aushängeschild in der Königsklasse des Motorsports übriggeblieben. Einen Deutschland GP gibt es seit Jahren nicht mehr und das Interesse im Mutterland des Automobils verhält sich - freundlich ausgedrückt - gegenläufig zum globalen Trend der F1.
Zumindest bei den Fahrern gibt es nun einen Hoffnungsschimmer: Mercedes und der ADAC gaben am Samstag in Zandvoort im Rahmen der Formel 1 eine Initiative bekannt, die es sich auf die Fahnen geschrieben hat, wieder einen deutschen Fahrer in die Königsklasse zu bringen.
"Auch wenn die Einstellung für jedes Formel-1-Team klar ist: Es ist egal, woher der Fahrer kommt, du willst die Besten der Welt haben und willst gewinnen", schickte Mercedes-Benz CEO Ola Källenius voran, fügte aber schnell an: "Wir haben eine sehr gute Tradition mit deutschen Fahrern."
ADAC sucht, Mercedes hilft finanziell
Das Aushängeschild ist natürlich Michael Schumacher, der zwar vor seinem Formel-1-Einstieg Mercedes-Junior war und später auch für die Marke mit dem Stern fuhr, seine größten Erfolge aber mit Ferrari feierte. Als Mercedes 2010 als Werksteam in die Formel 1 zurückkam, startet man mit Michael Schumacher und Nico Rosberg fast als deutsche Nationalmannschaft.
Gemeinsam mit dem ADAC will Mercedes nun das nächste deutsche Formel-1-Talent finden. Das größte Problem im deutschen Motorsport-Nachwuchs ist das Geld. Schon eine Saison im Kartsport kann mehrere Hunderttausend Euro kosten. Hier will Mercedes einspringen.
Derzeit unterstützt der ADAC mit seiner Stiftung Sport im Motorsport Team Germany rund 30 Nachwuchsfahrer in allen Serien. Die Förderung ist auf die Breite ausgelegt, mögliche Spitzentalente tun sich schwer. An dieser Stelle sollen nun Synergien zwischen dem ADAC und Mercedes genutzt werden.
Der ADAC soll Mercedes dabei helfen, junge, deutsche Talente im Alter zwischen zehn und zwölf Jahren zu identifizieren. Mercedes verfolgt die Junioren im Kartsport mit seinem bestehenden Junior-Programm schon genau, der ADAC soll aber der deutschen Komponente mehr Gewicht verleihen.
Scouting und Test: So suchen ADAC & Mercedes nach nächstem F1-Talent
Jedes Jahr wird der ADAC etwa fünf Talente für ein spezielles Scouting-Event auswählen. Dabei sollen alle mit identischem Material gegeneinander antreten. Mercedes will bei der anschließenden Selektion auch die Vorgeschichte miteinbeziehen, denn bis dahin hatten die Talente möglicherweise keine Chancengleichheit in Form von Testtagen oder Erfahrung.
Dass es schon eines gewissen finanziellen Aufwands bedarf, selbst zu diesem Punkt zu kommen, ist auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff klar: "Wir sprechen natürlich von einer relativ geringen Anzahl an Menschen, die das ausgeben können. Aber das ist leider die Natur des Motorsports. Und für uns ist die Breite einfach zu groß, dass wir uns junge Menschen anschauen, die noch keinen Kontakt mit dem Sport haben."
Das erfolgversprechendste deutsche Talent wird anschließend nicht automatisch gefördert: Nur wenn es auch international mithalten kann, will Mercedes tätig werden. "Wir sind keine Charity", stellt Toto Wolff klar. Wenn ein Talent aber überzeugen kann, gibt es die geballte Mercedes-Unterstützung.
"Wenn es dieses Talent gibt und wenn es gesichtet wird, dann braucht sich seine Familie oder der junge Mensch selbst keine Sorgen um die Finanzierung mehr machen. Das ist der Gamechanger", meint Wolfgang Dürheimer, Vorstandsvorsitzender der ADAC Stiftung Sport. Mercedes will die Kosten für die weitere Karriere tragen. Für die weiteren Stationen in Kart- und Formelsport ist durchaus ein zweistelliger Millionenbetrag nötig.
Ein Problem, das viele davon abhält, überhaupt erst mit dem Motorsport anzufangen. "Und das ist die Message, die wir heute an die Jungs und Mädels in Deutschland senden wollen", erklärt Mercedes-Boss Källenius: "Geht in den Motorsport, setzt euch ins Kart. Es gibt die Chance, dass ihr vielleicht eines Tages im Cockpit eines Mercedes AMG sitzt. Vielleicht wird nicht jeder damit aufhören, Fußball zu spielen und in den Motorsport gehen, aber wir wollen zumindest dazu beitragen, dass es die Chance gibt. Wir wollen inspirieren und ein Signal senden."
Talentsuche beginnt bereits dieses Jahr
Noch in diesem Jahr soll es bereits ein erstes Auswahlverfahren geben. Findet sich kein geeignetes Talent, startet 2026 ein neuer Versuch. Gleichzeitig bedeutet ein gefördertes Talent nicht das Ende des Programms. Mercedes wird außerdem das bisherige Nachwuchsprogramm, das von Gwen Lagrue geleitet wird und die beiden aktuellen Fahrer George Russell und Kimi Antonelli hervorgebracht hat, weiter wie gehabt betreiben.
Elia Weiss (Sohn von Rennfahrerin Claudia Hürtgen) und Montego Maassen (Sohn von Rennfahrer Sascha Maasen), beide gefördert vom Motorsport Team Germany, waren bereits in Spa Gäste von Mercedes. Die beiden Formel-4-Piloten sind auf der Karrierestufe schon weiter und fallen nicht mehr in die Kriterien, bekamen aber schon Unterstützung von Mercedes bei einem Formel-4-Test und können sich Hoffnung auf mehr machen.



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